Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
dass er sie besaß. Es war schwer, es einfach zu beschreiben; es war, als ob jemand zu ihm, Casher, sagen würde: »Dieser hier ist im linken vorderen Bereich seines Bewusstseins verwundbar, aber der andere ist gut abgeschirmt und muss über das Mittelhirn erreicht werden.« Casher musste keine Furcht davor haben, etwas durch den Ausdruck seines Gesichtes zu verraten. Er war zu schwer verbrannt und litt zu große Qualen, um durch sein Mienenspiel etwas preiszugeben. (Irgendwo hatte er die wilde Geschichte der Hechizera von Gonfalon gehört! Irgendwo brausten Stürme ohne Unterlass vor einem wolkenverhangenen gelblichen Himmel über unfruchtbar gewordenem Marschland! Aber wo, wann, was war das? Er konnte keine Zeit an Erinnerungen verschwenden. Er musste um sein Leben kämpfen.)
»Friede sei mit Ihnen«, flüsterte er den beiden zu.
»Und Friede sei mit Ihnen«, erwiderten sie gleichzeitig, mit leichter Überraschung.
»Beugen Sie sich über mich, bitte«, sagte Casher, »damit ich nicht schreien muss.«
Sie standen stocksteif da.
Irgendwo in den Tiefen seiner Erinnerung und seines Verstandes fand Casher den richtigen Ton, der seine Stimme wie eine Trägerwelle benutzen konnte und sie handeln lassen würde, wie er es wollte.
»Das ist Mizzer«, flüsterte er.
»Natürlich ist das Mizzer«, schnappte der Geheimdienstcolonel. »Und Sie sind Casher O’Neill. Was machen Sie hier?«
»Beugen Sie sich über mich, meine Herren«, bat er leise und senkte seine Stimme so, dass sie ihn kaum verstehen konnten.
Diesmal beugten sie sich über ihn.
Cashers verbrannte Hände griffen nach ihren Händen. Die Offiziere bemerkten es, aber da er krank und unbewaffnet war, ließen sie es zu.
Plötzlich fühlte er ihre Gedanken in seinem eigenen Bewusstsein strahlen, so hell, als hätte er ihre glühenden, denkenden Gehirne mit einem einzigen Bissen verspeist.
Er sprach nicht mehr.
Er dachte – überwältigende, unwiderstehliche Gedanken.
Ich bin nicht Casher O’Neill. Sie werden seinen Leichnam in einem anderen Raum finden, vier Türen weiter. Ich bin der Zivilist Bindaoud.
Die beiden Colonels starrten ihn an, atmeten schwer.
Niemand sagte ein Wort.
Casher fuhr fort: »Unsere Fingerabdrücke und Aufnahmen wurden vertauscht. Geben Sie mir die Fingerabdrücke und Papiere des toten Casher O’Neill. Begraben Sie ihn dann, still, aber mit allen Ehren. Einst liebte er Ihren Führer, und es gibt keinen Grund, wilde Gerüchte über seine Rückkehr aus dem Weltraum zu verbreiten. Ich bin Bindaoud. Sie werden meine Unterlagen in Ihrem Frontbüro finden. Ich bin kein Soldat. Ich bin ein ziviler Techniker, der den Salzpegel in der Biochemie der Soldaten unter Frontbedingungen studiert. Sie haben mich gehört, meine Herren. Sie hören mich jetzt. Sie werden mich immer hören. Aber Sie werden sich nicht daran erinnern, meine Herren, wenn Sie erwachen. Ich bin krank. Sie können mir Wasser und ein Beruhigungsmittel geben.«
Sie standen noch immer da, verzaubert von der Berührung seiner kräftigen verbrannten Hände.
Casher befahl: »Aufwachen!«
Er ließ ihre Hände los.
Der Sanitätscolonel blinzelte und sagte freundlich: »Ihnen wird es bald besser gehen, Sir und Doktor Bindaoud. Ich werde die Ordonnanz veranlassen, dass sie Ihnen Wasser und ein Beruhigungsmittel bringt.« Zu dem anderen Offizier sagte er: »Ich habe da einen interessanten Leichnam vier Türen weiter. Ich glaube, Sie sollten ihn sich einmal ansehen.«
Casher O’Neill versuchte an die jüngste Vergangenheit zu denken, aber um ihn war das blaue Licht Mizzers, war der Sandgeruch, waren die Geräusche von galoppierenden Pferden. Für einen Moment überkam ihn die Erinnerung an das blaue Kleid eines großen Kindes, und er wusste nicht, warum er beinahe weinte.
Planet des Sandes
Dies ist die Geschichte des Sandplaneten Mizzer, der alle Hoffnung aufgegeben hatte, als der Tyrann Wedder die Herrschaft des Terrors und der Gewalt einführte. Und von seinem Befreier, Casher O’Neill, über den seltsame Dinge berichtet werden – von dem Tag des Blutes, an dem er aus seiner Heimatstadt Kaheer floh, bis er zurückkehrte, um das Blutvergießen bis an das Ende seiner Tage zu unterbinden.
Überall, wo Casher hinkam, beherrschte ihn nur ein Gedanke: die Befreiung seines Planeten von den Tyrannen, die er selbst an die Macht hatte kommen lassen, als sie sich zusammen gegen seinen Onkel, den unsäglichen Kuraf, verschworen hatten. Er vergaß niemals Kaheer am Ersten
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