Was bin ich wert
Ansprechpartner benannt werden«.
Konkrete Summen werden nur für den allerschlimmsten Fall genannt. Nach dem Einsatzversorgungsgesetz erhält die Witwe oder der Witwer beziehungsweise erhalten die versorgungsberechtigten Kindern eines getöteten Soldaten eine einmalige Entschädigung in Höhe von 60 000 Euro. Bei Eltern und nicht versorgungsberechtigten Kinder sind es 20 000 Euro, bei Großeltern und Enkeln 10 000 Euro. Bei amerikanischen GI s sind es hingegen 100 000 Dollar Sterbegeld und eine Lebensversicherung in Höhe von 400 000 Dollar.
Und als im Sommer 2008 ein deutscher Soldat in Afghanistan irrtümlich eine Frau und zwei Kinder erschoß, zahlte die Bundewehr für alle drei Menschen zusammen eine Entschädigung von 20 000 US -Dollar, etwa 15 000 Euro.
Ein inoffizieller Tarif, der anläßlich der Zahlungen an die Hinterbliebenen des von der Bundeswehr verantworteten Luftangriffs im afghanischen Kundus vom 4. September 2009 gesenkt wurde. Für die offiziell 102 Toten und Verletzten zahlte das Verteidigungsministerium jeder der 86 betroffenen Familien 5000 US -Dollar, etwa 3750 Euro – unabhängig davon wie viele Opfer sie jeweils zu beklagen hatten. Allerdings wurde darum gebeten, die Zahlungen nicht als eine »Entschädigung im Rechtssinne« zu verstehen.
Wesentlich routinierter und auf jeden Fall sparsamer behandeln die US -Amerikaner die sogenannten »Kollateralschäden« ihrer Kriegsführung. Betont freiwillig leisten sie in entsprechenden Situationen sogenannte »Trost- oder Beileidszahlungen«. Der Tarif liegt zwischen 2000 und 2500 Dollar im Todesfall und zwischen 400 und 1500 Dollar bei ernsthaften Verletzungen.
Beindruckend offene Kalkulationen gibt es insgesamt auch zum letzten Irakkrieg, bei dem es ja angeblich vorrangig um die Vernichtung gefährlicher Massenvernichtungswaffen ging. In den USA wurden, unter anderem von diversen Nobelpreisträgern, verschiedene Studien zu den ökonomischen Kosten des Krieges präsentiert. Sie waren Teil einer Art politisch-ökonomischer Kosten-Nutzen-Rechnung. So rechnete der Haushaltsexperte des Weißen Hauses, Mitch Daniels, Ende 2002 mit Kriegskosten zwischen 50 und 60 Milliarden Dollar. Präsident Bushs ökonomischer Chefberater Lawrence Lindsey stellte dazu in einem Interview mit der Washington Times im September 2002 klar, die »relativ niedrigen wirtschaftlichen Verluste« würden »bei weitem durch die zu erwartenden ökonomischen Vorteile aufgewogen werden«, da »es vor allem um Öl« gehe, »und ein Regimewechsel im Irak zu einem Anstieg der Ölmenge auf dem Weltmarkt führen werde«. Von den entsprechend sinkenden Preisen würde dann auch die US -Wirtschaft profitieren. Als Lindsey allerdings die zu erwartenden Kriegskosten in einem Interview mit dem Wall Street Journal auf 100 bis 200 Milliarden Dollar schätzte, mußte er prompt seinen Job aufgeben. Die Toten hatte man dabei nicht vergessen. Nein, man hat sie berechnet, zumindest später und zumindest diejenigen, die auf der »richtigen« Seite starben. Grundlage für die monetäre Kalkulation eines gefallenen Soldaten war und ist der Ansatz zum Wert eines statistischen Lebens ( WSL ). Der Ökonom Scott Wallsten von der Universität Stanford kalkuliert demnach mit dem Mittelwert verschiedener WSL -Studien für einen gefallenen US -Soldaten mit 6,5 Millionen Dollar. Bei Verwundungen, insbesondere solchen mit bleibenden Schäden, werden die 6,5 Millionen mit einem Faktor, der der Schwere der Verletzung entspricht, multipliziert. Die Spanne der Klassifizierung reicht von »geringfügigen« (Faktor 0,0020) bis hin zu »kritischen« Verletzungen (Faktor 0,76).
Besonders bizarr wird es bei der Bewertung der gefallenen Soldaten aus den im Irak kämpfenden Bündnisstaaten. Deren Wert beziehungsweise Wert eines statistischen Lebens wird ermittelt, indem man die für US -Amerikaner geltenden 6,5 Millionen mit einem Faktor multipliziert, der dem Verhältnis des US -amerikanischen Sozialprodukts zu dem des jeweiligen Landes entspricht. Hannes Spengler hat diesen Ansatz auch im Rahmen eines globalen WSL angedacht. Bei Wallsten ist ein dänischer Soldat demnach sogar wertvoller als ein amerikanischer. Doch das ist die große Ausnahme. Alle anderen gefallenen Soldaten haben einen niedrigeren Wert. Ein Bulgare, Ukrainer, Kasache, Thailänder oder Salvadorianer »kostet« nicht einmal halb soviel wie ein Amerikaner.
Trotzdem kam Wallsten bereits in seiner Gesamtabrechnung aus dem
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