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Was der Nachtwind verspricht

Was der Nachtwind verspricht

Titel: Was der Nachtwind verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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gerade vom Gegenteil zu überzeugen versuchte. Tania hatte recht gehabt.
    Wenn sie ihn hassen könnte, wäre eine Ehe mit ihm viel leichter. Aber sie hasste ihn nicht, war so weit entfernt davon, ihn zu hassen, dass es fast schon lächerlich war. Und viel zu oft war sie nahe daran, ihren Stolz zu vergessen und ihn um seine Zuneigung zu bitten - oder wenigstens um seinen Körper.
    Es war geradezu jämmerlich, wie oft sie auf ihrer Reise von solch fleischlichen Gelüsten überfallen wurde. Sie hoffte, dass sie verheiratet sein würden, bevor er ihre Schwangerschaft entdeckte, denn sie war fest entschlossen, auf ihrer Hochzeitsnacht zu bestehen. Wahrscheinlich würde das die einzige Nacht mit ihm sein. Falls notwendig, würde sie diese Nacht von ihm fordern, denn Wassili war es ihr einfach schuldig. Schließlich hatte er ihr gezeigt, was Lust war, und sie dann nach mehr schmachtend zurückgelassen.
    Als sie in Kardinien ankamen, regnete es. Wassili und Lazar waren zu ihr in die Kutsche gestiegen, als der Regen eingesetzt hatte. Wassili hatte die Kutsche vor drei Wochen besorgt, als er gesehen hatte, wie sie das Schiff in einem Kleid verließ. Sie war damals so sehr in ihrer Grübelei versunken gewesen, dass ihr das gar nicht aufgefallen war.
    Aber sie hatte keine Einwände gegen die Kutsche erhoben und auch nicht protestiert, weil man ihr deswegen kein Pferd zum Reiten besorgt hatte. Sie war nicht ganz sicher, ob sie noch reiten konnte, da sie jetzt bereits in der zehnten Woche ihrer Schwangerschaft war. Bis sie mit einem Arzt darüber gesprochen hatte, wollte sie lieber kein Risiko eingehen, egal, wie sehr sie ihre täglichen Ausritte vermisste . .
    Wassili hatte bis zur letzten Minute gewartet und Alexandra erst gesagt, dass sie wieder bei seiner Mutter wohnen würde, als sie schon in der Stadt waren. Die Art, in der er das sagte, ließ sie vermuten, dass er einen Streit erwartete. Aber sie erwiderte kein Wort, obwohl sie sich davor fürchtete, die Gräfin wiederzusehen.
    Sie würde sich wohl bei ihr entschuldigen müssen, und zwar gleich nach ihrer Ankunft. Kaum waren sie angekommen, eilte Maria auch schon auf sie zu, aber Wassili sagte einige Worte zu seiner Mutter, die für Alexandra ziemlich überraschend waren.
    »Du hast sie also gefunden«, sagte sie.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich sie finden würde, Mutter. Und da wir morgen heiraten, wird Alexandra nur für heute Nacht hierbleiben. Tu mir aber bitte den Gefallen und erwähne ihr gegenüber nicht ihr früheres Benehmen. Es war sowieso alles nur Theater, du kannst also aufhören, dir Sorgen zu machen ...«
    »Ja, ja, das weiß ich doch schon längst«, unterbrach ihn Maria und überraschte damit sowohl Wassili als auch Alexandra.
    »Aber woher denn?« fragte Wassili.
    »Kurz nach deiner Abreise traf ihr Vater hier ein. Er sagte mir, dass sie zwar manchmal etwas unkonventionell ist - zum Beispiel, wenn es um ihre Pferde geht -, aber ansonsten so damenhaft, wie wir das von ihr erwartet haben. Ich war natürlich entsetzt. Der Baron übrigens auch, als ich ihm erzählte ...«
    »Mutter, bitte - ich möchte nicht darüber reden. Ist er nach Russland zurückgegangen?«
    »Während seine Tochter spurlos verschwunden ist?« entgegnete sie in einem Ton, der andeutete, dass Eltern nicht so leichtfertig waren. »Er wollte ihr schon selbst nachreisen, bis ich ihm versicherte, dass du sie auf jeden Fall zurückbringen würdest. Ich habe ihm natürlich meine Gastfreundschaft angeboten.«
    »Er ist hier?«
    »Ja, er ist oben. Wassili, du solltest noch etwas wissen. Er hat mir gestanden, dass es nie eine ...«
    Alexandra hörte sie nicht mehr. Sie hatte sofort kehrtgemacht, als Wassilis Mutter ihren Vater erwähnt hatte, und sich auf den Weg in den Stall gemacht. Wie konnte ihr Vater hier auftauchen, nach allem, was er ihr angetan hatte? Wie konnte er vorgeben, dass es ihm etwas ausmachte, wenn sie ...
    »Alex, wo willst du hin?«
    Wassili hatte sanft den Arm um sie gelegt und sie aufgehalten, aber sie hielt ihr Gesicht abgewandt, bis sie die Tränen weggewischt hatte. Sie wollte nicht, dass er die Tränen sah, die sie nicht hatte unterdrücken können.
    »Ich weiß es nicht«, gab sie zu. »Ich weiß nur, dass ich meinen Vater nicht sehen will - nie wieder.«
    War er etwa erleichtert? »Das brauchst du auch nicht. Ich werde dich zur Königin bringen. Bei ihr wirst du bis zu unserer Hochzeit völlig ungestört sein, und dann werden wir auf einen meiner Landsitze ziehen.

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