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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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haben.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht«, entgegnete Kamal. »Eine Frau wie Sie wird sich nur schwerlich mit Nichtigkeiten abgegeben haben. Was ist mit Ihrer Familie? Empfinden Sie keine tiefe Zuneigung zu ihnen? Mir ist aufgefallen, dass sie das Pferd auf dem Foto lieben. Ihre Augen begannen zu leuchten, als wir neulich von ihm sprachen.«
    »Ja, das stimmt. Rex ist etwas Besonderes für mich.«
    »Sie vermissen ihn, nicht wahr?«
    »Ja, ich vermisse ihn sehr. Aber wir können im Leben nicht immer alles haben, was wir uns wünschen.«
    »Das ist nicht wahr«, entgegnete al-Saud. »Wir können alles haben, was wir wollen, wenn wir es uns von ganzem Herzen wünschen.«
    »Und wenn wir nicht feige sind«, ergänzte Francesca traurig.
    »Sie sind überhaupt nicht feige. Das sagen mir Ihre Augen.«
    Kamal nahm eine Zigarette, und als er sich vorbeugte, um sie anzuzünden, dachte Francesca, dass er der attraktivste Mann war, den sie kannte. Seine Männlichkeit verwirrte sie. Sie saßen so nah beieinander, dass sie seinen regelmäßigen Atem hören und seine schönen Gesichtszüge näher betrachten konnte – insbesondere seine matt schimmernde Haut und seine wunderbaren grünen Augen, die in der Nacht dunkler wirkten.
    Als sie Schritte auf dem Kies hörten, drehten sie sich um. Eine weiße Tunika tauchte in der Dunkelheit auf und kam langsam auf sie zu, gefolgt von zwei weiteren Männern, die in gebührender Entfernung stehenblieben. Kamal stand auf und wandte sich auf Arabisch an den Störenfried. Francesca erkannte einen Mann um die fünfzig, der kleiner als Kamal war und einen Bauchansatz hatte. Ihr gefielen weder die Art, wie er sie ansah, noch das listige Lächeln, das ihm etwas Ordinäres, Lüsternes gab.
    »Mademoiselle de Gecco«, sagte Kamal, »darf ich vorstellen: mein Bruder, König Saud al-Saud.«
    Nach einem kurzen Moment der Erstarrung beteuerte Francesca, dass es ihr eine Ehre sei, und verbeugte sich.
    »So, so, Mademoiselle de Gecco«, bemerkte Saud, »Mauricios berühmte Sekretärin.«
    »Berühmt, Hoheit?«, fragte Francesca verwundert.
    »Ich habe von Ihrem bedauerlichen Zusammenstoß mit der Religionspolizei auf dem Bazar erfahren«, erklärte der König und machte deutlich, dass ihm nichts entging, was in seinem Land passierte.
    Francesca errötete und schlug, eine Entschuldigung murmelnd, die Augen nieder. Kamal ergriff das Wort und wandte sich auf Arabisch an seinen Bruder. Seine Stimme klang unterkühlt, und seine Gesichtszüge hatten sich verhärtet. Es war für Francesca unschwer zu erkennen, dass es mit dem Verhältnis der beiden nicht zum Besten stand. Auch Saud sah seinen Bruder grimmig an und lachte immer wieder gezwungen auf, als gefiele ihm nicht, was Kamal sagte.
    »Ich darf mich verabschieden, Mademoiselle«, sagte Saud schließlich und grüßte auf orientalische Weise.
    »Es war mir ein Vergnügen, Hoheit.«
    »Das Vergnügen war ganz meinerseits. Mein Bruder beweist wie immer einen erlesenen Geschmack bei der Wahl seiner Begleitung.«
    Der König kehrte mit seinen Leibwächtern, die nicht von seiner Seite wichen, auf das Fest zurück. Dort verabschiedete er sich von dem französischen Botschafter und den übrigen Gästen.
    »Es muss eine große Ehre für den französischen Botschafter sein, dass der saudische König zu seinem Fest erschienen ist«, stellte Francesca fest.
    »Ja, das ist es«, murmelte Kamal, ohne die politischen und finanziellen Vergünstigungen zu erwähnen, die sich Saud von der französischen Regierung erhoffte, um die Krise abzuwenden. »Kehren wir auf die Feier zurück«, sagte er dann.
    Den Rest des Abends war Kamal kühl und distanziert. Er tanzte erneut mit Valerie und unterhielt sich mit einer Gruppe von Arabern. Er würdigte Francesca keines Blickes und wechselte kein Wort mehr mit ihr, und nach einer Stunde verließ er gemeinsam mit seinem Freund Ahmed Yamani das Fest, ohne sich von ihr zu verabschieden.
    ***
    König Saud stieg in den Rolls-Royce, der vor dem Eingang der französischen Botschaft auf ihn wartete, und befahl dem Chauffeur, ihn nach Hause zu fahren. Tariki, der einflussreichste Minister seiner Regierung, saß neben ihm und sah unauffällig zu ihm herüber. Er kannte diesen Ausdruck tiefster Verstimmung an seinem König.
    »Du bist Kamal begegnet, stimmt’s?«, fragte der Minister schließlich.
    »Ich bin ihm nicht begegnet«, stellte Saud richtig. »Ich habe nach ihm gesucht. Er war in Begleitung dieser Sekretärin von Dubois, von der uns

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