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Was der Nachtwind verspricht

Was der Nachtwind verspricht

Titel: Was der Nachtwind verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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nicht alles, damit...«
    Sie beendete ihren Satz nicht. Er wusste auch so, was sie meinte.

30
    Wassili hatte eigentlich nicht vorgehabt, in den Stall zu gehen. Alexandra hatte gesagt, er solle nur kommen, wenn er ihr sagen werde, was sie hören wolle. Das würde er selbstverständlich nicht tun. Aber anstatt wie sonst immer einen Diener zu schicken, der sein Pferd für ihn aus dem Stall holte, ging er diesmal selbst.
    Der Stall war sehr groß, und doch hätten nicht alle Schimmel Alexandras und die Pferde ihrer Diener hineingepasst , wenn seine Mutter nicht so wenige Tiere für sich selbst gehalten hätte. Sie besaß lediglich ihre Kutschpferde und einige andere Pferde, die für Botengänge gebraucht wurden. Der Stall war so groß, dass Wassili, der beim Eingang stand, nicht bis zum Ende des schwach beleuchteten Mittelgangs sehen konnte. Tief im Innern vernahm er einige Stimmen, die nur undeutlich an sein Ohr drangen. Dann hörte er Gelächter.
    Als er in Richtung der Stimmen ging, wurde ihm bald klar, dass dort Alexandra lachte. Ihm wurde ganz warm ums Herz, so wie vorhin beim Abendessen. Er hatte sie so selten lachen gehört, und wenn, dann nur spöttisch.
    Aber das hier war ein süßes Lachen, das echten Humor verriet. Er wünschte ...
    Wassili drehte sich abrupt um, als er die Richtung seiner Gedanken erkannte. Er muss te verrückt geworden sein, weil er hierherkam, um sie zu sehen, wo es doch überhaupt keinen Anlass dafür gab. Und sie amüsierte sich gerade so gut. Er würde nur alles ruinieren und ... mit wem zum Teufel amüsierte sie sich da eigentlich?
    Wütend drehte er sich wieder um und ging mit langen, schnellen Schritten auf die hell erleuchtete Box zu. Der Anblick, der sich ihm bot, ließ seinen Zorn sofort verrauchen.
    In der Box standen vier von Alexandras Stuten. Sie war gerade dabei, das Vorderbein einer Stute mit einem Breiumschlag zu umhüllen. Der Anlass war ein winziger Kratzer, der viel zu klein aussah, als dass man sich deswegen Sorgen machen müsste . Aber das hier war eines ihrer Babys, und sie behandelte sie alle dementsprechend. Der Kosake Stenka half ihr dabei. Wie immer hatte er jedoch nur Unsinn im Kopf, dies war auch der Grund, weshalb Alexandra so lachte. Er hatte das Bein der Stute hochgehoben und bewegte es hin und her, so dass es sich jedes Mal , wenn sie den Breiumschlag anlegen wollte, von ihr wegbewegte.
    »Das reicht, Stenka«, sagte Alexandra, die immer noch schmunzelte. »Wenn du jetzt nicht sofort gehst, binde ich dir das hier um, dann wirst du so fürchterlich stinken, dass keine der Mägde ...«
    Sie sprach nicht weiter. Eine der Stuten hatte Wassili mit einem Kopfnicken begrüßt, woraufhin sie sich umdrehte und ihn am Eingang der Box stehen sah. Wie er erwartet hatte, änderte sich schlagartig ihr ganzes Verhalten. Ihr Humor war verschwunden, ihr Gesichtsausdruck völlig ausdruckslos.
    »Dann ist es also vorbei?« fragte sie.
    Er hatte nicht daran gedacht, dass sie allein aufgrund seiner Anwesenheit annehmen würde, dass dem so war. »Tut mir leid, Liebling, aber wir sind immer noch miteinander verlobt.«
    Jetzt erst konnte Alexandra wieder atmen. Als sie ihn erblickt hatte, war es ihr vorgekommen, als ob ihr der Magen plötzlich in den Kniekehlen hinge. Und jetzt war ihr ein bisschen übel, als ob sie gerade Angst gehabt hätte. Aber das ergab überhaupt keinen Sinn.
    Sie wandte sich wieder der Stute zu. Sie würde ihn ignorieren. Er war vermutlich nur gekommen, um sich über ihr Benehmen bei Tisch zu beschweren. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.
    » Lass uns allein.«
    Ihr Kopf fuhr herum. Wassili starrte Stenka an. Stenka wich keinen Schritt zurück. Ihr Freund war verärgert - zu Recht. Er hatte gerade den größten Teil der vergangenen Stunde damit verbracht, sie mit den lächerlichsten Späßen wieder aufzumuntern, was ihm schließlich auch gelungen war, und jetzt kam Wassili und verdarb alles. Sie hatte es fünf Wochen lang geschafft, Wassili und ihre Freunde voneinander fernzuhalten und einen Kampf zwischen ihnen zu verhindern. Sie würde es nicht zulassen, dass sie jetzt aufeinander losgingen.
    »Es ist schon in Ordnung, Stenka«, sagte sie mit fester Stimme. »Ich sehe dich morgen früh.«
    Stenka nickte ihr kurz zu, woraufhin Alexandra der Stute den Breiumschlag um das Bein wickelte. Deshalb sah sie die Blicke nicht, die sich die beiden Männer zuwarfen. Stenkas Blick sagte ganz eindeutig: Wenn du ihr weh tust, werde ich dich töten. Wassilis Blick sagte

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