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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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dass die Anwesenheit einer Frau schlecht fürs Geschäft ist. Es ist fast eine Tradition für ihn, dass ich ihn jedes Jahr begleite, wenn er seine Erzeugnisse verkauft. Mauricio und Jacques kommen auch mit.«
    »Seid ihr abends wieder zurück?«
    »Wir bleiben drei Tage.«
    »Drei Tage! Drei Tage allein! Drei Tage ohne dich. Warum tust du mir das an?«, klagte sie niedergeschlagen.
    »Aber meine Großmutter ist da. Du wirst gar keine Zeit haben, an mich zu denken, du wirst sehen.«
    ***
    Am vierten Tag kehrte Kamal zurück. Am Zügel führte er ein Pferd, das unruhig neben Pegasus hertrottete. Die Karawane – Männer, Pferde und hochbeladene Dromedare – ritt zur Koppel. Dort übergab Kamal die Pferde einem Burschen und ging dann in das Zelt seiner Großmutter, die gerade einen Brief las. Die alte Frau schob die Brille auf die Nasenspitze und lächelte ihm verschwörerisch zu.
    »Sie ist nicht hier«, sagte sie.
    »Ich wollte zu dir«, antwortete Kamal, setzte sich zu ihr und umarmte sie.
    »Sie ist in ihrem Zelt und ruht sich aus.«
    »Du weißt Bescheid, stimmt’s?«
    »Wenn du sie nicht lieben würdest, müsste ich denken, dass mein Enkel entweder blind sein muss oder ein Idiot. Dieses Mädchen ist wie ein warmes, strahlendes Licht. Du hast eine gute Wahl getroffen, mein Sohn. Und hör nicht auf das Genörgel deiner Mutter.«
    Kamal schwieg, gerührt über die Worte seiner Großmutter. Juliette streichelte ihm über die Wange und sah ihn lächelnd an, während sie daran zurückdachte, wie er als Kind gewesen war, als er seine Sommer in der Oase verbracht hatte.
    »Sie ist in ihrem Zelt und ruht sich aus«, sagte sie noch einmal. »Sie fühlt sich heute nicht gut. Keine Sorge, es ist nichts Schlimmes!« Sie fasste ihn beim Handgelenk und zwang ihn, sich wieder zu setzen. »Es wird die Hitze sein; sie ist nicht daran gewöhnt.«
    Tatsächlich hatte sich Francesca die ganzen vier Tage, die Kamal weg gewesen war, nicht gut gefühlt. Zuerst hatte sie die Erschöpfung und die starken Kopfschmerzen auf ihren Kummer und die Traurigkeit zurückgeführt und dem keine weitere Bedeutung beigemessen. Aber heute hatte sie sich nach einem leichten Mittagessen hinlegen müssen, weil sie Probleme mit ihrem Kreislauf hatte.
    Am Abend vor Kamals Abreise war Francesca in seinen Armen eingeschlafen, aber als sie am nächsten Morgen vom Plätschern des Wassers wach wurde, das Zobeida in die Wanne füllte, war sie allein gewesen. Sie hatte mit Juliette gefrühstückt, die sie bis zum Mittagessen zu einem Ausritt einlud. Abenabó und Kader begleiteten sie. Als sie das wadi erreichten, einen Flusslauf, der sich bei Regen mit Wasser füllte, um Wochen später völlig auszutrocknen, stiegen sie von den Pferden ab und setzten sich ans Ufer in den Schatten einer Palme, die voller Datteln hing.
    »Mein Enkel hat sich in dich verliebt, Francesca«, sagte Juliette und sah sie an. »Er ist wie ein Sohn für mich, und ich kann dir versichern, dass er wie ausgewechselt ist. Es ist deinetwegen, das weiß ich.« Sie hütete sich zu erwähnen, dass Zobeida ihre Vermutungen bestätigt und ihr erzählt hatte, dass sich Kamal am Abend zuvor in ihr Zelt geschlichen hatte. »Er versucht sich nichts anmerken zu lassen, aber er sieht dich mit einer Zärtlichkeit an, die ich ihm gar nicht zugetraut hätte. Mein Junge liebt dich wirklich. Warum diese Tränen?«
    Francesca fuhr sich mit dem Handrücken über die Wangen und versuchte zu lächeln. Sie war angespannt. Es war das erste Mal, dass sie über ihre Beziehung zu Kamal sprach, und sie hatte nicht damit gerechnet, dass es mit seiner Großmutter sein würde, auch wenn sie freundlich und verständnisvoll war.
    »Komm schon, Francesca, es gibt keinen Grund dafür.«
    »Entschuldigung, Madame. Auch ich liebe ihn, aber ich glaube nicht, dass die Sache eine Zukunft hat. Wenn ich bei ihm bin, fühle ich mich sicher und habe das Gefühl, dass alles gutgehen wird und nichts uns trennen kann. Doch dann schaue ich mich um und sehe, wie anders alles ist, und dann weiß ich nicht mehr, was ich davon halten soll. Ich bin verunsichert, nicht wegen seiner oder meiner Liebe, sondern wegen dem, was uns bevorsteht.«
    »Ich weiß genau, wie du dich fühlst, und ich weiß, wie du leidest. Der Gedanke, nicht mit dem Mann zusammen sein zu können, den du liebst, bricht dir das Herz. Aber lass dir auch gesagt sein, dass in Kamals Adern ein edles und starkes Blut fließt. Er ist der intelligenteste, tatkräftigste und

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