Was bisher geschah
Jahrhundert sprechen arabische Quellen von Gana (Ghana) als vom »Land der schwarzen Völker« und vor allem dem »Land des Goldes«. Zwar hält man die Lage der Minen Ausländern gegenüber geheim. Auch weil aus Nordafrika importiertes Salz so begehrt ist, nimmt man aber widerstrebend Kontakt zu muslimischen Händlern auf, die durch die Sahara kommen. Die berichten, wie sich die Leute aus Gana die Lippen mit Salz einreiben und es als Heilmittel für innere Krankheiten verwenden. Kein Wunder, dass das »weiße Gold« Salz teils eins zu eins gegen das gelbliche getauscht wird.
Der König von Gana verdient an Steuern der Händler, an Exporten und Importen wie Gold, Kupfer, Parfümen, Schmuck, Waffen und Sklaven. Einerseits ähneln die Begräbniszeremonien Ganas jenen im alten Ägypten. Zugleich erinnert das Ritual, mit dem man sich dem König nähert, indem man sich Staub oder Asche auf seinen Kopf rieseln lässt, an die sprichwörtlich gewordene christliche Sitte, sich als Zeichen der demütigen Buße oder Trauer Asche auf das Haupt zu streuen. Konkret trifft in Gana die Stammesreligion allerdings auf den Islam der Araber und arabisch geprägten Nordafrikaner.
So ist die Hauptstadt Kumbi-Saleh (auch Koumbi-Saleh) mit schätzungsweise 15 000 bis 30 000 Einwohnern in zwei durch eine rund zehn Kilometer lange, teils zwölf Meter breite Straße verbundene Bezirke geteilt: In dem einen stehen Moscheen und wohnen meist muslimische Händler und Rechtsgelehrte in zweistöckigen Steinhäusern. Im anderen steht der Königspalast, umgeben von den Hütten der Einheimischen, die mehrheitlich Ackerbau betreiben, fischen und Hirsebier brauen. Zwar fangen die traditionell spärlich bekleideten Ganaer mit Blick auf die Fremden, die zunehmend an Einfluss gewinnen, nach und nach an, sich mehr Kleidung anzuziehen. Muslimisch wollen sie allerdings nicht werden; man hängt dem Kult um eine Fruchtbarkeit spendende Schlange an.
Allerdings kann man einen der wichtigsten Mythen Ganas auch als Beschreibung des Aufstiegs und Niedergangs eben dieses Kultes verstehen. Da setzt sich Dyabe, der jüngere Sohn des Reichsgründers Dinga, dank einer Trommel, die ihm geheimnisvollerweise vor die Füße fällt und vier Kavallerien zu Hilfe ruft, gegen den älteren Sohn Khine durch. Doch die mächtige schwarze Schlange Bida erlaubt ihm die Gründung eines Reiches nur unter der Bedingung, dass man ihr jährlich die schönste Jungfrau des Landes opfern muss. Da die Schlange Regen und Goldsegen verspricht, lässt man sich auf den grausamen Handel ein. Wie im griechischen Mythos über Minotaurus, den Theseus besiegt, erschlägt eines Tages der Verehrer einer der Jungfrauen die Schlange. Ihr Kopf fällt auf den Boden, weshalb Gana austrocknet und verarmt – und das neue Reich Mali entsteht.
Auch im echten Leben wird die alte Religion der Schlange verdrängt, nachdem in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts die muslimischen Almoraviden aus dem heutigen Marokko in Gana einfallen, um an das Gold zu kommen. Ungefähr auf dem Gebiet des vormaligen Gana gründet im 13. Jahrhundert das Volk der Malinke das muslimische Reich Mali. Aus Mali kommen zeitweise angeblich bis zu zwei Drittel des Goldes, das weltweit in Umlauf ist. Zusammen mit Gana könnte Mali eines der ersten historischen Beispiele dafür sein, wie sehr die globale Nachfrage nach einem Rohstoff das Schicksal ganzer Regionen prägt; dies wiederholt sich später im Fall des Goldes der Inka und noch viel später, wenn es um das Öl der Araber geht. Was das spätmittelalterliche Mali anlangt, hat der Boom mit einer Entwicklung in Europa im 13. und 14. Jahrhundert zu tun. Denn dort werden im Rahmen des intensivierten Welthandels, der von Städten wie Genua und Florenz ausgeht, Goldmünzen immer wichtiger.
Der Traum vom Südland: Australien
Von Verteilungskämpfen um Gold bleibt der fünfte, zuletzt von Europa aus entdeckte Kontinent zumindest bis zum Goldrausch im 19. Jahrhundert verschont. Im Mittelalter ist Australien für Europäer im wahrsten Sinn des Wortes eine Utopie, ein Traumland: Wichtig ist das Traumland, weil man meint, man bräuchte zum Ausgleich eines Übergewichtes der bekannten nördlichen Kontinente ein »Südland«. Dieses terra australis ( terra = »Erde«, australis = »südlich«) will man finden. Die Idee popularisiert als einer der ersten der venezianische Asienreisende Marco Polo (um 1254 – 1324).
Doch die Hoffnung, tatsächlich ein reiches Land südlich von Asien zu
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