Was deine Blicke mir versprechen
zu bedeuten, und er wurde immer reizbarer, je weiter der Tag voranschritt.
Rosamunde hatte sein Verhalten wortlos ertragen, aber er wusste, dass beide gleichermaßen erleichtert waren, als sie endlich zum Abendessen in die Burg zurückkehren konnten. Wenigstens bis zu dem Augenblick, als sie sich dem Tisch näherten und Lord Spencer zu sprechen begonnen hatte.
»Ah, Lady Rosamunde«, hatte der blinde Mann anerkennend gemeint. »Es überrascht mich immer wieder, wie Ihr den ganzen Tag umgeben von den widerlichsten Gerüchen arbeiten könnt und es Euch dennoch gelingt, am Abend süß wie eine Rose zu duften.«
Arie hatte nicht eine Sekunde nachgedacht, sondern gleich losgefaucht: »Haltet Eure Nase im Zaum, alter Mann!«
Kaum waren diese Worte über seine Lippen gekommen, hätte er sich am liebsten die Zunge abgebissen. Guter Gott, er war gerade mehr als unhöflich zu dem alten, blinden Mann gewesen! Und das aus purer Eifersucht, stellte er mit Entsetzen und Bedauern fest. Aber bevor er sich entschuldigen konnte, knallte Rosamunde einen Krug, den sie gerade angehoben hatte, zurück auf den Tisch. Wütend schaute sie ihn an.
»Das reicht jetzt, Mylord! Ich habe heute wirklich genug von Eurem Unsinn gehabt. Entschuldigt Euch sofort bei Lord Spencer, und zwar aufrichtig! Was mich angeht, so kann ich in dieser flegelhaften Gesellschaft keinen Bissen herunterbringen. Ich gehe jetzt ins Bett, und zwar allein!« Sie war aufgestanden, die Treppe hinaufgestürmt und hatte Arie im Rittersaal zurückgelassen, in dem plötzlich Totenstille herrschte und jeder der Anwesenden ihn mit stummer Missbilligung anstarrte.
Er hatte sich überschwänglich bei dem alten Mann entschuldigt, was jedoch die angespannte Stimmung nur wenig veränderte. Arie konnte es allerdings auch keinem übel nehmen, denn gegenüber den meisten der am Tisch sitzenden Personen hatte er sich während der vergangenen Tage grob und unhöflich verhalten. Wie auch gegenüber jedem Soldaten, der es gewagt hatte, Rosamunde anzulächeln und ihr einen guten Tag zu wünschen. Gegenüber jedem Bauern, der sich freundlich für ihre Hilfe bei den Tieren bedankt hatte. Selbst gegenüber einigen Bediensteten, die sie schüchtern angelächelt hatten.
Arie hatte sich während der Mahlzeit sehr unglücklich gefühlt, hatte mehr getrunken als gegessen und sich gefragt, wie wütend seine Frau wohl noch sein mochte. Er hatte es herausgefunden, als er sich schließlich zurückzog. Obwohl sie nicht schlief, hatte sie schweigend und reglos im Bett gelegen und ihm, sobald er sich näherte, den Rücken zugedreht. Auch während des ganzen gestrigen Tages hatte sie ihn äußerst kühl behandelt. Was auch am heutigen Morgen nicht anders gewesen war. Wahrscheinlich habe ich es verdient, gestand er sich kleinlaut ein.
»Rosamunde wird sich freuen.«
Die Worte seines Vaters rissen Arie aus seinen Gedanken. »Meint Ihr wirklich?«
»Sicher.« Lord Burkhart lächelte. »Vielleicht spricht sie ja sogar wieder mit dir.«
Arie starrte seinen Vater an, der seine bedrückte Stimmung offensichtlich zu genießen schien, und holte dann sein Hemd, das er über einen Holzstapel gehängt hatte. Er hatte seit den frühen Morgenstunden gearbeitet. Die Sommertage waren inzwischen heiß geworden, daher hatte er das Kleidungsstück schon vor Stunden abgelegt. Jetzt zog er es wieder an und schaute zu Shambley hinüber, der gerade aus dem Stall kam, um sich zu ihnen zu gesellen.
»Die Männer haben das restliche Holz fast vollständig weggeräumt. Wann sagst du Rosamunde Bescheid, dass sie anfangen kann, die Pferde hereinzubringen?«
»Jetzt«, entschied Arie und machte sich sofort auf den Weg. Sein Vater und Shambley begleiteten ihn und waren an seiner Seite, als er einen Augenblick später die alten Stallungen betrat. Er sah sich im halbdunklen Inneren des alten Gebäudes um und verzog das Gesicht. Es war wirklich ein Schandfleck.
Er würde es abreißen lassen, sobald die Pferde umquartiert worden waren, beschloss er. Stirnrunzelnd hielt er nach seiner Frau Ausschau. Smithy war auch nirgendwo zu sehen. Nur ein Bursche kniete im hinteren Teil des Stalles und schien etwas im Stroh zu suchen.
»Oh, Mylord.« Smithy kam aus einer der hinteren Boxen und eilte auf ihn zu. »Kann ich etwas für Euch tun?«
»Aye. Ich suche meine Frau. Wo ist sie?«, fragte Arie barsch. Er hatte dem Stallmeister befohlen, ein Auge auf sie zu haben. Tatsächlich hatte er ihm gesagt, er solle sie jede Minute unter
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