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Was deine Blicke mir versprechen

Titel: Was deine Blicke mir versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Zeit hinweg ganz einfach vergessen, jemanden anders für Goodhall zu benennen?
    »Es sieht alles wunderbar aus«, antwortete Rosamunde schnell. Arie warf ihr daraufhin einen Blick zu, der gleichermaßen Belustigung und Verärgerung ausdrückte, dann schüttelte er leicht den Kopf. Sie hielt offensichtlich so wenig von ihm, dass sie annahm, er würde den Mann für etwas rügen, was vollkommen außerhalb seiner Kontrolle lag.
    Rosamunde hatte seinen Blick jedoch gar nicht bemerkt, denn ihre Augen waren auf den alten Burgvogt fixiert. Sein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Ihr müsst Lady Rosamunde sein!«
    »Aye, Mylord«, bestätigte sie herzlich und ergriff die Hand, die er ihr entgegenstreckte.
    »Lord Spencer, zu Euren Diensten Mylady. Langjähriger und treuer Diener Eures Vaters ... bis die Zeit und das Schicksal mich nutzlos werden ließen.«
    »Ganz sicher nicht nutzlos, Mylord«, tadelte sie ihn sanft. »Ihr habt dieses Anwesen wunderbar in Ordnung gehalten.« Rosamunde gab sich Mühe, dass ihre Stimme sie nicht verriet. Der tatsächliche Zustand der Burg war nicht der Fehler dieses alten Mannes.
    »Ihr seid sehr gütig, Mylady. Euer Vater sagte etwas Ähnliches. Darüber hinaus erzählte er mir, dass Ihr äußerlich und charakterlich das Ebenbild Eurer wunderschönen Mutter seid, daher kann ich mir sehr gut vorstellen, wie Ihr ausseht.«
    Rosamunde lächelte bei diesen Worten. »Ihr kanntet meine Mutter?«
    »Oh, aye. Eine hübschere Lady als die blonde Rosamunde ist nie auf dieser Erde gewandelt.« Ein sanftes Lächeln der Erinnerung zeigte sich auf seinem Gesicht. »Selbst Eleanor in ihrer Blütezeit hätte sie nicht übertreffen können.« Er nickte, als wolle er diese Bemerkung noch bestätigen, und runzelte dann leicht die Stirn. »Aber entschuldigt meine Unhöflichkeit, Euch so lange hier draußen stehen zulassen. Ihr habt eine lange Reise hinter Euch und müsst müde und durstig sein. Kommt herein, ich habe Essen und Getränke vorbereiten lassen.«
    Indem er sich an den Arm seines schweigenden Dieners klammerte, wandte er sich wieder der Tür zu und machte sich langsam auf den qualvollen Weg die Treppe hinauf.
    Arie nahm Rosamundes Arm und folgte ihm ebenso langsam. Stirnrunzelnd sah sie über ihre Schulter hinweg zu den Ställen hinüber. Am liebsten hätte sie das Gebäude sofort überprüft, aber sie wusste, dass ihr Mann es nicht erlauben würde. Sie würde es später nachholen, versicherte sie sich selbst, und zwar bei der ersten Gelegenheit, die sich ihr bot.
    Diese Gelegenheit ergab sich erst nach dem Abendessen. Arie unterhielt sich eifrig mit Lord Spencer und beachtete Rosamunde überhaupt nicht. Sie erhob sich, ging langsam im Rittersaal umher, begutachtete Siegel und Wappen von Goodhall, sah sich dann die Schwerter an der Wand an. Sie war sich bewusst, dass ihr Ehemann sie beobachtet hatte, aber nachdem er sie im Raum umherwandern sah, wandte er seine volle Aufmerksamkeit wieder dem älteren Gentleman zu, der ihm von seinem Leben und seinen Kriegstaten berichtete.
    Lord Spencer hatte ihnen während der Mahlzeit erklärt, warum der König Goodhall für sie ausgesucht hatte. Es war eines von vielen Besitztümern Henrys, das keinen Erben hatte.
    Die Burg befand sich seit Menschengedenken im Familienbesitz der Spencers. In jungen Jahren hatte auch Spencer geheiratet und sich mit seiner Braut auf Goodhall sein Heim eingerichtet. Sie waren glücklich, und seine Frau hatte mehreren Kindern das Leben geschenkt. Eigentlich waren es sechs, aber nur zwei von ihnen hatten das Säuglingsalter überlebt. Als sein Sohn sechzehn und seine Tochter vierzehn Jahre alt waren, schlug das Schicksal zu: Lungenmilzbrand, eine tödliche Krankheit, brach unter ihren Schafen aus. Bevor die Leute wussten, worum es sich handelte und notwendige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen konnten, hatte sie sich in Windeseile auch unter ihnen ausgebreitet. Das halbe Dorf starb sowie die Hälfte der Burgbewohner. Seine Frau raffte die Seuche als eine der Ersten dahin, ihr folgte die Tochter, dann der Sohn. Sie waren lange tot, bevor er überhaupt von diesem Unglück erfuhr.
    Nach diesem großen Verlust kehrte Spencer an die Seite des Königs zurück und widmete sein Leben dem Kampf -in der Hoffnung, zu sterben und mit seiner Frau vereint zu werden. Aber das Schicksal spielte ein grausames Spiel und er erblindete während eines Angriffs. Das beendete seine aktive Zeit und damit seine Hoffnung, sterben zu dürfen, ohne sich selbst

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