Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Park
Vom Netzwerk:
verschränkt.
    »Meinst du, du bist die Einzige, die für ihre Familie Opfer bringt?«
    »Nenn mir nur eine Sache, die du für mich oder für Hana getan hast«, forderte Soo-Ja.
    »Ich bin bei dir geblieben, als meine Eltern weggezogen sind!«, schrie Min plötzlich.
    »Und du hast mir ständig vorgejammert, wie sehr du das bereut hast.«
    »Du denkst, alles ist so einfach. Du denkst, ich bin ein schlechter Mensch. Glaubst du, es macht mir Spaß, mit einer Frau zusammenzuleben, die mich für einen Taugenichts hält?« Min wurde leiser, als hätte er Angst, die anderen könnten ihn hören. Aber das konnten sie nicht. Sie waren allein in dem unglaublich hellen Zimmer.
    »Dann mach endlich was aus dir. Ich träume von dem Tag, an dem du ein bisschen Courage aufbringst und dich bewährst«, sagte Soo-Ja.
    »Was muss ich denn tun, um mich zu bewähren?«, fragte Min.
    »Ich weiß nicht.« Sie drückte mit den Händen gegen die rosa Polster, als wollte sie die Dicke des Schaumstoffs prüfen.
    »Du hast Opfer für mich gebracht«, erklärte Min. »Du hättest einen anderen heiraten können. Aber du bist bei mir geblieben. Du darfst nicht glauben, ich wüsste das nicht zu schätzen. Eines Tages werde ich für dich ein Opfer bringen, und dann wirst du mich lieben.«
    Min wandte den Blick ab und betrachtete die Partygesellschaft draußen im Garten. Er sah seine Eltern und seine Brüder und seine Schwester, die ausgelassen lachten. Soo-Ja folgte seinem Blick und betrachtete das Meer von Körpern, Mins große Familie. Sie beobachtete die lachenden, scherzenden Menschen und wusste, dass Min sich fragte, welcher Witz gerade erzählt wurde, worin der Quell ihrer Freude lag. Sie wusste auch, dass er alles dafür gegeben hätte, diese unbeschwerte Freude zu teilen. Wenn er hierblieb, wäre er niemals mehr allein. Sie begriff, wie einsam er sich in Seoul gefühlt haben musste, wo er nur Hana und sie gehabt hatte.
    »Du brauchst kein Opfer für mich zu bringen«, sagte Soo-Ja.
    »Ich würde aber gerne, damit du mir Respekt entgegenbringst.«
    »Ich hätte dir Respekt entgegengebracht, wenn du vor Jahren einer Scheidung zugestimmt und mir Hana gelassen hättest.«
    »Ist es das, was du willst? Dass ich dich loslasse?«
    »Das tut jetzt nichts mehr zur Sache.«
    »Willst du mit Yul zusammen sein?«
    »Das kann ich nicht, selbst wenn ich wollte. Yul sagt, er kann nicht mehr länger auf mich warten. In Korea hält mich nichts mehr«, erklärte Soo-Ja und kämpfte gegen die tiefe Traurigkeit in ihrer Seele. »Außerdem geht es nicht darum, dass ich dich verlasse und mir einen anderen Mann nehme. Es geht darum, dass du endlich bereit bist zu tun, was für Hana und mich am besten ist.«
    Die Schiebetür wurde geöffnet, und ein Gast kam herein. Ihre Unterhaltung war für den Augenblick beendet. Min erhob sich und wandte Soo-Ja den Rücken zu, um wieder in den Garten zu gehen.
    »Yeobo … «, rief sie hinter ihm her.
    »Was ist?«
    Es war schlimm genug für Soo-Ja gewesen, ihren Vater zu verlieren. Sie konnte nicht auch noch Hana aufgeben. Hana war alles, was sie noch hatte, und wenn sie in diesem fremden Land bleiben und das Dienstmädchen für ihren Schwiegervater spielen musste, um ihre Tochter zu behalten, dann sollte es eben so sein.
    »Wenn Hana und du wirklich hierbleiben wollt, dann … « Soo-Ja zögerte, und ihre Stimme zitterte ein wenig bei dem Versuch, die Worte herauszubringen. Sie brachte sie einfach nicht über die Lippen, so sehr sie sich auch bemühte. »Ich nehme das Angebot deines Vaters an. Ich werde für ihn arbeiten.«

19
    Die Party endete spät. Erst lange nach Sonnenuntergang verließen die Fiats und Cadillacs und Oldsmobiles die Garagenauffahrt – ein Auto nach dem anderen, wie eine Prozession. Soo-Ja begab sich ins Souterrain neben der Garage, eine Art Chauffeurswohnung mit eigenem Bad, abgetrennt vom Rest des Hauses. Dort wohnten Hana und Min; sie hatte allein im Doppelbett geschlafen und Min auf dem Boden. Jetzt, wo Soo-Ja da war, teilten sie und Hana sich das Bett, und Min behielt sein Lager auf dem Boden. In der Ecke, auf einer alten Truhe aus Paulownie, stand ein kleiner Fernseher. Soo-Ja betrachtete die dunkle Maserung der Truhe, die wegen der hellen Farben drumherum umso auffälliger wirkte.
    »Großpapa will dich sehen«, rief Hana. Soo-Ja erhob sich. Die Stille im Haus erschlug sie fast. Da begriff sie, dass ihre Zukunft nicht in dem von Leben und Sonnenlicht erfüllten Haus lag, das sie noch wenige

Weitere Kostenlose Bücher