Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
wieder zurück. Der Sergeant sah zu, wie er die Flaschen am Brunnen füllte. Er nahm seine medizinischen Insignien ohne ein Wort zur Kenntnis und zeigte ihm, wie er auf dem engen, schmalen Notsitz des großen Maschinenvogels sitzen konnte. Sie legten die Sicherheitsgurte an, und der Sergeant fragte: »Fertig?« Dann spreizte der Ornithopter die Schwingen und erhob sich in die Lüfte.
Die großen Schwingen waren wie Ruder, die in ein großes Meer tauchten. Sie stiegen rasch, und bald lag Kaheer unter ihnen, die zierlichen Minarette und der weiße Sand mit dem Rennrasen entlang des Flusses und die grünen Felder und auch die Pyramiden, die Kopien von der Alten Erde waren.
Der Pilot schaltete, und die Maschine flog schneller. Die Schwingen, obwohl weit schwächer als jedes Düsentriebwerk, schlugen gleichmäßig und trugen sie mit respektabler Geschwindigkeit über die weite, kahle Wüste. Casher besaß noch immer seine Dezimaluhr von Henriada und stellte fest, dass bereits zwei volle Dezimalstunden vergangen waren, als sich der Sergeant zu ihm umdrehte und ihn freundlich aus dem Schlummer riss, in den er gefallen war, ihm etwas zurief und nach unten deutete. Ein Streifen Silber, eingerahmt von zwei Streifen Grün, schlängelte sich durch eine Wildnis aus Schwärze, glühender, glitzernder Schwärze, umgeben von dem hellen Sand der ewigen Wüste.
»Der Neunte Nil?«, rief Casher. Der Sergeant lächelte das Lächeln eines Mannes, der nichts gehört hatte, aber der liebenswürdig sein wollte, und der Ornithopter sank mit einer torkelnden Plötzlichkeit zu einer Flussschleife hinunter. Einige Gebäude wurden sichtbar. Sie waren bescheiden und klein. Vielleicht Bungalows für Besucher. Nicht mehr.
Es war nicht die Aufgabe des Sergeanten, jemandem zu misstrauen, der im geheimen Auftrag von Colonel Wedder unterwegs war. Er zeigte dem durch das lange Sitzen verkrampften Casher, wie er am besten aus dem Ornithopter herauskam, dann salutierte er und sagte: »Noch etwas, Sir?«
»Nein«, winkte Casher ab. »Ich gehe meinen eigenen Weg. Wenn man Sie nach mir fragt, dann sagen Sie, ich sei Doktor Bindaoud und Sie haben mich auf meinen Befehl hin allein zurückgelassen.«
»Jawohl, Sir«, sagte der Sergeant, und die große Maschine spreizte ihre leuchtenden Schwingen, flatterte, kreiste, stieg nach oben, wurde zu einem Punkt und verschwand.
Casher stand einsam da. Völlig allein. Viele Jahre lang hatte ihn der Gedanke an ein Ziel, der Drang, etwas zu tun, gestützt, und nun lagen der Drang und das Ziel hinter ihm, und sein Leben lag hinter ihm, und die Zukunft war ohne Sinn, und er besaß nichts. Alles, was er besaß, waren Gesundheit und große Kräfte. Aber es war nicht das, was er wollte. Er hatte die Befreiung ganz Mizzers gewollt. Aber das hatte er schon erreicht. Was also dann? Er stolperte fast über eines der Gebäude.
Eine Stimme ertönte. Die Stimme einer Frau. Die freundliche Stimme einer alten Frau.
Unerwartet sagte sie: »Ich habe auf Sie gewartet, Casher; treten Sie ein.«
V
Er starrte sie an. »Ich kenne dich«, sagte er. »Ich kenne dich irgendwoher. Ich kenne dich gut. Du hast mein Schicksal beeinflusst. Du hast etwas in mir bewirkt, und trotzdem weiß ich nicht, wer du bist. Wie konntest du mich hier erwarten, wenn nicht einmal ich wusste, dass ich an diesen Ort kommen würde?«
»Alles zu seiner Zeit«, erwiderte die Frau. »Was Sie brauchen, ist Ruhe. Ich bin H’alma, die Hundefrau von Pontoppidan. Die Geschirrwäscherin.«
»Du!«, rief er.
»Ich«, sagte sie und nickte.
»Aber du … aber du … Wie bist du hergekommen?«
»Ich bin hier. Ist das nicht offensichtlich?«
»Wer hat dich geschickt?«
»Sie befinden sich auf dem Weg zur Wahrheit. Sie können genauso gut ein wenig mehr davon hören. Ich wurde von einem Lord hierhergeschickt, dessen Namen ich niemals nennen werde. Einem Lord der Untermenschen. Der von der Erde aus handelt. Er entsandte eine andere Hundefrau, um meinen Platz einzunehmen. Und er hat mich hierher als einfaches Gepäck verschifft. Ich habe in dem Krankenhaus gearbeitet, in dem Sie sich erholt haben, und Ihre Gedanken gelesen, als es Ihnen wieder gutging. Ich wusste, was Sie mit Wedder vorhatten, und ich war sicher, dass Sie an diesen Ort kommen würden, zum Neunten Nil, weil dies die Straße ist, die alle Suchenden benutzen müssen.«
»Bedeutet das, dass du die Straße zum …« Casher zögerte. »… zu dem Heiligen der Ruchlosen kennst, dem Dreizehnten
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