Was der Nachtwind verspricht
zu necken.
»Also, ich ...«
»Du bist nicht hungrig, Alex, ganz bestimmt nicht«, sagte er mit Nachdruck zu ihr.
Tania stemmte ihre Hände in die Hüften und fragte energisch: »Was geht hier vor?«
»Nichts, rein gar nichts, nur ein kleiner Scherz zwischen uns beiden«, versicherte er ihr. Um das Thema zu wechseln, fügte er hinzu: »Also, ich muss schon sagen, du siehst ganz schön rundlich aus, ganz anders, als ich dich das letzte Mal gesehen habe.«
Er konnte sicher sein, dass diese Frage sie garantiert ablenken würde. Sie strahlte ihn an. »Nicht wahr? Ach, dabei fällt mir ein - bevor ich noch rundlicher werde, möchte ich einen Ball veranstalten, um Alexandra dem Hof vorzustellen ...«
»Nein!«
Er hatte tatsächlich geschrien. Tania sagte mit gespielter Verzweiflung: »Aber warum denn nicht?«
Dieses Mal flüchtete sich Wassili nicht in Ausreden. »Weil Alex bestimmt einen Grund finden würde, so zu kommen, wie sie jetzt angezogen ist.«
»Ach, Wassili«, sagte Tania tadelnd. Dann sah sie Alexandra an, von der sie Widerspruch erwartete, aber deren Gesichtsausdruck war unergründlich. Sie überlegte einen Moment lang und sagte dann zu Wassili: »Warum redest du nicht ein bisschen mit Stefan? Ich glaube, er ist auf dem Übungsplatz, und so wie er sich ausgedrückt hat, könntest auch du ein wenig Übung gebrauchen.«
»Lazar und sein großes Mundwerk«, brummte Wassili. »Du sagst das so, als ob ich Peitschen als Waffe gewählt hätte. Außerdem will ich dich nicht allein lassen mit ...«
»Geh, Petroff«, schnitt Alexandra ihm das Wort ab. »Ich werde deine Königin schon nicht umbringen, aber du wirst nicht so viel Glück haben, wenn du noch ein einziges Wort sagst.«
Er zuckte zusammen. Sie hatte recht. Er wollte verhindern, dass sie sich blamierte, und brachte sie dadurch in Verlegenheit. Das hatte er nicht gewollt.
Er wollte es wiedergutmachen. »Tania, es tut mir leid, wenn du einen falschen Eindruck bekommen hast. Sie ist wirklich sehr ...« Er brach ab, weil ihm nichts anderes einfiel als »... nett zu Tieren«.
»Raus!«
Tania war jetzt wirklich wütend. Er seufzte und ging hinaus. Die beiden Frauen fühlten sich einen Moment lang auch ohne Worte miteinander verbunden, denn sie hatten etwas gemeinsam: Manchmal ärgerten sie sich beide über Wassili. Und doch waren sie einander fremd. Tania hoffte, dass sich das ändern würde. Alexandra war zu misstrauisch , um es zu versuchen.
Daher begann sie auch mit einem harmlosen Thema, als Tania sie zu einer Gruppe bequemer Stühle führte. »Ihr sprecht sehr gut Englisch.«
»Ich bin in Amerika aufgewachsen. Es wird dort sehr häufig gesprochen. Und Ihr?«
»Mein Lehrer hat darauf bestanden, dass ich Französisch und Englisch lerne, aber mein Englisch war nicht so gut ... erst später.«
Tania bemerkte ihr Zögern nicht und sagte: »Ich kann nur ein wenig Französisch, das ich von den Gästen gelernt habe, als ich noch gearbeitet habe. Es reicht allerdings nicht für eine richtige Unterhaltung. Ich freue mich, dass wir keinen Dolmetscher brauchen. Ich brauche so oft einen, obwohl ich gerade Kardinisch lerne. Man hat mir gesagt, es sei dem Russischen sehr ähnlich, daher könnt Ihr es bestimmt sehr viel leichter lernen als ich.«
Alexandra hatte überhaupt nicht die Absicht, es zu lernen. Das sagte sie Tania jedoch nicht. Trotz ihres Entschlusses, distanziert zu bleiben, war jetzt jedoch ihre Neugierde geweckt worden. »Ihr habt gearbeitet?«
»Hat Euch Wassili das nicht erzählt? Ich wuchs in einer Taverne auf, ohne zu wissen, wer ich bin. Als Stefan und seine Freunde mich fanden und versuchten, mich davon zu überzeugen, dass ich eine Prinzessin aus Kardinien bin, von Geburt an mit dem Kronprinzen verlobt, glaubte ich ihnen kein Wort. Ich dachte, sie hätten sich diese Geschichte ausgedacht und würden sich einen Scherz mit mir machen. Als ich dann schließlich mit ihnen ging, dachte ich doch tatsächlich, sie würden mich an ein Bordell verkaufen. So etwas kann am Mississippi schon einmal passieren.«
Alexandra hatte Tanias Geschichte ungläubig zugehört, aber jetzt brach sie in Lachen aus. »Ein Bordell?«
Tania grinste. »Ich weiß, wie weit hergeholt das klingt, aber für mich war das glaubhafter als die Geschichte, dass ich den König eines Landes heiraten sollte, von dem ich noch nicht einmal gehört hatte.«
»Ich verstehe. Was hat Euch denn schließlich davon überzeugt, dass sie die Wahrheit sagten?«
»Als sie mich endlich
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