Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)
Zweifel an mir haben. Ich verspreche Ihnen, dass Francesca eine freie Frau sein wird. Sie muss nicht meinen Glauben annehmen, auch wenn es die Religion unserer Kinder sein wird. Sie kann sich kleiden wie sie will, essen, was sie will, gehen, wohin sie will, und treffen, wen sie will. Ich vertraue ihr, und das genügt mir.«
»Sie lieben Francesca wirklich, das merke ich«, sagte Fredo. »Ich gebe Ihnen daher meine Zustimmung, sie zu heiraten, weil ich überzeugt bin, dass Sie der Richtige für sie sind. Ich hoffe nur … Nun, ich hoffe, dass Sie sie glücklich machen.« Fredos Stimme bekam einen eindringlichen Ton. »Monsieur al-Saud, Francesca ist das Wichtigste in meinem Leben. Sie ist die Tochter, die ich nie hatte. Ich würde alles für sie tun.«
»Ich auch«, versicherte Kamal und reichte Fredo die Hand.
»Wie wollen Sie heiraten? Ihre Mutter, Antonina ist sehr katholisch …«
Erneut überkamen Fredo Zweifel, und er machte sich Sorgen, zu früh in die Heirat eingewilligt zu haben. Aber al-Sauds gelassene, selbstsichere Art beruhigte ihn.
»Wir könnten hier in Córdoba kirchlich heiraten, bevor wir nach Paris abreisen. Francesca weiß, dass wir auch nach islamischem Recht heiraten müssen. Sie hat mir versichert, dass sie kein Problem damit hat.«
»Ich freue mich, dass Sie ein so offener, verständnisvoller Mensch sind. Ich muss Sie warnen, meine Nichte ist ein lebhaftes junges Mädchen, das schwer zu bändigen ist. Ihre Freiheit und Unabhängigkeit sind Francesca das Allerwichtigste.«
»Das weiß ich«, antwortete Kamal. »Deshalb würde ich sie niemals zwingen, mit mir nach Riad zu ziehen.«
Al-Sauds offene und direkte Antwort beruhigte Fredo, der sich nun zum ersten Mal entspannte. Er nahm einen Schluck von dem fast kalten Kaffee.
»Ich wollte noch etwas mit Ihnen besprechen, Monsieur Visconti«, sagte Kamal.
»Nur zu«, ermunterte ihn Fredo.
»Falls mir etwas zustoßen sollte, wird Francesca mein gesamtes Vermögen erben. Und ich kann Ihnen versichern, dass ein Leben nicht ausreichen wird, um es auszugeben. Aber«, setzte er hinzu und beugte sich mit ernster Miene vor, »da niemand weiß, was die Zukunft bringt, insbesondere in Anbetracht der Umstände, in denen ich mich befinde, habe ich beschlossen, bei der Schweizer Bank in Zürich ein Konto zu eröffnen und dort zehn Millionen Dollar auf Ihren und Francescas Namen zu deponieren.«
»Monsieur al-Saud!«, rief Fredo. »Sie überraschen mich. Was erwarten Sie von Ihrer Zukunft, wenn Sie zu einer solchen Maßnahme greifen? Ich muss gestehen, Sie machen mir Angst.«
»Vielleicht ist es eine unnötige Maßnahme«, gab al-Saud zu, »aber ich mache es zu meiner eigenen Beruhigung. Niemand außer Ihnen weiß von der Existenz dieses Geldes. Nur im äußersten Fall werden Sie Francesca über dieses Konto informieren. Sie und unsere Kinder, falls wir welche haben sollten, werden allein von den Zinsen gut leben können.«
»Wenn ich Sie richtig verstehe«, sagte Fredo nach einer Pause, »soll Francesca also nur ›im äußersten Fall‹ von diesem Gespräch erfahren.« Al-Saud nickte. »Und was wäre dieser äußerste Fall?«
»Dass ich sterbe oder spurlos verschwinde«, sagte Kamal ernst, »und meine Familie Francesca ihre Rechte vorenthält.«
»Ihre Familie ist nicht mit dieser Ehe einverstanden, oder?«
»Nein.«
»Könnte es sein, dass man meiner Nichte nach dem Leben trachtet?«
»Ich sagte Ihnen bereits, für Francescas Sicherheit ist garantiert. Vertrauen Sie mir.«
»Ich vertraue Ihnen, Monsieur al-Saud. Es ist Ihr Umfeld, dem ich nicht vertraue, weil es von Interessen geleitet ist, für die so mancher töten würde.«
»Nach der Hochzeit mit Ihrer Nichte wird sich mein Leben grundlegend ändern. Ich werde mich aus der Politik zurückziehen und die Regierung meines Landes anderen überlassen. Das sollte Francesca und mich aus der Schusslinie bringen. Meine Gegner werden das Interesse an mir und meiner Familie verlieren. Aber ich werde auf sie aufpassen, als könnte man sie mir jeden Augenblick wegnehmen.«
»Ich habe Ihrer Vermählung mit meiner Nichte nicht zugestimmt, weil ich keine Gefahr für sie sehe«, erklärte Fredo, »sondern weil es nicht möglich sein wird, sie von Ihnen fernzuhalten, wenn Sie erfährt, dass Sie hier sind. Jedenfalls glaube ich«, sagte er wohlwollend, »dass Sie sie aufrichtig lieben und alles tun werden, um sie glücklich zu machen.« Kamal nickte erneut, und Fredo setzte hinzu: »Ich muss gestehen,
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