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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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ich beschlossen, dich zurückzuholen«, sagte er schließlich.
    Francesca schwieg. Sie brauchte keine Erklärungen, hörte ihm aber weiter gebannt zu.
    »Dein Brief«, fuhr Kamal fort. »Ich habe ihn immer wieder gelesen, bis ich ihn auswendig kannte. Dieses ›Warum hast du mich verlassen, Kamal?‹ verfolgte mich unentwegt.« Er fasste sie unterm Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Ich werde dir nie wieder Anlass geben, mich das zu fragen.«
    Gegen sechs Uhr nachmittags klingelte das Telefon.
    »Wer kann das sein?«, fragte Francesca verwundert.
    »Ich habe deinem Onkel erzählt, dass ich hier abgestiegen bin«, erklärte Kamal und hob den Hörer ab.
    Es war tatsächlich Fredo, der sie zum Abendessen in seine Wohnung einlud. Antonina hatte schon zugesagt. Francesca wollte vorher ein Bad nehmen und sich umziehen. Kamal ließ die Leibwächter den Wagen vorfahren und begleitete sie.
    »Ich bin so aufgeregt«, gestand sie. »Meine Mutter hält nichts von unserer Beziehung.«
    »Allah ist mit uns«, entgegnete Kamal.
    »Besser, du erwähnst Allah heute Abend nicht; zumindest, solange du mit ihr am Tisch sitzt.«
    ***
    Antonina war äußerst überrascht, als sie Kamal sah. Eigentlich war er ein gutaussehender Mann, groß, mit wunderbaren grünen Augen und den Manieren eines englischen Gentlemans. Er hatte so gar nichts von dem Teufel an sich, den sie sich vorgestellt hatte. Am Anfang schüchterte er sie ein – nicht sein aristokratisches Auftreten oder sein durchdringender Blick, sondern die Tatsache, dass er so viel darstellte und sie so wenig. Daher war sie zurückhaltender, als sie eigentlich wollte. Aber im Verlauf des Essens entspannte sie sich und genoss den Abend, denn ihr zukünftiger Schwiegersohn war ein sehr angenehmer Gesellschafter, der gar nicht aufhörte, sie zu ihrer Tochter zu beglückwünschen. Die Sprache stellte zunächst ein Hindernis dar, bis Kamal versicherte, Spanisch zu verstehen, auch wenn er es nicht spreche; da er der Pferde wegen häufig nach Andalusien reise, habe er einige Unterrichtsstunden genommen. Wenn Kamal französisch sprach, übersetzten Fredo und Francesca für Antonina.
    Antonina erinnerte die Art, wie er Francesca ansah, daran, wie Vincenzo sie vor vielen Jahren angesehen hatte – und daran, wie Fredo sie in diesem Moment ansah.
    Sie kamen auf die Hochzeit zu sprechen, und Antonina versprach, mit ihrem Beichtvater Pater Salvatore zu sprechen, um die Einzelheiten zu regeln. Sie war froh, dass al-Saud bereit war, sich kirchlich trauen zu lassen. Aber ihre Zuversicht verschwand, als er diplomatisch, aber bestimmt erklärte, dass er nicht zum Christentum konvertieren werde.
    »In diesem Fall«, sagte sie, »bezweifle ich sehr, dass ein Priester bereit sein wird, Sie zu trauen.«
    »Dann rede ich mit dem Bischof, der ein guter Freund von mir ist, und wir erbitten einen Dispens«, schaltete sich Fredo ein, um den Schatten zu vertreiben, der sich über Francescas Lächeln gelegt hatte.
    »Aber das ist nicht dasselbe«, entgegnete Antonina verstimmt.
    Gegen Mitternacht verabschiedete sich Kamal und fuhr in sein Hotel. Fredo brachte Antonina zum Stadtpalais der Martínez Olazábals, während Francesca anfing, den Abwasch zu machen.
    »Ich hätte nie gedacht«, bemerkte Antonina im Auto, »dass meine Tochter, meine einzige Tochter, einmal die Frau eines Ungläubigen werden wird.«
    »Antonina«, sagte Fredo tadelnd, »dieser Mann hat wegen Francesca auf ein Königreich verzichtet.«
    »Ja, ich weiß. Niemand zweifelt daran, dass er sie liebt. Aber ich fürchte, dass die Leidenschaft, die er für sie empfindet, mit den Jahren nachlassen wird, und dann kommt irgendwann der Tag, an dem er es bereut, auf den saudischen Thron verzichtet zu haben. Jede Leidenschaft erlischt früher oder später.«
    »Das stimmt nicht«, entgegnete Fredo so heftig, dass Antonina ihn überrascht ansah. »Ich liebe seit zwanzig Jahren ein und dieselbe Frau, und ich kann versichern, dass die Leidenschaft, die ich für sie empfinde, noch genauso stark ist wie an dem Tag, als ich sie zum ersten Mal sah.«
    Im dunklen Auto konnte Fredo nicht sehen, wie Antonina reagierte. Er bereute, was er gesagt hatte, und verfiel in Schweigen. Es war Antonina, die schließlich sprach.
    »Diese Frau kann sich glücklich schätzen, von einem Mann wie Ihnen geliebt zu werden, Alfredo.«
    »Ich habe ihr meine Liebe nie gestanden«, erklärte er beinahe abweisend.
    »Warum?«
    »Weil sie einen anderen liebt.«
    Er hielt vor dem

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