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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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heimgekehrt.
    Er ging geradewegs zum Palast. Der Mittag glühte in der hellen, gelben Sonne, die über den Himmel von Kaheer wanderte. Die weißgekalkten Mauern im arabischen Stil standen sicher und fest wie seit Tausenden von Jahren. Erst am Tor wurde er angerufen, aber der Posten zögerte, als Casher sagte: »Ich bin Bindaoud, treuer Diener von Colonel Wedder, und dies ist ein Straßenkind, das ich heilen werde, um unserem guten Colonel meine Kräfte vorzuführen.«
    Der Wächter sagte etwas in einen kleinen Kasten, der in der Mauer eingelassen war.
    Casher durfte passieren. Der Spürhund trottete neben ihm her. Als er durch die mit kostbaren Teppichen ausgelegten Korridore schritt, in denen sie Militärs und Zivilisten begegneten, fühlte er sich glücklich. Dies war nicht Wedders Palast, obwohl Wedder in ihm lebte. Dies war sein eigener Palast. Er, Casher, war in ihm geboren. Er kannte ihn. Er kannte jeden einzelnen Gang.
    Die Jahre hatten nur sehr wenig verändert. Casher wandte sich nach links in einen offenen Hof. Die Gerüche von Salzwasser und Sand und von den hier untergebrachten Pferden mischten sich hier. Er seufzte leise bei so viel Vertrautem, bei einem solch guten und freundlichen Willkommen. Er wandte sich wieder nach rechts und stand vor einer großen, hohen Treppe. Auf jeder der Stufen hatte der sie bedeckende Teppich ein anderes Muster.
    Sein Onkel Kuraf hatte stets am oberen Ende dieser langen Treppe gestanden, während Männer und Frauen, Jungen und Mädchen zu ihm gebracht wurden, um Spielzeuge seiner abnormen Gelüste zu werden. Kuraf war zu fett gewesen, um diese Treppe hinunterzusteigen und sie in Empfang zu nehmen. Er ließ die Gefangenen in seine Lasterhöhle hinaufkommen. Casher war am Treppenende angekommen und wandte sich nach links.
    Es war nun keine Höhle der Laster mehr.
    Es war das Büro von Colonel Wedder. Und er, Casher, stand jetzt davor.
    Wie seltsam es war, dieses Büro zu betreten, das Ziel all seiner Hoffnungen, den einen Punkt im ganzen Universum, nach dem seine fiebrige Rache verlangt hatte, bis er sich selbst für verrückt hielt. Wie oft hatte er sich überlegt, dieses Büro aus der Umlaufbahn zu bombardieren oder es mit der dünnen Klinge eines Laserstrahls zu zerschneiden oder es mit Chemikalien zu vergiften oder es mit Truppen zu besetzen. Er hatte sich ebenfalls überlegt, Feuer über das Gebäude zu gießen oder es in Wasser zu ertränken. Er hatte davon geträumt, Mizzer zu befreien – selbst um den Preis der lieblichen Stadt Kaheer –, indem er einen kleinen Asteroiden darauf werfen und in einer interplanetarischen Tragödie die Stadt selbst vernichten würde. Und die Stadt, unter dem Brüllen des Aufpralls, wäre in thermonuklearer Weißglut vergangen und zu einem vergifteten See am Ende der Zwölf Nile geworden. Er hatte über tausend Möglichkeiten nachgedacht, die Stadt zu betreten oder sie zu zerstören, nur um Wedder zu zerstören. Nun war er hier. Und Wedder ebenfalls.
    Wedder wusste nicht, dass er, Casher O’Neill, zurückgekehrt war.
    Auch wusste er nicht, zu wem Casher O’Neill geworden war – einem Meister des Weltraums, einem Reisenden, der ohne Schiffe reiste, dem Übermittler von Plänen, die seltsamer waren, als es sich jemand auf Mizzer vorstellen konnte.
    Sehr ruhig, sehr entspannt, sehr still, sehr sicher betrat das Schicksal in der Person Casher O’Neills das Vorzimmer Wedders. Sehr bescheiden fragte er nach dem Colonel.
    Zum Glück war der Diktator abkömmlich.
    Er hatte sich nur wenig verändert, seit Casher ihn das letzte Mal gesehen hatte, war ein wenig älter, ein wenig dicker, ein wenig weiser geworden – vermutlich. Casher war sich nicht sicher. Jede Zelle und jede Faser seines Körpers war angespannt. Er war bereit, die Aufgabe zu erfüllen, die Lichtjahre hatten schmerzen lassen, für die Welten sich gedreht hatten, und von der er wusste, dass sie in nur einem Augenblick getan war. Er trat Wedder entgegen und schenkte ihm ein bescheidenes, zuversichtliches Lächeln.
    »Ihr Diener, der Techniker Bindaoud, Sir und Colonel«, sagte Casher.
    Wedder blickte ihn seltsam an. Er reichte ihm die Hand, und kurz bevor sich ihre Hände berührten, äußerte Wedder die letzten Worte, die er aus eigenem Antrieb sagen sollte. Während des Händeschüttelns sprach Wedder, und auch seine Stimme klang seltsam: »Wer sind Sie?«
    Casher hatte geträumt, dass er sagen würde: »Ich bin Casher O’Neill, zurückgekehrt aus unvorstellbaren Weiten,

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