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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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erstellen. Aber ich glaube, dass es zu spät ist: Deine Familie hat das Vertrauen in dich verloren, und selbst wenn du guten Willen bei der Senkung der Kosten und der Verwaltung der Einnahmen beweisen solltest, werden sie nach Kamals harter Hand und seiner Umsicht verlangen.«
    »Wozu braucht man Feinde, wenn man Berater wie dich hat?«, wetterte Saud aufgebracht und setzte dann hinzu: »Morgen werde ich vom Wirtschaftsminister einen Haushaltsplan einfordern und eine strikte Kontrolle bei der Verteilung der Gewinne einführen. Vielleicht kann ich damit die Ungeduld meiner Onkels besänftigen.«
    Es war nicht mehr weit bis zum Palast, und Tariki wusste, dass sich nicht noch einmal eine solche Gelegenheit bieten würde, Saud seine wahren Absichten zu entlocken. Angetrunken – er hatte ihn mehrmals mit einem Champagnerglas in der Hand gesehen –, aufgebracht und wütend, wie er war, würde er ihn zum Reden bringen; am nächsten Tag, wenn er wieder bei klarem Verstand war und seine Gefühle unter Kontrolle hatte, war nicht mit einem Geständnis zu rechnen.
    »Du und ich«, sagte Tariki, »wissen genau, dass ein Haushaltsplan nicht verhindern wird, dass man dir die Führung streitig macht.« Er suchte in der Dunkelheit des Autos nach dem Blick des Königs und stellte fest, dass er lächelte. »Dein Problem ist ein anderes.«
    »Kamal«, ergänzte Saud. »Mein einziges Problem war immer er.«
    »Nun«, fuhr Tariki fort, »ich glaube, du hast nur eine Wahl: Dich mit ihm zu verbünden.«
    »Da irrst du dich. Mir bleibt noch eine andere Möglichkeit.«
    Der Wagen passierte das Portal von Sauds Residenz und fuhr durch den Park. Schließlich hielt er vor dem Haupteingang. Zwei Wächter traten heran, einer öffnete den Schlag des Rolls-Royce, während der andere mit dem Gewehr im Anschlag die Umgebung beobachtete. Bevor er ausstieg, drehte sich Saud zu seinem Wesir um und lächelte ihm ironisch zu.
    »Kümmere du dich darum, dass der Ölpreis steigt, den Rest übernehme ich.«
    Dann wies er den Chauffeur an, Tariki zu seiner Residenz zu bringen, die ganz in der Nähe lag, und verabschiedete sich.
    ***
    Trotz der hohen Temperaturen zeigte sich der Januar von seiner angenehmen und schönen Seite. Morgens, wenn die Luft noch kühl und feucht war, wölbte sich ein wolkenloser blauer Himmel über dem Park der Botschaft, in dem Francesca gerne noch ein wenig spazieren ging, bevor sie mit der Arbeit begann. Oft setzte sie sich auf eine Bank und betrachtete die Palmen; sie mochte das Grün der riesigen Blätter, die sich oberhalb des Stamms sternförmig auffächerten, und das Gelb der Blüten und Früchte, die in großen Trauben hinabhingen. Sie versuchte sich eine Oase vorzustellen – ein Garten mitten in der Wüste, hatte Mauricio ihr erklärt, mit Schatten, um sich vor der sengenden Sonne zu schützen, frischem, kristallklarem Wasser aus den Wüstenflüssen, den Wadis, süßen Datteln, die die Lebensgeister weckten, und anderen exotischen Früchten, die den Beduinen ebenso kostbar waren wie Juwelen. Dennoch fiel es ihr schwer, sich dieses kleine Paradies inmitten der lebensfeindlichen Landschaft vorzustellen.
    Sie nutzte ihre kurze morgendliche Pause auch, um Bücher zu lesen oder die Post, die aus Argentinien eintraf. Anlässlich der Weihnachtsfeiertage, die nahezu unbemerkt an ihr vorübergegangen waren – es gab nicht einmal eine Kirche, um an der Krippe zu beten –, hatte sie Karten und lange Briefe erhalten. Ihre Mutter schickte ihr Gottes Segen und alle guten Wünsche, begleitet von Tipps und guten Ratschlägen. Fredo, der schon lange nichts mehr mit Religion am Hut hatte, überraschte sie mit dem Geständnis, dass er Antonina am 24. zur Christmette begleitet habe.
    Gegen neun ging Francesca in die Botschaft zurück, wo Mauricio in seinem Büro mit einer Liste von Aufgaben und Aufträgen auf sie wartete. Die Zusammenarbeit mit dem Botschafter machte ihr Spaß, und sie hatte keine Zweifel, dass auch er sie als Mitarbeiterin schätzte. Sie hatten einen harmonischen Arbeitsablauf gefunden, in dem es ohne Hektik und Stress abging. Sie planten den Tag gut durch und gerieten nur selten ins Trudeln. Francesca fühlte sich immer sicherer in ihrem Job, genau wie damals in Genf, als ihr Rat in nahezu allen Angelegenheiten gefragt war und ihr Chef sich voll und ganz auf sie verließ. Sie hatte nicht länger das Gefühl, entwurzelt zu sein, und fand es eine merkwürdige Vorstellung, dass sie sich vor einiger Zeit noch gefragt

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