Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
Vom Netzwerk:
behaupte, dass die Instrumentalität getäuscht wurde.« Er verstummte. Dann, als Antwort auf einige Fragen aus dem Publikum, die die meisten anderen nicht sehen konnten, erklärte er: »Ich erinnere an die geheime Pflicht der Scanner.« Er hob seine rechte Hand und bat um äußerste Aufmerksamkeit. »Und ich sage, Stone muss sterben.«

III
    Martel, noch immer gecrancht, schauderte, als er das Muhen, Stöhnen, Brüllen, Quietschen, Grunzen und Gurgeln vernahm, das die Scanner von sich gaben, als sie in ihrer Aufregung vergaßen, dass sie keine Laute hören konnten und doch ihre toten Körper zwangen, zu den tauben Ohren der anderen zu sprechen. Gürtellampen blitzten wild durch den Raum. Ein Ansturm auf das Podium entbrannte und einige Scanner prügelten sich auf der Plattform, wetteiferten um Aufmerksamkeit, bis Parizianski – durch seine bloße Leibesfülle  – die anderen zur Seite schob und der Versammlung seine Lippen zuwandte.
    »Brüder Scanner, ich bitte um eure Augen.«
    Die anderen auf dem Boden drängelten noch immer, stießen einander mit ihren gefühllosen Körpern. Schließlich trat Vomact zu Parizianski, blickte die anderen an und sagte: »Scanner, seid Scanner! Gebt ihm eure Augen.«
    Parizianski war kein guter Redner. Seine Lippen bewegten sich zu schnell. Er gestikulierte mit den Händen, die die Augen der anderen von seinem Mund ablenkten. Trotzdem war Martel in der Lage, dem größten Teil seiner Rede zu folgen.
    »… können dies nicht tun. Stone hat vielleicht doch Erfolg gehabt. Wenn er Erfolg gehabt hat, bedeutet dies das Ende der Scanner. Es bedeutet auch das Ende der Habermänner. Niemand von uns wird mehr im Auf-und-Hinaus kämpfen müssen. Niemand wird mehr unter den Draht zu gehen brauchen, um für einige Stunden oder Tage menschlich zu sein. Alle werden wir den Anderen gleichen. Niemand wird mehr cranchen müssen, niemals wieder. Menschen können Menschen sein. Die Habermänner können auf anständige Weise getötet werden, auf die Art, wie Menschen in den alten Tagen getötet wurden, keiner von ihnen braucht am Leben zu bleiben. Sie brauchen nicht mehr im Auf-und-Hinaus zu arbeiten. Es wird niemals wieder die Große Qual geben – überlegt doch mal! Niemals … wieder … die … Große … Qual! Woher wissen wir denn, ob Stone ein Lügner ist …«
    Lichter blitzten direkt in seine Augen. (Dies war die gröbste Beleidigung, die ein Scanner einem anderen Scanner zufügen konnte.)
    Vomact machte wieder von seiner Autorität Gebrauch. Er trat vor Parizianski und sagte etwas, das die anderen nicht sehen konnten. Parizianski verließ das Podium. Vomact sprach erneut.
    »Ich glaube, dass einige von uns Scannern mit unserem Bruder Parizianski nicht übereinstimmen. Ich ordne an, dass keiner mehr das Podium benutzen darf, bis wir Gelegenheit zu privaten Diskussionen gehabt haben. In fünfzehn Minuten werde ich die Versammlung wieder einberufen.«
    Martel blickte sich nach Vomact um. Als er ihn gefunden hatte, schrieb er rasch Buchstaben auf seine Tafel.
    Er hatte geschrieben: Bn crnchrt. Btt rspktvll m Erlbns, ghn z drfn, erwrt wtr Bfhl.
    Gecrancht zu sein, bewirkte seltsame Dinge bei Martel. Die meisten Versammlungen, denen er beigewohnt hatte, schienen förmliche und herzliche Zeremonien gewesen zu sein, durch die die dunkle innere Ewigkeit des Habermanndaseins erhellt worden war. Wenn er nicht gecrancht war, nahm er seinen Körper ebenso wenig wahr wie eine Marmorbüste ihren Marmorsockel. Er hatte schon oft unter den Scannern gestanden, mühelos Stunde um Stunde, während das langwierige Ritual die schreckliche Einsamkeit hinter seinen Augen durchbrach und ihn fühlen ließ, dass die Scanner, obwohl eine Bruderschaft von Verdammten, dennoch auf ewig durch die beruflichen Erfordernisse ihrer Verstümmelungen geehrt wurden.
    Diesmal war es anders. Er war gecrancht gekommen und im vollen Besitz des Riechens-Hörens-Schmeckens-Fühlens, und er reagierte mehr oder weniger wie ein normaler Mensch. Er sah seine Freunde und Kollegen als einen Haufen von Grausamkeit getriebener Geister, die das sinnlose Ritual ihrer unwiderruflichen Verdammnis zelebrierten. Was spielte es noch für eine Rolle, wenn man ein Habermann war? Wozu dieses Gerede über Habermänner und Scanner? Habermänner waren Kriminelle oder Häretiker, und Scanner waren geachtete Freiwillige, aber sie saßen alle in der gleichen Falle – nur dass die Scanner für wert befunden wurden, kurze Zeit über den Cranchdraht

Weitere Kostenlose Bücher