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Was danach geschah

Was danach geschah

Titel: Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kimmel
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und traurig waren. Schließlich zeigte ich Karen herausfordernd den Krebs. Als sie nur schweigend den Kopf schüttelte, wandte ich mich wieder an Lenny.
    »Du hast das getan, Lenny Basilio«, beschuldigte ich ihn. »Du hast ihn getötet. Du hast ihn aus dem Fluss geholt, in deinen Eimer geworfen und getötet.«
    »Aber das wollte ich nicht«, verteidigte sich Lenny. Er sah aus, als würde er gleich anfangen zu heulen.
    Ich ließ den Krebs in den Eimer fallen und drehte mich angewidert zu den Geschworenen. »Die Staatsanwaltschaft hat keine weiteren Fragen.«
    »Schuldig! Schuldig!«, grölten die Jungs.
    »Einen Moment«, hielt ich sie weise auf. »Ihr müsst darüber abstimmen, damit das Urteil offiziell ist. John Gaines, wie lautet dein Urteil?« Ich sprach, wie der Gerichtsdiener gesprochen hatte, als er die Geschworenen während meiner Verhandlung um ihr Urteil gebeten hatte.
    John Gaines funkelte Lenny an. »Schuldig«, antwortete er und beugte sich mit gebleckten Zähnen nach vorne. »Ganz eindeutig schuldig.«
    »Mike Kelly, was sagst du?«
    »Schuldig!«, stimmte er begeistert zu.
    »Gut«, sagte ich. »Robby Temin, was sagst du?«
    Robby sah Lenny mitleidig an. »Schuldig«, flüsterte er.
    »Jimmy Reece?«
    Jimmy warf einen Stein nach Lenny und lachte. »Schuldig … und er ist eine Heulsuse!«
    Die anderen Jungs lachten.
    Ich rutschte hinter den Richtertisch und knallte mit einem Stein auf den Felsen. »Ruhe im Gerichtssaal!«, rief ich. »Ruhe im Gerichtssaal!« Im gleichen Moment wurde es still. Ich war beeindruckt von meiner neu entdeckten Macht.
    »Wally Miller, was sagst du?«
    Wally warf mir einen überheblichen, gehässigen Blick zu. Er war der größte und gemeinste Junge, der Tyrann vom Juniata River. Alle hatten Angst vor Wally Miller, einschließlich mir. Mit seiner bösartigen Ausstrahlung konnte man ihn schon beinahe für einen Kriminellen halten.
    »Nicht schuldig«, sagte er, den Blick starr auf mich gerichtet.
    Mein Kiefer fiel nach unten. Bevor ich protestieren konnte, kamen mir die anderen Jungs zuvor. »Was? Nicht schuldig? Das geht nicht. Er ist so schuldig wie der Teufel!«
    Wally hielt seine Hand nach oben, um sie zu beruhigen. »Ich habe ›nicht schuldig‹ gesagt«, beharrte er.
    Lenny Basilios Gesicht erstrahlte. Wie durch ein Wunder hatte ihn ausgerechnet Prügel-Wally gerettet. Das hatte es noch nie gegeben. Erfreut und erleichtert lächelnd ging er sogar auf Wally zu, um ihm zu danken. Doch kaum war Lenny bei Wally, versetzte Wally ihm mit seinem ausgestreckten Arm einen Stoß, so dass er zu Boden fiel. Wally grinste die anderen Jungs an. »War nur ein Witz«, feixte er. »Schuldig. Eindeutig schuldig! Los, hängen wir ihn auf!«
    Die Jungs begannen zu johlen. »Schuldig! Schuldig! Hängt ihn auf! Los, wir hängen Lenny auf!«
    Lenny erhob sich wieder und wich verletzt und erschreckt zurück. Tränen liefen ihm das Gesicht hinab.
    Wieder knallte ich den Stein auf den Felsen. »Ruhe! Ruhe!«, rief ich. »Ruhe, oder ich belange euch wegen Missachtung des Gerichts und beende dieses Gerichtsverfahren!«
    Als sich die Jungs wieder beruhigt hatten, wandte ich mich Lenny zu, der mich verzweifelt anblickte. Ich hatte kein Mitleid mit ihm. Ich dachte immer noch daran, was er mit den Flusskrebsen gemacht hatte.
    »Lenny Basilio«, sagte ich ernst. »Du bist des Mordes an Krebsen für schuldig befunden worden.«
    Lenny ließ den Kopf sinken.
    »Mord ist das schlimmste Verbrechen, das es gibt«, fuhr ich fort. »Aber wir können dich nicht aufhängen, weil es am Juniata River keine Todesstrafe gibt.«
    Lenny wurde wieder munterer, doch die Jungs buhten ihn aus.
    Ich schlug wieder die Steine aufeinander. »Ruhe!«, rief ich.
    »Wir können dich nicht aufhängen, Lenny, aber du musst bestraft werden …« Ich dachte einen Moment nach, wie die Strafe aussehen sollte, blickte in den Eimer und hinaus auf den Fluss. »Du hast die Krebse aus dem Fluss geholt, wo sie lebten, und hast sie an Land geholt, wo sie starben. Die Gerechtigkeit fordert Auge um Auge und Zahn um Zahn. Als Richterin dieses Gerichts verurteile ich dich, Lenny Basilio, den Rest deines Lebens nicht mehr auf dem Land, sondern im Fluss zu verbringen.«
    »Werft Lenny in den Fluss! Werft Lenny in den Fluss!«, grölten die Jungs.
    Lenny versuchte abzuhauen, doch die anderen schnappten ihn und schleppten ihn in den Fluss. Er wehrte sich eine Weile, trat und schrie, gab aber schließlich auf und blieb, seinen bemitleidenswerten

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