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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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ihn. Er war der Erste der zurückkehrenden Segler gewesen, und sie war die Lady, die mit der Seele segelte.
    Es war ein Glück, dass die Menschen keine Bilder von ihnen hatten. Der romantische Held war ein sehr jugendlich wirkender Mann, der vorzeitig gealtert und noch immer sehr krank war, als die Romanze begann. Und Helen Amerika war ein wenig verrückt, aber nicht unangenehm verrückt: eine starrsinnige, ernsthafte, traurige kleine Brünette, die unter dem Gelächter der Menschheit geboren war. Sie ähnelte keineswegs der hochgewachsenen, selbstbewussten Heldin, als die sie später von Schauspielerinnen immer dargestellt wurde.
    Wie dem auch sei, sie war eine wundervolle Seglerin. So weit stimmt alles. Und mit ihrem Körper und ihrem Verstand liebte sie Mr. Nicht-mehr-grau mit einer Ausschließlichkeit, die von den kommenden Zeitaltern weder übertroffen noch vergessen wurde. Die Geschichte mag die Patina ihrer Namen und ihrer Erscheinung entfernen, aber selbst die Geschichte kann nicht mehr tun, als die Liebe von Helen Amerika und Mr. Nicht-mehr-grau zu verklären.
    Und beide, daran sollte erinnert werden, waren Segler.

II
    Das kleine Mädchen spielte mit einem lebenden Spieltier. Sie war es leid, dass es ein Hühnchen war, und so veränderte sie es wieder und gab ihm die Gestalt eines pelzigen Bären. Als sie ihm, so weit es ging, die Ohren langgezogen hatte, wirkte das kleine Tier tatsächlich äußerst komisch. Ein leichter Windstoß warf das Tierspielzeug um, aber gutmütig richtete es sich wieder auf und knabberte selbstzufrieden am Teppich.
    Das Mädchen klatschte plötzlich in die Hände und platzte mit einer Frage heraus. »Mama, was ist ein Segler?«
    »Früher einmal gab es Segler, Liebling, vor sehr langer Zeit. Es waren mutige Männer, die die Schiffe hinaus zu den Sternen führten, die ersten Schiffe, die die Menschen fort von unserer Sonne brachten. Und sie besaßen große Segel. Ich weiß nicht genau, wie sie funktionierten, aber irgendwie muss das Licht sie angetrieben haben, und es kostete sie ein Viertel ihres Lebens, um eine einzige Fahrt in einer Richtung zu beenden. Zu dieser Zeit lebten die Menschen nur hundertsechzig Jahre, Liebling, und jede Fahrt, ob nun hin oder zurück, dauerte vier Jahrzehnte. Aber heute brauchen wir keine Segler mehr.«
    »Natürlich nicht«, sagte das Mädchen, »wir können heute einfach so reisen. Du hast mich mit zum Mars genommen und auch zur Neuen Erde, nicht wahr, Mama? Und wir können bald auch sonst überall hinfahren, und das dauert nur einen einzigen Nachmittag.«
    »Dank der Planoforme, Schätzchen. Aber es verging viel Zeit, bis die Menschen wussten, wie man planoformt. Und sie konnten damals nicht auf die gleiche Art wie wir reisen, deshalb brauchten sie große breite Segel. Sie bauten so große Segel, dass man sie nicht auf der Erde montieren konnte. Man musste sie im Weltraum aufhängen, auf halbem Weg zwischen Erde und Mars. Und weißt du, da geschah etwas sehr Lustiges … Hast du jemals von der Zeit gehört, als die Welt gefror?«
    »Nein, Mama, was meinst du damit?«
    »Nun, vor langer Zeit trieb eines dieser Segel ab und die Menschen versuchten es zu retten, denn es hatte eine Menge Arbeit gekostet, es herzustellen. Aber das Segel war so groß, dass es sich zwischen Erde und Sonne legte. Und dann gab es keinen Sonnenschein mehr, nur Nacht, die ganze Zeit über. Und es wurde sehr kalt auf Erden. Alle Atomkraftwerke liefen auf Hochtouren und die ganze Atmosphäre begann komisch zu riechen. Und die Menschen waren besorgt, und nach ein paar Tagen hatten sie das Segel aus dem Weg gezogen. Und dann schien die Sonne wieder.«
    »Mama, gab es unter den Seglern denn auch Mädchen?«
    Ein seltsamer Ausdruck glitt über das Gesicht der Mutter. »Es gab eine Frau. Später, wenn du älter bist, wirst du sicher einmal ihre Geschichte erfahren. Ihr Name war Helen Amerika, und sie segelte die Seele hinaus zu den Sternen. Sie war die einzige Frau, die es jemals gewagt hat. Es ist eine wundervolle Geschichte.« Die Mutter betupfte ihre Augen mit einem Taschentuch.
    Das Kind bat: »Mama, erzähl sie mir jetzt. Worum geht es in dieser Geschichte?«
    An diesem Punkt wurde die Mutter sehr streng und erklärte: »Schätzchen, es gibt einige Dinge, für die du noch zu klein bist, um sie zu verstehen. Aber wenn du ein großes Mädchen bist, werde ich dir alles darüber erzählen.« Die Mutter war eine freundliche Frau. Sie dachte einen Augenblick nach und fügte dann

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