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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Massage als wohltuend und entspannend. Der Duft des Öls, das Zobeida ihr schließlich in die Kopfhaut einmassierte, überlagerte den Lavendel- und Geißblattgeruch. Das alles ging schweigend vor sich, nur Zobeidas gleichmäßiger Atem war zu hören, der über ihre feuchte Haut strich, und die Geräusche von draußen, die sich in die Stille mischten. Wohlig müde stieg sie aus der Wanne, und Zobeida führte sie zum Bett, wo sie, nur in ein Handtuch gehüllt, einschlief.
    Als sie eine Stunde später wieder aufwachte, hatte Zobeida ein Kleid am Fußende des Bettes ausgebreitet. Daneben lag ein Kärtchen von Madame D’Albigny, auf dem stand: »Das ist für Dich. Ich hätte gerne, dass Du es heute Abend trägst.« Nach wie vor lag der Duft von Essenzen und Ölen in der Luft, die trotz der sengenden Sonne kühl war. Erfrischt stand sie auf, und Zobeida machte sich daran, sie für das Essen herzurichten. Sie rieb ihre Hände mit einer Mischung aus Glyzerin und Zitronensaft ein, die die Haut weich und makellos weiß machte, betupfte sie mit Jasminwasser und trug ein dezentes Make-up auf, das ihre mandelförmigen Augen betonte. Dann nahm sie schwelendes Sandelholz aus einer Räucherpfanne, legte es auf einen Teller und bedeutete Francesca, die Arme anzuheben, damit der stark duftende Rauch unter ihre Achseln dringen konnte. Das weiße Seidenkleid mit Brüsseler Spitze am Dekolleté stand ihr ausgezeichnet; es fiel weit schwingend bis auf die Knöchel und ließ Schultern und Arme frei. Sie beschloss, die feinen Lederschuhe zu tragen, die Kamal ihr in Dschidda gekauft hatte. Zobeida steckte ihr Haar auf und formte mit der Brennschere kleine Löckchen, die ihr Gesicht umrahmten und den Alabasterton ihrer Haut unterstrichen.
    Jacques Méchin kam sie abholen, und gemeinsam gingen sie zum Zelt von Scheich Harum al-Kassib. Als sie eintraten, entstand unter den anwesenden Gästen ein Schweigen, das Francesca verunsicherte. Sie ließ ihren Blick über die Gesichter schweifen und sah sich verzweifelt nach Kamal um, der am anderen Ende des Zeltes ins Gespräch vertieft war.
    »Gelobt sei Allah, der Barmherzige und Allmächtige, der die schönste Frau der ganzen Wüste in mein Zelt geführt hat!«, rief Scheich Harum begeistert, um gleich darauf seiner Gattin zu versichern: »Mit Ausnahme von dir natürlich, Scheherazade.«
    Kamal unterbrach sein Gespräch und sah hingerissen zu Francesca herüber, wieder einmal vom Zauber ihrer Schönheit gebannt. Der Scheich stellte das Mädchen den übrigen Gästen vor, untergeordnete Anführer seines Stammes, und verkündete dann überschwänglich, dass er vor Hunger sterbe. Er reichte Francesca seinen Arm und lud sie ein, zu seiner Rechten an einem niedrigen Tisch Platz zu nehmen, der sich unter den mannigfaltigsten Speisen bog. Auch die Übrigen ließen sich nieder, und Kamal setzte sich zur Linken seines Großvaters, Francesca gegenüber, die unsicher und nervös wirkte.
    Juliette ließ auftragen, und nachdem die Gäste alles in Augenschein genommen hatten, ließen sie sich nicht lange bitten und sprachen den verschiedenen Gerichten und Getränken ordentlich zu. Sie kannten sich seit vielen Jahren, unterhielten sich angeregt und erzählten sich alte Geschichten, über die sie herzlich lachten. Mauricio lächelte in einem fort, als hätte er endlich etwas gefunden, das ihn glücklich machte, und Méchin war noch gesprächiger als sonst, ermuntert vom Scheich, der seit geraumer Weile seine guten Umgangsformen vergessen hatte und zwischen zwei Bissen lauthals seine Ansichten und Meinungen herausposaunte.
    Die ausgelassene Stimmung und die Freundschaft dieser Menschen machte Francesca ihre Einsamkeit und ihr Heimweh noch deutlicher bewusst. Sie fühlte sich als Fremde, sie verstand nicht einmal ihre Sprache. Sie wünschte, dass das Essen bald vorüber wäre und sie in ihr Zelt zurückkehren konnte.
    »Es wird kein Arabisch mehr gesprochen«, ordnete Juliette an. »Sonst kann sich unser Gast nicht an den Gesprächen beteiligen.«
    »Verzeihung, Mademoiselle«, entschuldigte sich der Scheich und küsste ihre Hand. »Wie unhöflich von uns.«
    Francesca schaute auf und begegnete Kamals Blick, der sie aufmerksam beobachtete. Seine unbewegte Miene ärgerte sie. Die undurchdringliche Art ihres Geliebten begann sie zu stören; es fiel ihr schwer, einen Zugang zu ihm zu finden, wenn er immer so reserviert und ernst war. Sie hielt seinem Blick stand und gab sich keine Mühe, ihren Unmut darüber zu

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