Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Was deine Blicke mir versprechen

Titel: Was deine Blicke mir versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
Vom Netzwerk:
immer noch wie ein trauriges Bündel, als einige Augenblicke später ein leises Kratzen an der Tür ihre Aufmerksamkeit erweckte. Schniefend hob sie den Kopf, blickte fragend zur Tür hinüber, erhob sich dann und ging hin. Wieder war dieses Geräusch zu hören. Sie öffnete die Tür, schaute den leeren Korridor entlang und runzelte irritiert die Stirn. Es war niemand zu sehen. Leise schloss Rosamunde die Tür, und als sie sich wieder dem Bett zuwandte, sah sie überrascht, dass ein kleiner schwarzer Fellball auf den Pelz sprang, mit dem das Bett bedeckt war.
    Sie wischte sich die Tränen ab und ging auf das winzige Wesen zu. Es musste an der Tür gekratzt haben. Sie hätte genauer hinschauen sollen. Zweifellos war das Tier ins Zimmer gestürmt, sobald sie die Tür geöffnet hatte.
    Rosamunde erkannte es sofort als eines der Kätzchen aus der Küche. Als sie sich an jenem ersten Tag in der Burg umsah, hatte sie vier Katzenbabys auf einem Strohballen in einer Küchenecke entdeckt. Ihre Mutter war zu dem Zeitpunkt abwesend gewesen. Wahrscheinlich jagte sie Mäuse. Als sich Rosamunde niederkniete, um die kleinen Wesen zu streicheln, hatte sie einen jungen Burschen, der gerade ein Tablett mit dampfendem Brot trug, ins Stolpern gebracht. Das war dann der Augenblick, in dem sie beschloss, den Bediensteten nicht länger vor den Füßen herumzustehen und sich unauffällig an den Kamin zu setzen, um nicht noch weiteres Unheil anzurichten.
    Jetzt setzte sie sich auf die Bettkante, nahm das Kätzchen in den Arm und streichelte es. Es war ein Kater, und er war ihr schon am Morgen aufgefallen. Er war immer um sie herumgeschlichen, hatte unablässig nach Aufmerksamkeit verlangt. Jetzt miaute er ungeduldig und versuchte, sich ihrer Hand zu entziehen. Stirnrunzelnd bemerkte Rosamunde, dass ihm missfiel, wenn sie seinen kleinen Kopf berührte. Während sie beruhigend auf ihn einredete, untersuchte sie die Stelle genauer. Er hatte Verbrennungen und verschmortes Fell an einem Ohr. Scheinbar war er zu nahe an das Feuer geraten und das verwunderte Rosamunde nicht weiter. In der kurzen Zeit, die sie am Morgen mit den Kätzchen verbracht hatte, war ihr aufgefallen, dass dieser kleine Schwarze, der als Einziger nicht die graue Farbe der Mutter geerbt hatte, besonders neugierig und unternehmungslustig war.
    Rosamunde setzte das Kätzchen auf das Bett zurück, stand dann schnell auf und holte den Beutel, der ihre ganzen weltlichen Besitztümer enthielt. Sie grub darin herum und zog ein kleineres Säckchen hervor, das die Heilkräuter enthielt, die Eustice für sie eingepackt hatte. Entschlossen ging sie zum Bett zurück, um sich um die Verletzungen des Kätzchens zu kümmern.
    Arie folgte seiner Frau mit den Blicken, als sie eilig die Ställe verließ, und wandte sich dann Shrewsbury zu. Tiefe Furchen waren in seine Stirn gegraben. Er bemerkte die Verärgerung im Gesicht des älteren Mannes. Es war offensichtlich, dass dem Gefolgsmann des Königs missfallen hatte, wie er mit seiner Frau umgegangen war. Arie ver-spürte bei diesem Anblick ein gewisses Unbehagen, denn es war ihm klar, dass seine Vorgehensweise Henry berichtet werden würde. Dann jedoch schüttelte er seine Bedenken ab und straffte die Schultern. Rosamunde war seine Frau. Und sie hatte sich seinem Befehl widersetzt. Er wäre sogar berechtigt gewesen, sie für ein solches Vergehen zu schlagen. Nicht dass er es getan hätte. Er hatte sie im Gegenteil recht milde behandelt, versicherte er sich selbst.
    »Welche Neuigkeiten bringt Ihr?«, fragte Arie schließlich barsch. Er war irritiert von der schweigenden Missbilligung des anderen Mannes.
    »Ist dies die Fürsorge, die Ihr der Tochter des Königs zuteil werden lasst?«
    Arie zuckte bei der anklagenden Stimme zusammen. »Meine Ehefrau«, er betonte dieses Wort, um ihren Platz in seinem Leben zu unterstreichen, »hat mir den Gehorsam verweigert. Als Befehlshaber wird der König wissen, dass so etwas nicht geduldet werden kann. Sollte das bei einem meiner Männer passieren, könnte es den Tod von uns allen bedeuten.«
    »Lady Rosamunde ist kein Krieger.«
    »Dennoch hat sie einen Befehl missachtet«, beharrte Arie zornig. »Ihr wurde gesagt, dass sie sich nicht mehr in den Ställen aufhalten dürfe. Es ist kein passender Ort für eine Lady.«
    »Ich verstehe!«
    Arie meinte, einen sarkastischen Unterton herauszuhören und schluckte. Als engster Vertrauter des Königs war Bischof Shrewsbury fast so einschüchternd wie der Monarch

Weitere Kostenlose Bücher