Was danach geschah
höre auf meine Stimme. Zuerst wirst du mich durch die Menschen in der Präsentation sprechen hören. Was ich sage, wird aus dem Zusammenhang gerissen klingen. Wenn du nicht antwortest, werde ich dich an den Vorfall mit dem Miststreuer erinnern, um dich zurückzuholen. Leider kann ich dir nicht beibringen, wie du dich von der Seele, die gerade präsentiert wird, distanzierst. Das musst du durch Ausprobieren lernen. Dies ist einer der Gründe, warum du zusehen sollst.«
»Welchen anderen Grund gibt es noch?«, wollte ich wissen.
»Um dich darauf vorzubereiten, selbst Seelen zu präsentieren«, antwortete Luas.
10
Luas nickte, woraufhin Haissem die Verhandlung von Toby Bowles’ Seele fortsetzte. Wieder verschwand der Gerichtssaal und mit ihm meine Identität als Brek Cuttler. Ich wurde zu Toby Bowles.
Der Krieg ist vorbei, und ich bin wieder zu Hause in New Jersey. Ich befinde mich im Gemeindesaal zum Kaffee nach dem Gottesdienst und koche vor Wut, weil meine Frau Claire den Leuten gerade erzählt hat, ich würde nicht genug Geld verdienen, um sie und meine Kinder zu ernähren.
»Wie kannst du so was nur sagen!«, flüstere ich ihr durch zusammengebissene Zähne zu.
»Ich weiß nicht, wovon du redest«, erwidert sie.
Ich funkle sie an, bevor ich wie ein geprügelter Hund aus dem Gemeindesaal stürme.
Auf dem Parkplatz lächelt mich Alan Bickel, eins der Gemeindemitglieder, an und hält mir seine Hand hin.
»Morgen«, brumme ich und schiebe mich an ihm vorbei, ohne seine Hand zu nehmen oder ihm in die Augen zu blicken.
Ich steige in unseren verrosteten 1949er Chevy Deluxe, knalle die Tür zu, starte den Motor und zünde mir eine Zigarette an. Ich ziehe den Rauch tief in meine Lungen und halte ihn dort mitsamt meiner Wut gefangen, bis sich beides nicht mehr halten lässt. Ich kann immer noch nicht glauben, was sie gesagt hat. Ich stoße den Rauch laut aus und wiederhole, was Claire zu Marion Hudson gesagt hat: »Es tut mir leid, Marion, aber das Geld ist im Moment knapp. Wir können für den Baufonds nichts dazugeben.«
Wie konnte sie nur? Zu Paul und Marion Hudson? Und da fahren sie jetzt in ihrem neuen Cadillac los. Jedes Jahr einen neuen Wagen. Und das mit einer Reinigung? Der Kerl muss noch irgendwelche andere Geschäfte machen oder die Bücher fälschen. Ich beuge mich nach unten und tue so, als würde ich sie nicht sehen.
Die hinteren Türen werden geöffnet, und meine Kinder steigen ein. Tad und Todd, dann Susan und Katie.
»Ich sitze am Fenster«, ruft Tad.
Nach einer kurzen Rangelei fängt Tad an zu weinen.
»Dad, Todd hat mich gehauen, und Susan rutscht nicht rüber. Ich habe zuerst Fenster gesagt.«
»Hört auf dahinten, oder ich ziehe meinen Gürtel raus!«, schreie ich. »Meine Güte, Tad, du bist der Älteste. Wie alt bist du jetzt, neun? Und heulst immer noch wie ein Baby. Wenn es dir nicht passt, was Todd oder Susan machen, dann knall ihnen eine. Genauso, wie ich es immer bei deinem Onkel Mike gemacht habe, wenn er mir auf den Keks ging. Es wird Zeit, dass du anfängst, dich wie ein Mann zu benehmen, mein Sohn, und deswegen wirst du auch ab August Football spielen. Punkt. Ich will nichts mehr davon hören.« Ich nehme einen Zug von meiner Zigarette. »Und du, Todd, mein alter Junge, spielst doch auf jeden Fall Football, was?«
»Na, und ob«, antwortet Todd. »Mr Dawson sagt, er setzt mich am Anfang als Linebacker und Quarterback ein.«
Obwohl Todd ein Jahr jünger ist, ist er fünf Zentimeter größer und mindestens sieben Kilo schwerer als sein Bruder.
»Braver Junge«, lobe ich ihn.
Claire setzt sich auf den Beifahrersitz. »Ich verstehe wirklich nicht, warum du dich so aufregst«, schimpft sie.
Wütend werfe ich die Zigarette aus dem Fenster, zerre den Schalthebel in die Fahrposition und drücke aufs Gaspedal, noch bevor sie die Tür geschlossen hat. Mit heulendem Motor fahren wir vom Parkplatz.
»Toby, um Himmels willen!«, kreischt Claire. »Ich habe die Tür noch gar nicht zugemacht, und hinten sitzen die Kinder!«
»Nein!«, brülle ich über den Lärm des Motors hinweg. »In dem Wagen sitzen ein Haufen schreiender, undankbarer Gören und eine Frau, die ihre Familie in der Öffentlichkeit blamiert und es nicht einmal merkt.« Mein Brustkorb zieht sich zusammen, die Venen an meinem Hals schwellen an. Wie immer, wenn ich Claire bei einem Fehler ertappe, weigert sie sich zu antworten. »Hast du dazu nichts zu sagen?«, schreie ich sie an. »Hast du keine Ahnung, wovon ich
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