Was der Nachtwind verspricht
ebenso deutlich: Sie gehört jetzt mir, also misch dich nicht ein.
Eigentlich war es ja nicht so. Es war ganz und gar nicht so. Aber er war gezwungen, vor dem Kosaken diesen Eindruck zu erwecken.
Kaum war der Kosake gegangen, suchte Wassilis
Blick wieder Alexandra. Wassili fragte sich, warum sie den Mann hatte gehen lassen. Er wusste ja, dass sie nicht mit ihm allein sein wollte. Aber jetzt waren sie es doch. Kaum schoss ihm dieser Gedanke durch den Kopf, da spürte er auch schon, wie erregt er war. Seltsamerweise machte es ihn dieses Mal nicht wütend. Wahrscheinlich gewöhnte er sich daran. Es war so einfach, sie zu begehren, und es geschah so verdammt oft.
Alexandra wusch ihre Hände in einem Eimer mit Wasser. Als sie Wassili endlich wieder ansah, seufzte sie. »Also los, bringen wir es hinter uns.«
Dachte sie etwa das gleiche wie er? »Was?«
»Die Standpauke«, sagte sie. »Deswegen bist du doch hier, nicht wahr?«
»Eigentlich nicht«, erwiderte er. »Alles in allem ist das Abendessen doch ganz gut verlaufen.«
»Deine Mutter ist nicht wütend?«
»>Entschlossen< dürfte ihre augenblickliche Gemütslage wohl eher beschreiben.«
Er ging nicht weiter darauf ein, aber er lächelte, was Alexandra dazu brachte, auf der Hut zu sein. »Warum bist du dann gekommen?«
»Ich wollte mein Pferd holen.«
»Du bist selbst gekommen, um dein Pferd zu holen, anstatt jemanden zu schicken?« sagte sie. Ihr Ton schwankte zwischen Skepsis und Ungläubigkeit.
»Alex, sag das doch nicht so, als ob ich nie etwas selbst tun würde.«
»Es stimmt aber.«
Er seufzte. »Können wir uns denn nicht wenigstens ein einziges Mal unterhalten, ohne gleich zu streiten?«
»Ich glaube nicht.«
»Können wir es nicht wenigstens versuchen?«
Sie sah ihn argwöhnisch an, aber dann zuckte sie mit den Schultern und fragte: »Möchtest du über etwas Bestimmtes mit mir reden?«
Das wollte er nicht. Er wollte nur noch nicht gehen - aber er wusste auch, warum, oder zumindest nahm er an, dass er es wusste . Sein Körper hoffte, dass er wegen seines augenblicklichen Zustandes etwas unternehmen würde. Das würde er jedoch nicht tun. Es war keine gute Idee, wieder mit ihr zu schlafen, das führte nur zu Komplikationen - und zu Abhängigkeit.
Da ihm nichts anderes einfiel, sagte er: »Mir ist aufgefallen, dass die Karren draußen immer noch beladen sind. Willst du nicht auspacken?«
»Ich habe einige der Reisekoffer ins Haus schaffen lassen. Es gibt keinen Grund, auch noch den Rest auszupacken.«
Sie tat alles, um von einem Moment auf den anderen verschwinden zu können. Der Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht. Seinem Körper gefiel er noch viel weniger. Er fing an zu rebellieren, als er daran dachte, dass er nie wieder mit ihr ...
»Ich sollte besser gehen«, sagte er abrupt.
»Wegen heute«, sagte sie im selben Moment, aber sie hatte gehört, was er gesagt hatte. »Ach, es ist nichts.«
Er hatte es versucht, er hatte es wirklich versucht. Aber wenn sie ihn auf sein Versprechen ansprach, mit ihr zu schlafen, sowie sie wieder gewalttätig wurde, konnte er ihre Drohungen dann einfach durchgehen lassen?
»Komm mit mir, Alex, jetzt.«
Ihre Augen blitzten auf, nicht wegen seiner unerwarteten Bitte, sondern weil er langsam auf sie zuging. Sie wich zurück.
»Warum?«
»Weil ich nicht in einem Stall mit dir schlafen will.«
»Das reicht, Petroff! Ich wollte mich entschuldigen. Ich hätte heute Nachmittag bestimmt nicht die Beherrschung verloren, wenn diese Frau nicht versucht hätte, dich durch Tränen umzustimmen.«
»Eine häufig verwendete List - obwohl ich annehme, dass sie nicht zu denen gehört, die du bevorzugst.«
»Ganz gewiss nicht. Ich wollte sie wirklich nicht bedrohen. Ich wollte ihr nur sagen, dass sie gehen muss , das habe ich auch versucht ...«
»Und dann hast du sie doch bedroht.«
»Aber es war doch gar nicht meine Absicht! Dein lächerliches Versprechen gilt hier nicht!«
»Wie kommt es dann, dass ich genau das gehört habe, was du mir schon mehrere Male gesagt hast? Du willst mich nicht, aber keine andere kann mich haben. Das war es doch, nicht wahr?«
Wenn sie nicht in Panik geraten wäre - sie war mit dem Rücken an der Wand angelangt, und er war fast bei ihr -, wäre sie niemals so wütend geworden, dass sie ihn angeschrien hätte. »Genau! Ich will dich nicht, aber vorläufig gehörst du mir!«
So langsam bekam er Spaß daran. »Das kann für beide Seiten gelten.«
»Das tut es aber nicht.«
»Wer
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