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Was deine Blicke mir versprechen

Titel: Was deine Blicke mir versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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reiten.
    Ebenso zog sie es vor, im Kloster zu leben, als sich mit ihrem Mann und seinen Soldaten mühsam durch das Gelände zu schlagen. Obwohl es im Kloster eine Menge Verhaltensregeln gegeben hatte, erschien ihr das Leben in der realen Welt um einiges härter. Im Kloster wurde Schweigen während der Mahlzeiten und der Messe verlangt, jetzt war sie die ganze Zeit von schweigenden Männern umgeben. Generell sprachen sie zwar schon, aber nur untereinander. Alles, was man zu ihr sagte, war »Nein« oder »Ruht Euch aus«. Ach ja, und »Kommt!«. So pflegte ihr Mann sie anzusprechen, bevor er sie abschleppte, damit sie ihren persönlichen Bedürfnissen nachkommen konnte.
    Seit ihrem Bad im Fluss hatten sie keine Unterhaltung mehr geführt. In der Zwischenzeit war sie zwar noch einmal baden gewesen, aber das war ganz früh am Morgen, als alle noch schliefen.
    Am ersten Abend nach ihrem Bad hatte Rosamunde versucht, ein Gespräch anzufangen, indem sie munter drauflosplauderte, während sie ihre Mahlzeit verzehrten, die die Männer vorbereitet hatten. Sie hatte Fragen gestellt, sich bemüht, ein interessantes Thema zu finden. Ihr Mann hatte jedoch nur einsilbige Antworten gegeben und zu guter Letzt vorgeschlagen, dass sie ins Bett gehen sollte. Als sie protestierte, da sie noch nicht müde war, hatte er ihr befohlen zu schlafen. Sie hatte sich dann zwar hingelegt, konnte aber nicht schlafen.
    Am nächsten Morgen war Rosamunde vor den anderen aufgestanden, hatte sich um ihre persönlichen Belange gekümmert, einige Beeren gepflückt und war zur Lichtung zurückgekehrt, wo die Männer allmählich wach wurden. Während des ganzen Morgens hatte sie erneut versucht, ihren Mann zum Sprechen zu bewegen. Mit einem munteren Redeschwall bemühte sie sich, an die Unterhaltung anzuknüpfen, die sie am Fluss geführt hatten. Leider vergebens. Er hatte nur geschwiegen, keinerlei Reaktion gezeigt, schien dem Bericht ihrer Kindheitserinnerungen noch nicht einmal zuzuhören. Sie hatte schließlich aufgegeben. Seitdem waren sie in bedrückender Schweigsamkeit gereist, lange Tage auf dem Pferderücken, die erst bei Sonnenuntergang endeten.
    Die einzige Veränderung, die Rosamunde in der Zwischenzeit erreicht hatte, war eine Aufgabe, die sie allabendlich bei ihrer Rast übernahm. Sie hatte begonnen, sich um die Pferde zu kümmern. Ihr Mann wusste nichts davon. Und falls es die anderen mitbekommen hatten, ignorierten sie es. Tatsächlich tat sie ihr Bestes, es vor ihnen zu verbergen. Sie gab vor, mit ihrem eigenen Pferd beschäftigt zu sein und ging dann immer schnell wieder an Marigolds Seite zurück, wenn sich einer der Männer näherte.
    Sie mochte Smithy, denn im Gegensatz zu den anderen schien er nichts dagegen zu haben, wenn sie ihm half. Beim ersten Mal hatte auch er versucht, sie davonzujagen, aber wenn es sich um ein verletztes oder kränkelndes Tier han-delte, ließ sich Rosamunde nicht vertreiben. Er war damals gerade mit einem verletzten Pferd beschäftigt. Das Tier zog beim Trab gelegentlich eines der Hinterbeine nach. Rosamunde war dieses Verhalten aufgefallen, und nachdem sie als Ursache eine Nervenentzündung erkannt hatte, ließ sich Smithy erweichen. Jetzt, eine Woche später, schien er sogar dankbar für ihre Unterstützung zu sein.
    Nach dem Verlassen des Klosters war dieses ihr erstes Erfolgserlebnis gewesen, wenn man es so bezeichnen wollte. Wenigstens erlaubte ihr der Mann, mit ihm zu arbeiten. Seufzend blickte sie auf den Rücken ihres Ehemannes und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass er tatsächlich angehalten hatte. Daraufhin zügelte auch sie ihr Pferd und schaute in das üppig grüne Tal, das unter ihr lag. Ein Fluss schlängelte sich hindurch, ein dichter Wald rahmte es ein. Blätter verdeckten den Blick auf die großen und kleinen Türme des Burgfrieds, die wie in einem Märchen aufragten.
    »Goodhall.« Sie murmelte den Namen mit einer Gewissheit, die sie selbst überraschte. Sie hatte es niemals zuvor gesehen, man hatte ihr nicht einmal eine Beschreibung gegeben, dennoch wusste sie genau, worauf sie schaute. Es war perfekt. Es war wunderschön, und es war das Heim, das ihr Vater für sie gewählt hatte. Tränen der Dankbarkeit füllten ihre Augen, die sie jedoch schnell verdrängte. Irgendwie sagte dieses Geschenk mehr als alle früheren Beteuerungen über die Gefühle des Königs aus. Rosamunde war plötzlich klar, dass er sie wirklich liebte.
    Diese Burg passte zu einer Prinzessin im Märchen. Es zeigte

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