Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
später hättest du vielleicht selbst herausgefunden, wer ich wirklich bin, und ich dachte, es ist besser, du erfährst es direkt von mir. Ich bin dein Vater.«
Sie rührte sich nicht. Tatsächlich rührte sie sich überhaupt nicht. Casher betrachtete sie und konnte seine Gesichtsform in der ihren wiedererkennen und auch seine langen schmalen Hände. Er konnte erkennen, dass der Sturm der Pflicht, der ihn von Kummer zu Kummer geblasen, der Wind des Gewissens, der seine Träume von Rache am Leben erhalten hatte, sich in ihr auf völlig andere Weise ausdrückte. Es war zwar auch eine Kraft in ihr, aber keine, die er verstand.
»Ich habe jetzt Kinder, und ich möchte nicht, dass du sie siehst. Tatsächlich hast du mir nie etwas Gutes getan, hast mich nur gezeugt. Du hast mir nie etwas Schlechtes getan, hast nur mein Leben von den Sternen aus bedroht. Ich bin deiner müde, und ich bin aller Dinge müde, die du warst oder vielleicht sein wirst. Vergessen wir es. Kannst du nicht deines Weges ziehen und mich in Ruhe lassen? Ich mag deine Tochter sein, aber ich kann nichts gegen meine Gefühle tun.«
»Wenn du es wünschst. Ich habe viele Abenteuer bestanden, doch ich beabsichtige nicht, dich damit zu belästigen. Ich kann sehen, dass du so etwas wie ein gutes Leben zu führen scheinst, und ich hoffe, dass das, was ich heute Morgen im Palast getan habe, dafür sorgen wird, dass es noch besser wird. Du wirst es bald herausfinden. Lebe wohl.«
Die Tür ging zu, und Casher wandte sich ab und überquerte den sonnenüberfluteten Marktplatz der Lederhandwerker. Goldene Vliese gab es dort. Tierfelle, kunstvoll mit sehr feinen Fäden aus Blattgold durchzogen, funkelten im Sonnenlicht. Casher blickte auf und sich um.
Wohin gehe ich jetzt?, dachte er. Wohin gehe ich, wenn ich alles getan habe, was zu tun war? Wenn ich jeden geliebt habe, den ich lieben wollte, wenn ich alles war, was ich sein wollte? Was unternimmt ein Mann mit einer Mission, wenn die Mission erfüllt ist? Wer kann leerer sein als ein Sieger? Wenn ich verloren hätte, könnte ich noch immer auf Rache sinnen. Aber ich habe nicht verloren. Ich habe gewonnen. Und ich habe nichts gewonnen. Ich habe von dieser wundervollen Stadt nichts für mich verlangt. Ich verlange nichts von dieser wundervollen Welt. Wohin gehe ich, wenn ich nirgendwo hingehen kann? Was wird aus mir, wenn ich für den Tod noch nicht bereit bin und keinen Grund mehr zum Leben habe?
Da überkam ihn die Erinnerung an den Planeten Henriada, mit den schlangengleich tanzenden Wirbelstürmen. Er konnte das schmale, bleiche, ruhige Gesicht des Mädchens S’ruth sehen, und er erinnerte sich schließlich an das, was sie in ihrer Hand gehalten hatte. Es war Magie. Es war das geheime Zeichen der Alten Starken Religion. Der Mann, der ewig starb, genagelt an die beiden hölzernen Balken. Es war das Geheimnis hinter der Zivilisation all dieser Sterne. Es war die Sensation des Ersten Verbotenen, des Zweiten Verbotenen, des Dritten Verbotenen. Es war das Geheimnis, mit dem Roboter, Ratte und Klopte verbunden waren, als sie von Weltraum 3 zurückkehrten. Er wusste, was er zu tun hatte.
Er konnte nicht zu sich selbst finden, weil es kein Selbst gab, das zu finden war. Er war ein Werkzeug. Ein Gefäß, benutzt und weggeworfen. Er war eine Scherbe, die auf den Abfall der Zeit geworfen worden war, und trotzdem war er ein Mann mit Augen und einem denkenden Gehirn voll ungewöhnlicher Kräfte.
Er griff mit seinen Gedanken hinauf in den Himmel, rief nach einer Flugmaschine. »Komm und hole mich«, verlangte er, und die große geflügelte, vogelähnliche Maschine glitt über die Dächer und ließ sich langsam auf den Platz herunter.
»Sie haben gerufen, Sir?«
Casher griff in seine Tasche und holte den imaginären Pass heraus, von Wedder unterzeichnet, der ihm gestattete, alle Fahrzeuge der Republik im geheimen Auftrag des Regimes von Colonel Wedder zu benutzen. Der Sergeant erkannte den Pass, und vor lauter Hochachtung traten ihm beinahe die Augen aus dem Kopf.
»Können Sie den Neunten Nil mit dieser Maschine erreichen?«
»Leicht«, sagte der Sergeant und nickte. »Aber Sie sollten sich zuerst Schuhe anziehen. Eisenschuhe, weil der Boden dort hauptsächlich aus Obsidian, vulkanischer Glaslava, besteht.«
»Warten Sie hier auf mich«, sagte Casher. »Wo kann ich solche Schuhe bekommen?«
»Zwei Straßen weiter, und nehmen Sie lieber auch gleich zwei Flaschen für Wasser mit.«
IV
In kürzester Zeit war er
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