Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was danach geschah

Was danach geschah

Titel: Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kimmel
Vom Netzwerk:
weiter hinauf in die Berge über herausstehende Wurzeln und durch Matschpfützen. Bei beiden Autos waren die Lichter ausgeschaltet. Schließlich hielten wir an. Mein Auto fuhr rückwärts von der Straße ab in einen kleinen Pinienwald, wo es krachend hinter den Zweigen verschwand. Der Motor wurde ausgeschaltet, und einen Moment später war plötzlich die Videokassette verschwunden, als wäre sie die ganze Zeit über nur eine Erscheinung gewesen. Der Wagen, in dem ich saß, fuhr den Holzabfuhrweg wieder nach unten, und als er den Highway erreichte, schalteten sich die Lichter wieder ein.
    Sehr seltsam , dachte ich, sehr seltsam . Doch ich hatte in Schemaja weit seltsamere Dinge gesehen, und da ich nichts Besseres zu tun hatte, beschloss ich mitzuspielen.
    Der führerlose Wagen fuhr mit mir auf dem Rücksitz durch die Nacht Richtung Harrisburg, dieselbe Strecke, die ich nahm, wenn ich zwischen Delaware und Huntingdon pendelte. Langsam kam mir der Verdacht, dass sich Nana und Luas all das ausgedacht hatten, um mich nach Hause zu bringen. Das Radio schaltete sich ein und wechselte, wenn der Empfang schlechter wurde, von einem Countrymusik-Sender zum nächsten, was hieß, dass ich den Wagen mit meinen Gedanken nicht unter Kontrolle hatte, da ich nur selten Countrymusik hörte.
    Wir ließen Harrisburg und dann Lancaster hinter uns, bogen schließlich vom Highway ab und fuhren, genau wie ich vermutet hatte, weiter durch die hügelige Landschaft von Chester County Richtung Delaware. Doch bevor wir die Staatsgrenze erreicht hatten, bogen wir erneut ab, diesmal auf eine gewundene Nebenstraße, der wir mehrere Kilometer weit folgten, bis wir wieder abbogen, diesmal auf eine kleinere Landstraße. Hier gab es keine Straßenlaternen und Stromleitungen mehr. Der Himmel war pechschwarz. Das letzte unbewohnte Haus lag bereits mehrere Kilometer hinter uns, verschlafen in der kühlen, vom Duft nach Ernte, moderndem Laub und Äpfeln geschwängerten Luft. Als der Asphalt endete, fuhren wir eine steile Schotterstraße hinab durch einen Wald bis zu einem zerfurchten Weg, der durch ein offenes, überwuchertes Feld führte, dann wieder in einen Wald und einen noch steileren Weg hinab.
    Der Weg endete vor einem verfallenen Schlackensteingebäude, das wie ein Geschwür aus dem Boden ragte. Die fensterlosen Mauern waren kaum ein Stockwerk hoch, die Streifen aus schwarzem Schimmel und die abblätternde weiße Farbe ließen sie wie die Haut eines Aussätzigen aussehen. Es wirkte wie ein verlassenes Industriegebäude und hier auf dem Land völlig fehl am Platz. Ich hatte das unbestimmte Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein.
    Der Schalthebel bewegte sich in die Parkposition, der Motor schaltete sich aus, und die Türen wurden entriegelt. Ich stieg aus und ging auf das Gebäude zu, das von den Scheinwerfern gelb angestrahlt wurde. Der widerliche Gestank nach Dung und Pilzen – derselbe Geruch wie in meinem Traum im Supermarkt – machte die Luft schwer, so dass ich Mühe hatte zu atmen. Als ich die von Würmern zerfressene Tür öffnete, war mir doch etwas mulmig zumute, obwohl ich wusste, dass es hier drin nichts gab, was mir schaden könnte.
    Als ich eintrat, brach grelles Tageslicht durch den Himmel wie bei einer heftigen Explosion, bei der sich das Gebäude, der Wagen, der Wald und ich mich selbst auflösten.
    Plötzlich fand ich mich im Schlafgemach eines großen römischen Palastes wieder, und das in einem Gebäude, das noch riesiger und wundervoller war als das Pantheon. Weiße Steinsäulen ragten auf in eine phantastische Marmorkuppel. Darunter stand ein goldglitzerndes Bett, umgeben von Diwans, die mit karminrotem plüschigen Stoff überzogen waren. Vor dem Bett stand nackt der aufgedunsene Kaiser Nero Claudius Cäsar. Zu seinen Füßen flehte seine Frau Poppaea um Gnade. Sie war bekleidet, ihre Schwangerschaft schon weit fortgeschritten, ihr weißes Gewand zwischen den Beinen rot verschmiert.
    »Du undankbare Hure!«, bellte Nero, bevor er Poppaea in den Bauch trat. »Ich habe dir Octavias Kopf zu deinem Vergnügen auf einem Tablett serviert, und zum Dank machst du mich lächerlich!« Wieder trat er zu, diesmal heftiger, und diesmal brachen ihre Rippen wie Zweige. Poppaea schnappte nach Luft, Blut lief aus ihrem Mund.
    »Geh mir aus den Augen!«, rief Nero.
    Der römische Palast verschwand ebenso plötzlich, wie er erschienen war. An seine Stelle trat der Gerichtssaal mit Luas in der Mitte. Das gesichtslose Wesen aus dem Monolithen

Weitere Kostenlose Bücher