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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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nach Luft schnappen musste und schwieg.
    »Ich habe eine Aufgabe für Sie«, fügte das erstaunliche Kind hinzu.
    »Eine Aufgabe? Hier?«
    »Ja. Etwas Schlimmeres als Mord. Und Sie müssen es tun, Casher, wenn Sie von hier fortkommen wollen, bevor ich sterbe, und das wird erst in neunundachtzigtausend Jahren sein.« Sie blickte sich um. »Schnell!«, flüsterte sie. »Eunice kommt, und ich will sie nicht erschrecken, indem ich sie die furchtbaren Dinge erfahren lasse, die Sie tun müssen.«
    »Hier?«, flüsterte er. »Genau hier, in diesem Haus?«
    »Genau hier, in diesem Haus«, bestätigte S’ruth im normalen Tonfall, als Eunice den Raum betrat und ein großes Tablett trug, auf dem sich Teller mit Essen und zwei Krügen mit Getränken befanden.
    Casher starrte die menschliche Frau an, die so fröhlich für ein Tier arbeitete; aber weder Eunice, die geschäftig den Tisch deckte, noch S’ruth, die – Schildkröte und Frau, die sie war – sich nicht davon abhalten ließ, das Besteck mit freundlicher Entschiedenheit zu korrigieren, gönnten ihm die geringste Aufmerksamkeit.
    Die Worte hallten in seinem Kopf: »In diesem Haus … Etwas Schlimmeres als Mord.« Das ergab keinen Sinn. Genauso wenig, wie einen Fünfuhrtee vor fünf Uhr metrischer Zeit zu genießen.
    Er seufzte, und beide blickten ihn an – Eunice mit amüsierter Neugierde, S’ruth mit zärtlicher Anteilnahme.
    »Er erträgt es besser als die meisten anderen, Ma’am«, bemerkte Eunice. »Die meisten, die hierhinkommen, um Sie zu töten, sind sehr durcheinander, wenn sie herausfinden, dass sie es nicht fertigbringen.«
    »Er ist ein Mörder, Eunice, ein richtiger Mörder, deshalb glaube ich nicht, dass er sehr aufgeregt war.«
    Eunice drehte sich sehr liebenswürdig zu ihm herum und sagte: »Ein Mörder, Sir? Es ist ein Glück, dass wir Sie hier haben. Die meisten von ihnen sind schreckliche Amateure, und dann muss die Lady sie trösten und pflegen, bevor wir etwas für sie finden können, für das sie nützlich sind.«
    Casher konnte eine kurze Frage nicht unterdrücken: »Sind all die anderen Möchtegern-Mörder noch immer hier?«
    »Die meisten, Sir. Die, die zu nichts zu gebrauchen sind. Wie ich. Wo sollen wir denn auch hingehen? Zurück zu Rankin Meiklejohn, dem Administrator?« Eunice sagte Letzteres voll Verachtung, knickste vor ihm, verbeugte sich tief vor dem Frauenmädchen S’ruth und verließ den Raum.
    S’ruth blickte Casher O’Neill freundlich an. »Das Essen wird Ihnen nicht gut bekommen, wenn Sie hier nur ruhig sitzen bleiben und auf schlechte Nachrichten warten. Als ich Ihnen sagte, dass ich etwas Schlimmeres als Mord von Ihnen verlange, sagte ich das vermutlich vom Standpunkt einer Frau aus. Wir haben in diesem Haus einen geisteskranken Mörder. Er ist ein Hausgast, und er wird durch altnordaustralisches Recht geschützt. Das bedeutet, dass wir ihn nicht töten oder hinauswerfen können, da er fast so unsterblich ist wie ich. Ich hoffe, dass Sie und ich ihn davon abhalten können, meinen Meister zu belästigen. Er ist zu verrückt, als dass ich ihn über seine Gefühle erreichen könnte. Absolute, vollkommene, schreckliche Furcht vermag es vielleicht, und für diese Aufgabe wird ein Mann benötigt. Wenn Sie das übernehmen, werde ich Sie reich belohnen.«
    »Und wenn ich mich weigere?«, fragte Casher.
    Wieder blickte sie ihn an, als ob sie durch seine Augen bis auf den Grund seiner Seele blicken wollte; wieder empfand er für sie Mitleid, das noch immer leicht von dem männlichen Verlangen verdrängt wurde, das er gespürt hatte, als er sie zum ersten Mal auf der Türschwelle von Beauregard gesehen hatte.
    Ihre Blicke lösten sich voneinander.
    S’ruth sah zu Boden. »Ich kann nicht lügen«, sagte sie, als ob dies ein Makel sei. »Wenn Sie mir nicht helfen, dann muss ich mich auf das beschränken, was in meiner Macht steht. Sie hier leben lassen, Sie in diesem Haus schlafen und essen zu lassen, bis Sie sich langweilen und mich um eine einfache Arbeit auf dem Gut bitten. Ich könnte Sie zum Arbeiten bringen« – sie blickte zu ihm auf und errötete bis zur Spitze ihres Mieders – »indem ich Sie sich in mich verlieben lasse, aber das wäre nicht nett. Ich will es nicht auf diese Art erreichen. Entweder Sie gehen auf den Handel ein oder nicht. Es liegt an Ihnen. Jedenfalls – wir sollten zunächst essen. Ich bin seit dem Morgengrauen auf den Beinen, in Erwartung eines weiteren Mörders. Ich habe mich sogar gefragt, ob

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