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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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aus zwei Parlamentshäusern: erstens dem Senat mit je zwei Senatoren pro Staat, unabhängig von dessen Größe; zweitens dem Repräsentantenhaus (House of Representatives) mit Abgeordneten entsprechend der Einwohnerzahl der Staaten. Mit diesem bis heute gültigen System werden die USA die erste moderne Demokratie der Welt. Doch ähnlich wie der Parlamentarismus in England hundert Jahre zuvor bringt der amerikanische trotz Allgemeiner Erklärung der Menschenrechte weiten Teilen der Bevölkerung erst einmal keine Verbesserung ihrer Lebensumstände: Das betrifft vor allem die Indianer, die schwarzen Sklaven und die weißen indentured servants , vertragsgebundene Diener. Letztere verschulden sich für die Überfahrt aus Europa und müssen die Kosten dann durch Arbeit abgelten. Anders als das Bild vom American dream später vermuten lässt, haben sie wie Leibeigene in Europa kaum Aufstiegschancen und leben oft wie Sklaven.
    Der jahrtausendealte Sklavenhandel boomt im 18. Jahrhundert. In Afrika erstehen Portugiesen bereits ab dem 15. Jahrhundert von Stammesherren Sklaven für Waffen, Alkohol, Glasperlen, später Tuch, Tabak und Kaurimuscheln, einer Art Sonderwährung. Die afrikanischen Sklaven werden in die neuen Kolonien verkauft. Von den zehn bis 15 Millionen Afrikanern, die bis Ende des 19. Jahrhunderts nach Nord- und Südamerika deportiert werden, überleben nur 85 Prozent die Schifffahrt. Nachdem England, das Land der Bürgerrechte, 1713 das Monopol für den Sklavenhandel mit den spanischen Kolonien erwirbt, erreicht er Ende des Jahrhunderts seinen Höhepunkt. 1790 kommen auf rund vier Millionen freie Einwohner der Vereinigten Staaten 700 000 Sklaven; ihre Zahl vervielfacht sich, bis die Sklaverei 1865 abgeschafft wird. Die Sklaven schuften auf Plantagen bei der Produktion von Baumwolle, Kaffee, Kakao und Zucker. Ein kleiner Lichtblick sind die Quäker, die in Amerika in der Tradition der Wiedertäufer in pazifistischen und basisdemokratischen Gemeinden leben. Die Mitglieder der »Society of Friends« sind Pioniere im Kampf gegen die Sklaverei. Und als der einflussreiche Quäker William Penn (1644 – 1718) Kolonien in West New Jersey, Pennsylvania und Delaware erwirbt, schließt er faire Verträge mit den Delaware-Indianern. Doch verlieren die Quäker aufgrund ihrer moralischen Ansprüche, die einen Verzicht auf Militär und Staatsämter umfassen, zur Mitte des 18. Jahrhunderts an Einfluss. So setzen sich die Puritaner mit ihrer demokratischen, aber aggressiven Kultur des Leistungsdenkens, der Verfolgung etwa von Hexen und mit ihrem Rassismus durch. Sie verteilen die Früchte der amerikanischen Revolution ähnlich ungerecht wie die Macher der Französischen.

     
    Bild 9
    Ludwig XV. ernennt Zamore, den kleinen schwarzen Diener der Gräfin Dubarry, zum Schlosshauptmann von Louveciennes. illustration zu Alexandre Dumas’ Buch Joseph Balsamo, Holzschnitt 1846. Während man in den Kolonien Millionen von Sklaven unter schlimmsten Bedingungen auf Plantagen schuften lässt, umgibt man sich an europäischen Höfen mit sogenannten Kammermohren. Mit ihnen will man Reichtum und Einfluss demonstrieren – und Aufgeschlossenheit.

Die Französische Revolution – Vorbild und Abschreckung
     
    Obwohl die englische und die amerikanische Revolution früher stattfinden und glücklicher verlaufen als die Französische, wird Letztere in Geschichtsbüchern meist ausführlicher behandelt. Das kann erstaunen, liegt aber auch daran, dass es hier härtere Fronten gibt, dass mehr Köpfe rollen und dass die Französische Revolution einfach stärkere Bilder und eingängigere Slogans (»Liberté, Egalité, Fraternité!«) produziert. Vor allem bietet ein Rückblick auf das Revolutionsjahrzehnt zwischen der Erstürmung der Bastille 1789 und Napoleons Staatsstreich 1799 ein einzigartiges Konzentrat aus fast allen in späteren Revolutionen relevanten Parteienund Ideologiebildungen, politischen Mechanismen und menschlichen Abgründen.
    Wie bei der amerikanischen Revolution ist der Anlass ein Steuerproblem. So beruft Ludwig XVI. am 5. Mai 1789 die drei Generalstände ein, die zuletzt 1614 getagt haben. Sie umfassen jeweils rund 300 Vertreter des ersten und zweiten Standes, der Geistlichkeit und des Adels; dazu kommt der dritte Stand, dessen Vertreter für das Bürgertum, Arbeiter und Bauern stehen, rund 98 Prozent der Bevölkerung. Die Generalstände sollen höhere Steuern absegnen, die Ludwig zur Verhinderung des Staatsbankrotts erheben will, ohne

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