Was bin ich wert
Jahrhunderts? Eine rhetorische Frage. Eine Million Tote sind eine Million Tragödien.
Und heute, zum Beispiel bei der Bundeswehr? Mir fehlen die persönlichen Erfahrungen. Ich habe den Wehrdienst in den achtziger Jahren verweigert. Es war die Zeit des Kalten Krieges. Ich stand Sinn und Zweck der Bundeswehr sehr mißtrauisch gegenüber. Das hat sich später ein bißchen gelegt.
Preise für Infanterieoffiziere und –soldaten nach dem Kartell von Grottkau (1741) [7]
Die hohe Generalität.
Köpfe.
Gulden.
General-Feld-Marschall
3000
15000
General
2000
10000
General-Lieutenant
1000
5000
General-Major
300
1500
Regimenter Infanterie mit ihrem Stabe.
Obrister
130
650
Obrist-Lieutenant
60
300
Obrist-Wachtmeister
27
135
Hauptmann
16
80
Lieutenant
6
30
Fähnrich
5
25
Adjutant bezahlt nach seiner sonst habenden Charge.
Regiments-Quartiermeister
6
30
Auditeur
5
25
Wagenmeister
2
10
Feldwebel
2
10
Sergeant
1
5
Regiments-Tambour
1
5
Gefreyter Corporal
1
5
Fourier
1
5
Capit. d’Armes, Corporal
1
5
Hautboist
1
5
Tambour, oder Pfeifer
1
5
Grenadier, Gefreyter, Fourierschütz, Musketier
1
5
Büchsen-Macher
1
5
Der Profoß
(eine Art Militärpolizist, Anm. des Autors)
gilt nichts.
In den Berichten des Wehrbeauftragten des Bundestages zur Situation deutscher Soldaten im Ausland, in Afghanistan etwa oder im Kosovo, wird zum Beispiel auf ihren nicht optimalen Schutz hingewiesen. Unter anderem gebe es zu wenige gepanzerte Fahrzeuge. Warum, frage ich mich? Liegt es wie so oft am Geld? Gibt es vielleicht Kosten-Nutzen-Rechnungen, die einer optimalen Schutzausrüstung im Wege stehen? Nach welchen Kriterien werden Investitionen in die Sicherheit derBundeswehr kalkuliert? Hat jeder Soldat immer das allerbeste, das heißt allersicherste und somit wohl auch oft allerteuerste Material? Das möchte ich bezweifeln. Wie sollte das gehen? Schließlich hört man doch immer wieder von Sparzwängen bei der Bundeswehr. Daraus läßt sich die böse Frage ableiten: Ist ein deutscher Soldat vielleicht nicht genug wert, um alle denkbaren Investitionen zu rechtfertigen?
Wilfried Stolze, Sprecher des Bundeswehrverbandes, kann mit meiner Frage nach dem Wert eines Soldaten nicht viel anfangen: »Ein Soldat ist kein Kostenfaktor mit zwei Ohren, sondern ein Staatsbürger in Uniform.« Wenn es um Ausrüstungsfragen geht, gebe es aber immer wieder »politische Spielchen« zwischen dem Parlament und den Lobbyisten der Rüstungsindustrie, sagt er. Bei diesen Spielchen, so nehme ich an, könnte es – in der Politik schließlich nicht ganz unüblich – auch ums Geld gehen.
Also frage ich beim Bundesministerium der Verteidigung nach. Ein Sprecher antwortet mir – wie ich finde – ein wenig ausweichend:
»Geplante Rüstungsinvestitionen unterliegen in Hinblick auf ihren Beitrag zum ausgewogenen Aufwuchs des Fähigkeitsprofils der Streitkräfte einer ständigen Überprüfung, um so mittel- und langfristig die Erfüllung aller Aufgaben der Bundeswehr sicherzustellen. Dabei werden alle Rüstungsinvestitionen durch den militärischen Bedarfsträger hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr bewertet und einer Priorisierung unterworfen. Im Rahmen dieser Priorisierung erhalten solche Projekte die höchste Bewertung, welche zur unmittelbaren Abwendung von Gefahr für Leben und Gesundheit aller Angehörigen der Bundeswehr und zum Schutz von Personal im Einsatz beitragen. Andere Aspekte, wie zum Beispiel der Systemzusammenhang oder Betriebskosten, haben dem gegenüber nachrangige Bedeutung. Wirtschaftlichkeitsüberlegungen beziehen sich auf die Auswahlentscheidungen mit Blickauf alternative Lösungsmöglichkeiten, die die funktionalen Forderungen bezüglich des Schutzes abdecken.«
Ich übersetze das so, daß die Bundeswehr ständig guckt, wie sie ihr Geld entsprechend ihren Aufgaben investiert. Dabei entsteht eine Art Prioritätenliste. Ganz oben stehen Projekte, die dem Schutz der Bundeswehrangehörigen dienen. Kostenfragen sind dabei zwar zweitrangig, aber nicht gleichgültig. Bei ähnlich guten Lösungen wird die billigere Variante gewählt. Das klingt für mich durchaus logisch, aber auch etwas anders als »für unsere Soldaten immer nur das Beste!«
Auf weitere Fragen wird mir mitgeteilt, die Bundeswehr beschäftige sich nicht mit »Berechnungen des ›Wertes eines statistischen Lebens‹ oder damit im Zusammenhang stehenden Fragestellungen«. Dementsprechend könnten »diesbezüglich auch keine
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