Was deine Blicke mir versprechen
errötete.
»Ihr glaubt, dass sich jemand dort oben aufgehalten hat, aber dann die Leiter heruntergekommen und zur Tür hinausgeschlüpft ist, während wir ... Aber dann hat er ja gesehen, dass ...«
»Mylord!«, ertönte Smithys Stimme von draußen.
»Was gibt’s?«, antwortete Arie ungeduldig, machte sich dann auf den Weg zur Tür und riss sie auf. Er starrte seinen Stallmeister finster an. »Was ist los?«
»Ein Bote ist angekommen«, sagte der Stallmeister, der offensichtlich von Aries Gesichtsausdruck eingeschüchtert war, mit leiser Stimme. »Bischof Shrewsbury hier...«, er wies auf den Mann neben sich, scheinbar bemüht, Aries Aufmerksamkeit und Ungeduld auf jemanden anderen zu lenken, »sagt...«
»Einer von Richards Boten ist angekommen«, verkündete der Geistliche. Rosamunde stellte sich neben ihren Mann in die Türöffnung.
Arie sah seine Frau an, nahm ihren Arm und machte sich auf den Weg. Offensichtlich wollte er sie nicht im Stall zurücklassen, nachdem er vermutete, dass dort jemand sein Unwesen trieb. Aber er hatte kaum einen Schritt getan, als er plötzlich stehen blieb und sich zu Smithy umdrehte. »Hast du gesehen, dass jemand den Stall verließ, nachdem ich reingegangen bin?«
Smithy zog nachdenklich die Augenbrauen hoch. »Nein, Mylord. Aber ich muss zugeben, ich habe auch nicht genau aufgepasst. Ich war...« Seine Stimme erstarb, als Arie ungehalten abwinkte und sich der Burg zuwandte.
Rosamunde ließ sich geistesabwesend von ihm führen. Ihre Gedanken waren mit der Tatsache beschäftigt, dass sich jemand oben auf dem Hängeboden befunden hatte. Es war alles furchtbar verwirrend. Zum einen, weil es bedeutete, dass jemand tatsächlich absichtlich den Heuballen auf sie heruntergeworfen hatte - warum jemand so etwas tun sollte, konnte sie sieh allerdings nicht vorstellen. Er hätte sie sicherlich zu Boden geworfen, aber höchstens ein paar Schrammen verursacht. Es sei denn, sie wäre mit dem Kopf aufgeschlagen. Aber selbst das hätte sie wahrscheinlich nicht ernsthaft verletzt. Und dann hätte sie ganz sicher auf dem Hängeboden nachgesehen oder es Smithy überlassen. Dabei wäre dieser Jemand mit Sicherheit gefasst worden.
Nein, es musste ein Unfall gewesen sein. Dieser Jemand auf dem Boden musste den Ballen versehentlich heruntergestoßen haben.
Das ließ natürlich die Frage offen, wer war dort oben und warum. Aber es gab eine Menge möglicher Gründe. Viel-leicht jemand, der sich vor seiner Arbeit drücken wollte oder so. Oder ein Kind hatte Verstecken gespielt.
Rosamunde seufzte. Aber nichts von alledem beschäftigte sie so sehr wie die Tatsache, dass der Jemand dort oben sie und Arie gesehen haben musste. Wie grauenvoll peinlich!
Arie blieb plötzlich stehen, und Rosamunde erkannte erst in dem Moment, dass sie sich bereits am Fuße der Burgtreppe befanden. Robert kam auf sie zu.
»Arie. Ich wollte dich gerade suchen. Ein Bote ist angekommen ...«
»Von Richard«, beendet Arie den Satz, woraufhin Robert ihn überrascht ansah. »Aye, ich weiß Bescheid. Ist mein Vater bei ihm?«
»Aye. Wir waren beide hier, als er kam.«
Arie nickte und begann, die Stufen hinaufzusteigen. Er zog Rosamunde hinter sich her, und auch Robert folgte ihnen.
»Ah, da ist er ja«, verkündete Lord Burkhart, als Arie eintrat und auf den Tisch zukam. Rosamunde war dicht hinter ihm. »Sohn, das ist Lord Whittier. Er kommt von Richard.«
»Lord Whittier«, begrüßte Arie den Mann. »Bitte, bleibt sitzen«, forderte er ihn auf, als dieser sein Glas absetzte und aufstehen wollte. »Ihr müsst eine lange Reise hinter Euch haben. Wie ich vermute, habt Ihr eine Nachricht für mich?«
»Ich habe viele Nachrichten für viele Lords.« Der Mann seufzte, nahm sein Bierglas wieder zur Hand und trank einen großen Schluck. »Ich bin einer von vielen Männern, die Richard in den letzten Tagen losgeschickt hat. Wir sollen die Adeligen im ganzen Land informieren, dass die Krönung am dritten September in Westminster Abbey stattfinden wird. Jeder Lord ist aufgefordert, daran teilzunehmen und seinem neuen König die Treue zu geloben.«
16
Rosamunde trat aus dem Zelt und schaute erleichtert auf die schlummernden Soldaten. Auch Arie schlief noch, aber Rosamunde musste unbedingt einem menschlichen Bedürfnis nachkommen. Sie hatte darüber nachgedacht, ihn zu wecken, aber er war so ein furchtbarer Morgenmuffel, dass sie die Idee schnell wieder verworfen hatte.
Wäre nur einer seiner Männer wach gewesen und hätte sie
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