Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
Sammelstelle lag weiß leuchtend und abweisend streng sehr weit vor ihm. Martel blickte sich um. Er sah weder den Lichtschein eines aus dem Auf-und-Hinaus zurückkehrenden Schiffes noch das Flackern eines außer Kontrolle geratenen Weltraumfeuers. Alles war ruhig, so wie es sein sollte in einer dienstfreien Nacht.
Und trotzdem hatte Vomact nach ihm verlangt. Er hatte einen Notfall ausgerufen, der höher war als der Raum. Martel konnte die Ursache dafür nicht erkennen. Aber Vomact hatte ihn gemeldet.
II
Als Martel eintraf, fand er über die Hälfte der Scanner versammelt, insgesamt ungefähr zwei Dutzend. Er hob den Sprechfinger. Die meisten Scanner standen zu zweit beisammen, die Gesichter einander zugewandt, um die Worte von den Lippen des anderen ablesen zu können. Einige der alten, ungeduldigen Scanner kritzelten etwas auf ihre Tafel und hielten sie dann den anderen vor die Augen. Alle Gesichter wiesen den dumpfen, toten, gleichgültigen Ausdruck der Habermänner auf. Als Martel den Raum betrat, wusste er, dass die meisten anderen in der tiefen isolierten Abgeschiedenheit ihrer eigenen Gedanken lachten, dass jeder Dinge dachte, die es nicht wert waren, dass man sie in förmliche Worte kleidete. Es war sehr viel Zeit vergangen, seit zum letzten Mal ein Scanner gecrancht auf einer Versammlung erschienen war.
Vomact war nicht anwesend; vielleicht, dachte Martel, saß er noch immer vor dem Videophon, um die anderen zusammenzurufen. Die Lampe des Videophons ging an und aus; die Glocke läutete. Martel kam sich seltsam vor, als er erkannte, dass von allen Anwesenden er der Einzige war, der die laute Glocke hören konnte. Er verstand nun, warum es normale Menschen ablehnten, in der Gesellschaft von Habermännern oder Scannern zu sein. Martel blickte sich um, suchte nach bekannten Gesichtern.
Sein Freund Chang war anwesend. Dieser war eifrig damit beschäftigt, einigen alten, mürrischen Scannern zu erklären, dass er nicht wusste, warum Vomact sie gerufen hatte. Martel schaute sich weiter um und entdeckte Parizianski. Er ging zu ihm hinüber, schob sich durch die Menge, und an der Geschmeidigkeit, mit der er sich bewegte, war zu erkennen, dass er seine Füße fühlte und sie nicht beobachten musste. Verschiedene der Anwesenden starrten ihn mit ihren ausdruckslosen Gesichtern an und versuchten zu lächeln. Aber sie besaßen keine Kontrolle mehr über ihre Muskulatur, und ihre Gesichter verwandelten sich in schreckliche Masken. (Scanner wussten es gewöhnlich besser und verzichteten darauf, ihren Gesichtern, die sie nicht mehr beherrschen konnten, irgendeinen Ausdruck zu verleihen. Ich schwöre, dachte Martel , ich werde nur noch lächeln, wenn ich gecrancht habe. )
Parizianski machte ihm mit seinem Sprechfinger ein Zeichen. Als sie einander die Gesichter zugedreht hatten, sagte er: »Du kommst gecrancht hierher?«
Parizianski konnte seine eigene Stimme nicht hören, so dass er die Worte brüllte wie ein abgenutztes und beschädigtes Videophon. Martel war entsetzt, aber er wusste, dass die Frage nicht böse gemeint war; es gab keinen gutmütigeren Menschen als diesen stämmigen Polen.
»Vomact hat mich angerufen. Äußerster Notfall.«
»Hast du ihm gesagt, dass du gecrancht bist?«
»Ja.«
»Und trotzdem hat er verlangt, dass du kommst?«
»Ja.«
»Dann handelt es sich … Es geht gar nicht um den Weltraum? Du kannst nicht ins Auf-und-Hinaus fahren? Du bist jetzt wie ein gewöhnlicher Mensch?«
»Ja, so ist es.«
»Aber warum hat er uns dann gerufen?« Eine Gewohnheit aus der Zeit, als er noch kein Habermann gewesen war, veranlasste Parizianski, verständnislos seine Arme auszubreiten. Seine Hand streifte den Rücken des alten Mannes, der hinter ihm stand. Den Schlag konnte man im ganzen Raum vernehmen, aber nur Martel hörte ihn. Instinktiv scannte er Parizianski und den alten Scanner; sie scannten ihn daraufhin ebenfalls. Nur der alte Mann fragte, warum Martel ihn gescannt hatte. Als Martel erklärte, dass er unter dem Draht sei, bewegte sich der alte Mann eilends davon, um die Neuigkeit zu verbreiten, dass sich ein gecranchter Scanner in der Sammelstelle befand.
Doch selbst diese kleine Sensation vermochte die Aufmerksamkeit der meisten Scanner nicht von der Sorge über den Notfall abzulenken. Ein junger Mann, der vor einem knappen Jahr, bei seinem ersten Transit, begonnen hatte, als Scanner zu arbeiten, schob sich mit einer dramatischen Geste zwischen Parizianski und Martel. Theatralisch hielt er
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