Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
deutete darauf hin, dass der betrunkene, verwirrte Administrator Rankin Meiklejohn ihm überhaupt etwas geben würde, wenn er, Casher, dieses Mädchen nicht tötete.
Doch diese Aufgabe war vergessen. Trotz der Tatsache, dass er nach Beauregard gekommen war, um sie zu töten, befand er sich mittlerweile auf einer Reise ohne Ziel. Jahre trauriger Erfahrungen hatten ihn gelehrt: Wenn ein Projekt in Stücke zerfiel, besaß er noch immer die Aufgabe, persönlich zu überleben, falls sein Leben irgendetwas für seinen Heimatplaneten Mizzer bedeutete und falls seine Rückkehr, auf irgendeine Weise, den Zwölf Nilen die Freiheit zurückbringen konnte.
Er blickte jetzt das Mädchen mit etwas mehr Gelassenheit an. Wie konnte sie ihm bei seinen Plänen helfen? Oder ihn daran hindern? Die Versprechungen, die sie ihm machte, waren zu vage, um von wirklichem Nutzen in der traurigen, komplizierten Welt der Politik zu sein.
Er versuchte nur, sich an ihrer Gesellschaft und an dem seltsamen Ort, an dem er sich aufhielt, zu erfreuen.
Der Golf von Esperanza lag genau in seinem Blickfeld. Am fernen Horizont konnte er die glücklosen Tornados erkennen, die versuchten, sich ihren Weg durch die Wettermaschinen zu wirbeln, die noch immer auf Kosten von Beauregard funktionierten und entlang der Küste von Ambiloxi bis nach Mottile standen. Er konnte die Küstenlinie sehen, bedeckt von Tang, der einst Geld gebracht hatte und nun eine Plage war. Verfallene Gebäude in der Ferne waren vermutlich die Überreste der Verarbeitungsfabriken; die künstlich wirkenden Korallenburgen versperrten ihm den Blick auf sie.
Und dieses Haus – welche Rolle spielte eigentlich dieses Haus?
Ein Untermädchen, gespenstisch weise, das selbst zugab, das Ergebnis einer ungesetzlichen Persönlichkeitsübertragung zu sein; ein Meister, der ein lebender Leichnam war; eine Drohung, von der nicht einmal im Haus offen gesprochen werden durfte; ein Haushalt, der die Planetenregierung verdrängt zu haben schien; eine Planetenregierung, die die Instrumentalität aus unerforschlichen Gründen hatte untergehen lassen. Warum? Warum? Und nochmals warum?
Das Schildkrötenmädchen sah ihn an. Wenn er ein Kunststudent gewesen wäre, hätte er behauptet, dass sie ihm das zärtliche, weibliche und allumfassende Lächeln einer Madonna schenkte, aber er kannte die Darstellungen auf alten Gemälden nicht; er wusste nur, dass dieses Lächeln für S’ruth charakteristisch war.
»Sie fragen sich …«, sagte sie.
Er nickte, fühlte plötzlich verdrossen, dass nur Worte sie verbanden.
»Sie fragen sich, warum die Instrumentalität Sie hierhin hat kommen lassen?«
Er nickte wieder.
»Ich weiß es auch nicht«, gestand sie und griff nach seiner Hand. Seine rechte Hand wirkte wie die haarige Pranke eines Riesen, als sie sie in ihren feinen, zarten Kleinmädchenhänden hielt; aber die Kraft ihrer Augen und die Festigkeit ihrer Stimme zeigten, dass sie es war, die beruhigte, nicht er.
Das Kind half ihm !
Die Vorstellung war abscheulich, unmöglich, wahr.
Sie reichte aus, ihn zu alarmieren, ihn ihre Hand drücken zu lassen. Sie umklammerte ihn mit weicher Zartheit, schwacher Stärke, und er konnte ihr nicht widerstehen. Wieder war da dieses Gefühl, das ihn so überwältigt hatte, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, an der Tür von Beauregard, und es ihm nicht gelungen war, sie zu töten; das Gefühl, als ob er sie bereits gekannt und schon immer geliebt hätte. (Gab es nicht einige Planeten, auf denen exzentrische Menschen einem schrecklichen Kult huldigten und glaubten, dass menschliche Wesen endlos wiedergeboren wurden und fragmentarische Erinnerungen an ihre eigenen früheren Menschenleben besaßen? Es war fast etwas Ähnliches. Hier. Jetzt. Er kannte das Mädchen nicht, aber er hatte sie immer gekannt. Er liebte das Mädchen nicht, und trotzdem hatte er sie von Anbeginn der Zeit an geliebt.)
So zart, dass es fast ein Flüstern war, sagte sie: »Warten Sie. Warten Sie. Ihr Tod mag schon bald durch diese Tür kommen, und ich will Ihnen verraten, wie ihm zu begegnen ist. Aber zuvor muss ich Ihnen das schönste Ding der Welt zeigen.«
Trotz ihrer kleinen Hand, die zart und fest in seiner lag, erklärte Casher irritiert: »Ich bin es müde, hier auf Henriada in Rätseln zu sprechen. Der Administrator hatte mir den Auftrag gegeben, dich zu töten, und ich habe versagt. Dann hast du mir einen Kampf versprochen und mir stattdessen eine gute Mahlzeit vorgesetzt. Nun sprichst
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