Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
voller Leben. Ich wünschte, es wäre mir möglich, mich der Verjüngung zu unterziehen, aber da dies unmöglich ist, sollten wir Karla zu uns holen.«
Er stimmte so rasch zu, dass es ein wenig ihre Gefühle verletzte. »Ja, ich glaube auch, dass wir Karla holen sollten.« Er wandte sein Gesicht von ihr ab.
Mit schwankender Stimme sagte sie: »Ich weiß, dass du sie glücklich machen und sehr lieben wirst.«
Einen Moment lang verharrte er noch in Schweigen, bevor er sich wieder zu ihr herumdrehte.
Plötzlich bemerkte sie Falten in seinem Gesicht, Falten, die sie nie zuvor gesehen hatte.
»Was geschieht mit dir?«, fragte sie.
»Mein Liebes, meine letzte Liebe«, sagte er, »ich werde dich doppelt verlieren. Ich kann es nicht ertragen. Ich habe die Ärzte um ein Medikament gebeten, das die Verjüngung aufhebt. In einer Stunde werde ich so alt sein wie du. Wir werden zusammen gehen. Und irgendwo dort draußen werden wir Carlotta begegnen, und wir werden uns an den Händen halten, wir drei, inmitten der Sterne. Karla wird ihren eigenen Mann und ihr eigenes Schicksal finden.«
Gemeinsam saßen sie da und beobachteten die Landung von Karlas Raumschiff.
Scanner leben vergebens
Martel war zornig. Er war so aufgebracht, dass er noch nicht einmal auf die Idee kam, seinen Blutdruck nachzujustieren. Er stampfte quer durch den Raum, ohne etwas zu erkennen, nur nach Gefühl. Erst als er bemerkte, dass der Tisch umstürzte, und er an Luĉis Gesichtsausdruck erkannte, dass er dabei ein lautes Getöse verursacht hatte, blickte er an sich hinunter, um nachzusehen, ob er sich das Bein gebrochen hatte. Es war unversehrt. Scanner bis ins Innerste, musste er sich auch selbst immer scannen. Es geschah ganz automatisch, war wie ein Reflex. Die Überprüfung umfasste seine Beine, den Unterleib, den Brustkasten mit den Instrumenten, Hände, Arme, Gesicht und, mit Hilfe des Spiegels, den Rücken. Erst dann konnte Martel wieder zu seinem Zorn zurückkehren. Er benutzte seine Stimme, obwohl er wusste, dass seine Frau sein Brüllen hasste und es vorzog, wenn er schrieb.
»Ich sage dir, ich muss cranchen. Ich muss einfach cranchen. Es ist doch ganz allein meine Sache, findest du nicht?«
Als Luĉi antwortete, konnte er ihr nur einen Teil ihrer Worte von den Lippen ablesen. »Liebling … du bist mein Mann … Recht, dich zu lieben … gefährlich … es zu tun … gefährlich … warte …«
Er blickte sie an, erhob seine Stimme und fügte ihr damit noch mehr Schmerzen zu. »Ich sage dir, ich werde jetzt cranchen.« Als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte, packte ihn die Reue, und ein wenig sanfter fuhr er fort: »Kannst du nicht verstehen, was es für mich bedeutet? Dem schrecklichen Gefängnis meines Kopfes zu entkommen. Wieder ein Mann zu sein – deine Stimme zu hören, Rauch zu riechen. Wieder zu fühlen – meine Füße auf dem Boden zu fühlen, zu spüren, wie die Luft über mein Gesicht streicht? Weißt du denn nicht, was es für mich bedeutet?«
Ihre großäugige, verärgerte Besorgnis stieß ihn in seinen Zorn zurück. Er las nur einige Worte, als sich ihre Lippen bewegten: »… liebe dich … zu deinem Besten … glaubst du nicht, dass auch ich dich wieder menschlich sehen will … zu deinem Besten … zu viel … er sagte … sie sagten …«
Als er sie anschrie, erkannte er, dass seine Stimme besonders schrecklich geklungen haben musste. Er wusste, dass der Klang sie nicht weniger verletzte als die Worte. »Glaubst du, ich wollte, dass du einen Scanner heiratest? Habe ich dir nicht gesagt, dass wir fast so armselig sind wie die Habermänner? Ich sage dir, wir sind tot. Wir müssen tot sein, um unsere Arbeit zu erledigen. Wie kann sich jemand sonst ins Auf-und-Hinaus trauen? Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie der endlose Weltraum ist? Ich habe dich gewarnt. Aber du hast mich geheiratet. In Ordnung, du hast einen Menschen geheiratet. Bitte, Liebling, lass mich ein Mensch sein. Lass mich deine Stimme hören, lass mich die Wärme fühlen, die es bedeutet, zu leben, menschlich zu sein. Bitte!«
Er sah ihren Blick, der bedrückte Zustimmung verriet, und wusste, dass seine Argumente gesiegt hatten. Er benutzte nicht noch einmal seine Stimme. Stattdessen nahm er die Tafel, die an seiner Brust hing, in die Hand. Er bekritzelte sie, benutzte den spitzen Nagel seines rechten Zeigefingers – den Sprechfinger eines Scanners – und malte schnelle gerade Buchstaben.
Bte, Lblng, wo st dr Crnchdraht?
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