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Was danach geschah

Was danach geschah

Titel: Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kimmel
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Luas öffnete die Tür. »Jetzt beginnt die nächste Phase deiner Ausbildung.«

13
    Das Büro war mit einem einfachen Holzschreibtisch, zwei Kerzen, zwei Stühlen hinter und einem Besucherstuhl vor dem Schreibtisch ausgestattet. Keine Fenster, Unterlagen, Akten, Telefone, Stifte oder andere, für ein Büro typische Gegenstände. Luas schloss die Tür und zündete die Kerzen mit einem Streichholz an.
    »Bitte nimm hier neben mir Platz«, bat er mich. »Wir werden gemeinsam einen neuen Antragsteller befragen und uns dann die Präsentation ansehen. Ich werde dein Beobachter sein. Anschließend wird dir dein erster Fall zugewiesen, den du selbständig in der Verhandlung vertrittst.«
    »Und ich bin gezwungen, die Fälle zu vertreten?«, fragte ich. »Was ist, wenn ich einen Fall zurückweise?«
    »Gezwungen? Natürlich nicht. Die Entscheidung liegt bei dir, aber du hast sie bereits getroffen. Deswegen bist du hier. Du wirst die Fälle vertreten, weil Gerechtigkeit für dich wie für alle Anwälte das ist, wonach du strebst. Und du wirst nicht eher ruhen, bis du dein Ziel erreicht hast.«
    »Hier gibt es keine Gerechtigkeit«, erwiderte ich ausdruckslos. »Zumindest nicht diejenige, nach der ich strebe.«
    Luas lächelte gönnerhaft. »Vielleicht wirst du sie dann bei uns einführen.«
    Ich dachte einen Augenblick darüber nach und wägte zum ersten Mal die Möglichkeit ab, dass ich genau deswegen in Schemaja gelandet war: um diesen armen Seelen zu helfen, ein kaputtes Rechtssystem wieder zum Laufen zu bringen. Anwälte verfügten über eine lange, stolze Tradition, Reformen auf den Weg zu bringen und für Gerechtigkeit zu sorgen. Ich hatte immer davon geträumt, etwas wahrhaft Bedeutendes und Großes zu vollbringen.
    »Vielleicht werde ich das tun«, sagte ich und blickte an mir hinab. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich noch meinen Schlafanzug trug, da mein Plan gewesen war, einen gemütlichen Abend zu Hause vor dem Fernseher mit Popcorn zu verbringen.
    »Wegen deiner Kleidung brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, beruhigte mich Luas. »Die Antragsteller können uns nicht sehen. Aber wenn es dir angenehmer ist, kannst du dir das hier anziehen.« Er zog eine Schreibtischschublade auf und nahm ein schwarzes Seidenkostüm, eine Bluse und ein Paar Schuhe heraus – die Sachen, die ich seit meiner Ankunft in Schemaja getragen und auf meiner Einkaufstour weggeworfen hatte.
    »Wo hast du die Sachen her?«, fragte ich verwirrt.
    »Nicht ich habe die Sachen besorgt, sondern du«, antwortete er. »Los, zieh dich um, ich warte solange draußen.« Luas versuchte, mir klarzumachen, dass ich all das hier erfand: meine und auch seine körperliche Erscheinung, nicht aber Schemaja, das es unabhängig von mir gab und über das ich keine Kontrolle hatte. Dennoch nahm ich zumindest aus Respekt meinem Beruf gegenüber die Gelegenheit wahr, mir die passende Kleidung anzuziehen.
    Luas kehrte zurück und setzte sich hinter den Schreibtisch neben mich, umgeben von fast völliger Dunkelheit. Die beiden Kerzen tauchten sein Gesicht in ein dumpfes Orange.
    »Bevor ich den Antragsteller hereinbitte, muss ich dich allerdings warnen, dass diese Begegnung eine große Gefahr in sich birgt«, begann er. »Ich habe bereits versucht, dich darauf vorzubereiten. Du wirst diesen Antragsteller nach dieser Präsentation besser kennen als Mr Bowles, besser als deine Eltern, deinen Ehemann oder gar dein Kind. Nur dich selbst wirst du etwas besser kennen. Um deine Identität nicht auf ewig zu verlieren, musst du die Taktik anwenden, die ich dir gezeigt habe. Egal, wie schwierig es werden mag, du musst dich immer wieder an den Vorfall mit dem Miststreuer erinnern. Versuche, dich an alle Einzelheiten zu erinnern: an den Geruch von Dung, der in der Luft hing, das Geräusch der Fliegen, die darüber summten; den verdutzten Blick der Kühe, die zusahen, wie dein Vater und du ihre Exkremente übers Feld streuten; die Art, wie der schwere, nasse Dung, der dank der ersten Luzerne in jenem Frühling entstand, wie Mörtel in der Tonne und an den Zinken der Mistgabel klebte.
    Deine Eltern hatten dir gesagt, sie würden dich auf den Hof deiner Großeltern bringen, weil du auf dem Land mehr Spaß hättest, doch du hattest ihren heftigen Streit mitbekommen, als dein Vater deiner Mutter mitteilte, er habe sie, gegen ihren Willen, in einer Entzugsklinik angemeldet, und sie ihm vorwarf, er habe eine Affäre. Nur du hieltst sie noch zusammen, und du warst überzeugt, dies

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