Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
Vom Netzwerk:
Stabilitätsfaktor langsam Verbreitung. Sie wird zur Kraftquelle für die neuartige Kernfamilie im Gegensatz zur adeligen Dekadenz mit arrangierter Hochzeit und Mätressenwirtschaft.
    Parallel zur Betonung der wahren Liebe und des Mitgefühls entwickelt sich ein regelrechter Kult um die Freundschaft – prominent bei Goethe und Schiller. Passend dazu nimmt Madame Necker als Gründerin eines Pariser Krankenhauses, das bis heute ihren Namen trägt, den Typ des neuen Helden vorweg, der später den Geistesheroen ablöst: den des organisierten Wohltäters. Tatsächlich werden nun, nachdem während der Reformation kirchliche Hospitäler geschlossen wurden, Krankenhäuser mit Hilfe wohlhabender Privatspender eröffnet.
    Zunächst erinnern die Denkerhelden der Aufklärung an Pioniere der freien Meinungsbildung wie Martin Luther und Pietro Aretino im 16. Jahrhundert. Ein wesentlicher Unterschied ist jedoch, dass die neuen Helden zumindest in Westeuropa in der neu geschaffenen Sphäre der öffentlichen Debatte agieren und die neuartig öffentliche Meinung beeinflussen. Sie können auf Institutionen wie Salons und die Presse zurückgreifen, die ab dem 17. Jahrhundert Verbreitung finden. Umso erstaunlicher, dass sich all das politisch zuerst in einem Land auswirkt, in dem es kaum Geistesheroen im europäischen Sinn gibt.

Amerika: die erste moderne Demokratie – und Zentrum der Sklaverei
     
    Ähnlich wie Russland beginnt Nordamerika im 18. Jahrhundert seinen Aufstieg zur Großmacht – und ist, was die Hochkultur betrifft, ein unbeschriebenes Blatt. Dort gibt es eine analphabetische Urbevölkerung und Kolonisten, die, zu rund 90 Prozent Landbewohner, anderes im Sinn haben als Literatur oder Salon-Debatten. Gerade deshalb scheinen hier neue Ideen von Freiheit, Unabhängigkeit und Glückssuche so wuchtig einzuschlagen und direkt zu einer Revolution zu führen.
    Wie bei vielen Revolutionen ist der Anlass ein Steuerkonflikt. Nachdem England Kosten für den Siebenjährigen Krieg per Steuer und Zoll auf die (englischen) Kolonisten in Amerika abwälzen will, protestieren diese. Um ihrem Prinzip »No taxation without representation«, keine Steuererhebung ohne Vertretung im (englischen) Parlament, Nachdruck zu verleihen, boykottieren die Kolonisten englische Importe. Tatsächlich gibt das englische Mutterland nach und erhebt bald nur noch eine symbolische Teesteuer. Dennoch werfen Amerikaner im Hafen von Boston im Rahmen der sogenannten Boston Tea Party am 16. Dezember 1773 – als Indianer verkleidet – Teekisten von englischen Schiffen ins Wasser und lösen damit den Unabhängigkeitskrieg aus.
    Die Kolonisten gewinnen den Krieg gegen England, das im Oktober 1781 bei Yorktown kapituliert. Den Sieg verdanken die Revolutionäre auch 6000 Soldaten aus Frankreich und General Lafayette – der Ideen der Revolution in seine Heimat mitnehmen wird. Während die Engländer von unmotivierten Truppen wie jenen unterstützt werden, die der Landgraf von Hessen als Söldner-Sklaven verschickt, tragen die Kolonisten die Flamme der Freiheit in sich. Die Mission der Freiwilligenarmee formulieren die Abgeordneten der Kolonien am 4. Juli 1776 in Philadelphia, mit 40 000 Einwohnern Amerikas größte Stadt, in der Unabhängigkeitserklärung (Präambel): »Folgende Wahrheiten erachten wir als selbstverständlich: Dass alle Menschen gleich geschaffen sind; dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind; dass dazu Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören.«
    Neben diesem Recht auf pursuit of happiness , bis heute prägend für den amerikanischen Optimismus, wird das Recht des Volkes auf seine Regierung verbrieft. Mit dem Hinweis auf Rechtsverstöße des britischen Königs Georg III. betrachten sich die 13 Vereinigten Kolonien als vom Mutterland losgelöst. Hauptverfasser der Unabhängigkeitserklärung ist Thomas Jefferson (1743 – 1826), Literat, Plantagenbesitzer und Sklavenhalter. Außer ihm sind die zwei wichtigsten sogenannten Gründungsväter der Vereinigten Staaten George Washington und Benjamin Franklin: Franklin (1706 – 1790) ist der US-Unterhändler in Europa, Erfinder des Blitzableiters und Begründer des amerikanischen Bildungswesens; Washington (1732 – 1799) ist der Heerführer des Unabhängigkeitskrieges und erster Präsident der USA ab 1789.
    In der Verfassung von 1787, die auf Ideen zur Gewaltenteilung basiert, einigt man sich auf eine Volksvertretung in Form des Kongresses. Er besteht

Weitere Kostenlose Bücher