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Was danach geschah

Was danach geschah

Titel: Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kimmel
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schließen. Sein Haar war lang und ungepflegt, eine lange helle Robe reichte bis zum Boden hinab. Luas erhob sich enttäuscht, als er den Jungen sah.
    »Ach, du bist’s nur, Haissem«, begrüßte Luas ihn mit einem Stirnrunzeln. »Wir hatten eigentlich Mr Bowles erwartet … Na ja, wir sind jedenfalls da. Haissem, das ist Brek Cuttler, die neueste Anwältin. Brek, das ist Haissem, der älteste Präsentator in Schemaja überhaupt. Ich muss schon sagen, Haissem, sie ist keinen Moment zu früh eingetroffen. Wir haben gerade Jared Schrieberg verloren, und jetzt, nachdem du hier erschienen bist, offenbar auch Mr Bowles.«
    Jared Schrieberg? , dachte ich. Komisch. So hieß Bos Großvater.
    Haissem reichte mir seine linke Hand zur Begrüßung – eine aufmerksame Geste, da die meisten Menschen instinktiv nach meiner rechten Hand greifen wollten, aber, was ihnen dann peinlich war, nur einen leeren Ärmel erwischten.
    »Willkommen im Gericht, Brek«, begrüßte er mich mit einer höflichen Verbeugung und mit hoher, vorpubertärer Stimme. »Ich erinnere mich, wie ich zum ersten Mal hier im Gericht zusah. Abel stellte den schwierigen Fall seines Bruders Kain vor. Das war allerdings noch lange vor deiner Zeit, Luas.«
    »Ja, lange davor«, stimmte Luas zu.
    »Seitdem hat sich nicht viel verändert«, seufzte Haissem. »Luas hält den Terminkalender am Laufen, auch wenn die Anzahl der Fälle ständig steigt. Wir sind froh, dich hier zu haben, Brek, und du darfst dich glücklich schätzen, von einem Mentor wie Luas betreut zu werden. Es gibt keinen besseren Präsentator in Schemaja.«
    »Anwesende ausgenommen«, räumte Luas ein.
    »Ganz und gar nicht«, wehrte Haissem ab. »Ich übernehme nur die leichten Fälle.«
    »Nur wenige würden behaupten, bei Sokrates und Judas habe es sich um leichte Fälle gehandelt«, erwiderte Luas. »Ich bin nur Mitarbeiter des Gerichts.«
    Haissem zwinkerte mir zu. »Lass dich nicht an der Nase herumführen«, sagte er. »Ohne Luas gäbe es kein Schemaja.«
    Ich war verwirrt. »Moment mal. Kain und Abel? Sokrates und Judas? Wovon redet ihr? Ist das ein Witz?«
    Luas drehte sich ungeduldig zu mir. »Glaubst du etwa, das wären eindeutige, zweifelsfreie Fälle gewesen?«, fragte er.
    »Ich … wahrscheinlich nicht«, antwortete ich. »Ich habe wirklich keine Ahnung, aber ich dachte nur, ihr habt doch nicht wirklich … also, was ist denn mit ihnen passiert? Wie lautete das Urteil?«
    Haissem klopfte Luas auf den Rücken. »Ich muss mich anmelden und mich vorbereiten«, sagte er. »Ich gehe davon aus, dass du ihr alles erklärst.« Haissem griff nach meiner linken Hand. Einen Moment lang schienen sich seine Augen auf etwas in mir zu richten, das viel größer war als ich. »Wir sehen uns wieder, Brek«, sagte er. »Du wirst die Sache hier gut machen, dessen bin ich mir sicher.« Er ging zum Stuhl in der Mitte des Gerichtssaals, während Luas mir bedeutete, mich wieder neben ihn zu setzen.
    »Wir präsentieren nur die Fakten«, flüsterte er. »Das Urteil selbst spielt für uns hier keine Rolle.«
    »Aber wenn sie wirklich vor Gericht gestellt werden, dann muss man doch wissen …«
    »Muss man nicht«, unterbrach mich Luas. »Wir wissen nichts über das Ergebnis. Der Richter spricht nie. Man könnte natürlich spekulieren. Mitunter mag der Präsentator das Gefühl haben, das Urteil müsste eher in die eine als in die andere Richtung gehen, aber wir dürfen das Ergebnis auf keinen Fall beeinflussen. Die Folgen für einen Präsentator, der versucht, die Ewigkeit zu ändern, dauern eine Ewigkeit.«
    Ich starrte ihn an, versuchte, durch ihn hindurch, hinter ihn zu blicken, immer noch nicht bereit zu glauben, immer noch an dem Leben klammernd, wie es gewesen war, und auf der Suche nach Erklärungen für das, was hier geschah. Das alles ergab keinen Sinn. »Die Operation verläuft nicht gut, stimmt’s, Herr Doktor?«, fragte ich. »Meine Wahnvorstellungen werden immer schlimmer.«
    »Unsinn«, widersprach Luas. »Haissem hat Platz genommen. Wenn er seinen Fall präsentiert hat, wirst du die Dinge klarer sehen.«
    Haissem saß auf dem Stuhl in der Mitte des Gerichtssaals in derselben Position wie Luas – Hände auf den Knien, Augen geschlossen, wartend. Ich behielt meine Augen offen und beobachtete. Plötzlich begann der dreieckige Monolith, heftig zu zittern, die Oberfläche wellte sich, und aus der Mitte erschien ein Wesen in schwarzgrauer Soutane wie dasjenige auf dem beweglichen Relief im Flur. Es

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