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Was danach geschah

Was danach geschah

Titel: Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kimmel
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Fragen lenkten mich vom Film ab. Ich brauchte Antworten. Unbedingt. Deswegen beschloss ich, alles zu tun, was ich konnte, um herauszufinden, was mir zugestoßen war. Ich würde damit anfangen, die letzten Schritte, an die ich mich aus meinem Leben erinnern konnte, rückwärts nachzuvollziehen.
    Noch immer im Schlafanzug, verließ ich das Haus und fuhr mit meinem Wagen zum Supermarkt. Alles sah genau so aus, wie ich mich in meinen Träumen daran erinnert hatte – die Straße, der Himmel, die Gebäude. Ich fuhr auf den Parkplatz und sang laut Heißen Tee und Bienenhonig , wie ich es an jenem Abend für Sarah getan hatte. Die Herbstluft war ebenso frisch und kühl. Ich betrat den Laden, ging nach hinten, schnappte mir einen Karton Milch aus dem Kühlfach und ging den Gang entlang zurück, in dem Sarah die Cupcakes umgeworfen hatte.
Es ist fast zwanzig nach sechs,
sagt der Teddybär,
Mama kommt gleich nach Hause,
ich freue mich sehr.
Heißen Tee und Bienenhonig
für Mama und ihr Baby.
Heißen Tee und Bienenhonig,
den teilen wir und noch viel mehr.
    Ich bückte mich, um die Cupcakes aufzuheben.
    An dieser Stelle hatte mein Traum stets geendet, seitdem ich in Schemaja eingetroffen war – leer und voller Fragen wie nach einer gescheiterten Untersuchung. Todesursache: unbekannt. Doch seltsamerweise hatte ich jetzt nicht den überwältigenden Geruch von Kuhdung und Pilzen in der Nase wie zuvor. Ich ging mit der Milch zur Kasse und wartete, ob mir meine Erinnerung eine Antwort auf meine Fragen schenken würde. Nichts. Ich erinnerte mich an nichts, was danach in meinem Leben geschehen war. Frustriert und wütend warf ich den Milchkarton über die Theke. Er zerplatzte am Zigarettenregal.
    »Was ist mit mir passiert?«, schrie ich in die Stille. »Was ist mit mir passiert?« Tränenüberströmt verließ ich den Laden.
    Auf der Fahrt nach Hause bemerkte ich im Rückspiegel, dass mir ein Auto folgte, das erste Auto, das ich sah, seit sich in Huntingdon der Verkehr gestaut und ich gedacht hatte, ich würde den Verstand verlieren. Ich kam an einen langen, verlassenen Straßenabschnitt, der von Maisfeldern und Wiesen gesäumt wurde. Das Fernlicht des Wagens hinter mir blitzte auf, und ein rotes Blinklicht, das von unten an der Windschutzscheibe kam, blendete meine Augen. Es musste sich um ein Zivilfahrzeug der Polizei handeln, weswegen ich beschloss, am Straßenrand anzuhalten, auch wenn ich wusste, dass der Wagen leer sein würde. Während ich wartete und bewundernd feststellte, wie echt das virtuelle Spiel wirkte, das ich mit mir selbst spielte, erinnerte ich mich, dass Bo mich vor der Radarfalle auf diesem Streckenabschnitt gewarnt hatte.
    Selbstverständlich erschien kein Streifenpolizist am Seitenfenster. Also stieg ich aus, um selbst nachzusehen. Der Motor des Streifenwagens lief noch, doch es saß niemand drin. Ich öffnete die Tür, und das Innenlicht schaltete sich ein. Auch von innen sah der Wagen eher wie ein normales Fahrzeug aus. Ich entdeckte weder ein Funkgerät noch andere Polizeiausrüstung. Nur das rote Blinklicht, das über ein schwarzes Kabel an den Zigarettenanzünder angeschlossen war, erinnerte an einen Polizeiwagen. Auf dem Boden hinter den Vordersitzen lag eine Videokassette. Ich öffnete die hintere Tür und rutschte über die Rückbank, um sie mir zu holen. In dem Moment wurde die Tür zugeschlagen. Der Schalthebel am Lenkrad bewegte sich auf geheimnisvolle Weise in Fahrposition, und der Wagen fuhr ohne Fahrer los. Als ich nach hinten blickte, sah ich, dass mein eigener Wagen folgte.
    Ich lachte. Das hätte sehr unheimlich sein können, sogar erschreckend, doch wovor kann man noch Angst haben, wenn man seinen eigenen Tod akzeptiert hat?
    »Was geschah?« Mit diesen Worten war die Videokassette per Hand beschriftet worden.
    Nein, wie passend , dachte ich. Vielleicht spricht Gott zu den Seelen per Video, und nun finde ich endlich heraus, was geschehen ist.
    Neugierig, wohin mich der Wagen bringen würde, lehnte ich mich entspannt zurück, als würde ich auf dem Rummelplatz in irgendeinem Fahrgeschäft sitzen.
    Ein paar Kilometer fuhren wir Richtung Süden. Auf der Straße befanden sich keine anderen Fahrzeuge, alle Wohnhäuser und Geschäftsgebäude waren dunkel, und die Jahreszeiten wechselten nicht mehr. Jetzt war Herbst, bunte Blätter regneten auf die Windschutzscheibe wie Tropfen dicker, nasser Farbe. In Ardenheim bogen wir auf eine Nebenstraße ab, von dort ging es einen schmutzigen Holzabfuhrweg

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