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Was bin ich wert

Was bin ich wert

Titel: Was bin ich wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joern Klare
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liberalisierten Abtreibungsrecht sowie der gewachsenen Akzeptanz alleinerziehender Mütter. Auf jedes Kind, das hier zur Adoption freigegeben wird, warten mindestens zwölf potentielle Elternpaare. Die Auswahl ist genau und streng.
    Wer scheitert, kann sich aber im Ausland sein Wunschkind suchen. Oft legal, bisweilen aber auch halb- oder illegal. Im Internet werben einschlägige Vermittlungsagenturen – »Hier und jetzt bekommen Sie ihren Kinderwunsch erfüllt!« – mit der Möglichkeit der Ratenzahlung und Handbüchern für »streßfreie Auslandsadoptionen«.
    Die Kosten sind schwer zu überblicken: Gebühren in beiden Ländern, Beglaubigungen, Anwälte, Reisen – da können schon mal 20   000 Euro oder auch mehr zusammenkommen, sagt die Kinderrechtsorganisation terre des hommes. 20   000 Euro als Endpreis für ein Kind.

31.
Werte im Krieg oder: Welchen Preis hat ein Soldat?
    Vor allem im 18. Jahrhundert wurden deutsche Soldaten von ihren Fürsten an kriegsführende Parteien in anderen Ländern vermietet oder verkauft, zum Beispiel im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) und im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775-1783). Mit den Einnahmen finanzierten sie in der Regel den aufwendigen Lebenswandel an ihren Höfen, ein Punkt, den Friedrich Schiller schon 1783 in Kabale und Liebe anprangerte. Anders als die modernen Söldner, die als Angestellte privater Firmen wie X e Services LLC (früher Blackwater Worldwide) im Irak oder in Afghanistan für die USA kämpfen, hatten die Soldaten damals keine große Wahl. Der größte Exporteur der militärisch-menschlichen Ressource – der Anatom Gunther von Hagens hat es erwähnt – war Landgraf Friedrich II . von Hessen-Kassel. An die 20   000 Männer, das waren annähernd fünf Prozent der damaligen Bevölkerung des Fürstentums, ließ er nach Amerika verschiffen, wofür ihm die Engländer eine Art Werbungskostenpauschale und Miete bezahlten.
    Seit der späten Antike hatten auch gefangene Soldaten einen ökonomischen Wert, weil sie als Sklaven verkauft werden konnten. Die Preise bestimmte der Markt. Da es in solchen Fällen oft ein Überangebot gab, waren sie vergleichsweise niedrig. Eine für die Gefangenen entscheidend angenehmere Perspektive waren Lösegeldzahlungen. Die waren für den Sieger wesentlich lukrativer, aber auch komplizierter. Zudem mußte sich erst mal jemand finden, der bereit war zu zahlen.
    Im 17. Jahrhundert entwickelten sich aus diesem oftmals improvisierten Handel sogenannten Kartelle, Verträge über die gegenseitige Rückgabe von Gefangenen der jeweiligen Kriegsparteien. Ausgangslage war der Austausch Mann ge-gen Mann, entsprechend dem Rang oder Dienstgrad. Da bei diesem Verfahren aber in der Regel Gefangene übrigblieben,wurden auf der Basis der alten Lösegeldpraxis ausführliche Wechselkurstabellen zwischen den beteiligten Armeen vereinbart.
    Überliefert ist unter anderem das Kartell von Grottkau, das am 9. Juli 1741 zwischen der preußischen und der ungarischen Armee geschlossen wurde. Jedem Rang ist ein Äquivalent in »Köpfen« und Gulden zugeordnet, wonach der Tauschwert eines Generals 3000 einfache Soldaten oder aber 15   000 Gulden betrug. Nach grober Schätzung (ein Gulden entspricht 40 bis 50 Euro) sind das bezogen auf die heutige Kaufkraft etwa 700   000 Euro. Die Summen mußten laut Vertrag jeweils bar beglichen werden.
    Entsprechend detailliert beschäftigte sich die Liste mit der Artillerie, der Kavallerie, den Versorgungstruppen und so weiter. Bäckermeister und Pferde-Ärzte waren zwei Köpfe oder zehn Gulden wert. Geistliche, Ärzte, Apotheker und Postmeister wurden wie die gefangenen Frauen auch umsonst zurückgegeben.
    Interessant auch die Zahlen, die Der Neue Kulturfahrplan – Die wichtigsten Daten der Weltgeschichte auflistet. Sie geben an, was die »Tötung eines Gegners« im historischen Vergleich gekostet haben soll. In den Kriegen Cäsars 0,75 Dollar, Napoleons 3000 Dollar, im Ersten Weltkrieg 21   000 Dollar, im Zweiten Weltkrieg 50   000 Dollar und im Vietnamkrieg 100   000 bis 300   000 Dollar. Leider wird nicht dargelegt, mit welcher Methode diese Werte ermittelt wurden.
    Dann kommt mir noch ein Satz von Josef Stalin als Oberbefehlshaber der Roten Armee in den Sinn: »Ein Toter ist eine Tragödie, eine Million Tote sind eine Statistik.« Ist das die Aussage eines zynischen Massenmörders oder eine gängige militärische Weltanschauung, zumindest im Kontext der großen Kriege des letzten

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