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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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entschlossenste Mann, den ich je kennengelernt habe – und das sage ich nicht, weil er mein Enkel ist, sondern weil es die Wahrheit ist. Er sollte König werden.«
    »Genau deswegen habe ich Angst, dass wir keine Zukunft haben. Er gehört seinem Volk und seinem Land. Ich weiß um seine Verantwortung und seine Pflichten. Er ist nicht irgendjemand, der frei über sein Privatleben entscheiden kann. In seinem Fall hat es Konsequenzen. Kamal gehört der Herrscherfamilie dieses Landes an. Sie werden niemals zulassen, dass er eine Frau aus dem Westen heiratet.«
    »Was du sagst, stimmt, da kann ich dir nicht widersprechen. Aber mein Enkel ist so stolz auf dich und hat das Gefühl, dass er mit dir die ganze Welt erobern kann. Lass nicht zu, dass eine Handvoll verknöcherter alter Männer die Liebe zerstört, die ihr füreinander empfindet.«
    Juliette begann, ihr Geschichten aus Kamals Kindheit und Jugend zu erzählen, die ihr Facetten von ihm zeigten, die sie nicht kannte. Obwohl seit damals Jahre vergangen waren, beteuerte Juliette, dass ihr Enkel nach wie vor eine einfühlsame, romantische Seite besitze, die er jedoch verberge, um nicht verletzt zu werden. »Mein Junge hat kein einfaches Schicksal«, sagte die alte Frau immer wieder, aber Francesca traute sich nicht zu fragen, von welchem Schicksal sie sprach.
    Ja, Kamals Großmutter schaffte es, sie abzulenken, und dennoch vermisste Francesca ihn mit einer Intensität, die ihr Angst machte. Seine Abwesenheit wurde ihr manchmal unerträglich, und vor lauter Sehnsucht nach seinem Körper, seiner Stimme, seiner Leidenschaft und Zärtlichkeit lag sie lange wach und konnte nur schwer einschlafen. Als Zobeida am Morgen des vierten Tages ins Zelt kam, um ihr beim Bad zu helfen, und ihr mitteilte, dass der Scheich und seine Karawane immer noch nicht eingetroffen seien, war Francesca so niedergeschlagen, dass Juliette ihr zu einem Mittagsschläfchen und einer Tasse starkem, gezuckerten Tee riet.
    Als Kamal hereinkam, schlief Francesca noch. Er schob einen Hocker ans Kopfende des Bettes und betrachtete sie. Sie schlief tief und fest, völlig geräuschlos, nicht einmal ihr Atem war zu hören. Er war erschrocken über ihre bleichen Wangen und darüber, wie reglos sie dalag. Er beugte sich über sie, um sich zu vergewissern, dass sie noch atmete. Als sein Kopftuch ihre Lippen streifte, begann sich Francesca zu bewegen.
    »Ruh dich noch ein wenig aus«, flüsterte Kamal ihr ins Ohr und küsste ihre schlafwarme Wange.
    »Bist du es wirklich oder träume ich?«, murmelte Francesca schlaftrunken.
    »Ich bin gerade angekommen.«
    Francesca öffnete die Augen und schlang ihre Arme um seinen Hals. Dann küsste sie ihn auf Wangen, Augen, Mund und Stirn, während sie immer wieder beteuerte, wie sehr sie ihn vermisst habe und dass er sie nie wieder so lange allein lassen dürfe.
    »Warum bist du so außer dir?«, fragte Kamal schließlich. »Meine Großmutter sagte mir, ihr hättet eine schöne Zeit miteinander gehabt.«
    »Ja, deine Großmutter ist wirklich sehr nett, aber ich kann nun mal nicht ohne dich leben.«
    Al-Saud löste sich ein wenig von ihr, nahm ihr Gesicht in beide Hände und sah sie mit diesem unergründlichen Gesichtsausdruck an, den Francesca nie durchschaute.
    »Stimmt das? Du kannst nicht ohne mich leben?«
    »Ja, es stimmt. Du bist alles für mich. Du bist der Sinn meines Lebens geworden.« Und da Kamal sie immer noch so sonderbar ansah, fragte sie: »Zweifelst du an dem, was ich sage?«
    »Nein, nie. Ich hatte so sehr gehofft, dass du das sagen würdest. Schließlich habe ich dich aus deinem Leben herausgerissen und hierhergebracht. Nein, ich zweifle nicht an dir. Ich würde nie an dir zweifeln«, beteuerte er, um dann rasch zu fragen: »Wie fühlst du dich? Meine Großmutter sagte mir, dass es dir heute nicht gutgeht.«
    »Jetzt, wo du wieder bei mir bist, fühle ich mich wunderbar.«
    Kamal lächelte und küsste sie auf den Mund. Dann sagte er, ein wenig ungeduldig: »Zieh deine Reitsachen an und komm mit. Ich habe eine Überraschung für dich.«
    In einem kleineren Pferch neben der Hauptkoppel wurde gerade ein Pferd von einem Burschen gestriegelt, während ein anderer ihm einen neuen Sattel aus glänzendem schwarzem Leder auflegte, in den mit goldener Farbe der Name Francesca al-Saud geprägt war.
    »Wo ist denn meine Überraschung?«, fragte sie, und Kamal deutete auf das Pferd.
    »Es sieht aus wie Rex.«
    »Es ist Rex. Ich habe ihn Martínez Olazábal

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