Was der Nachtwind verspricht
zurückzureiten, obwohl Alexandra sich sicher war, dass einige dieser Ritte nur demonstrieren sollten, wie sehr er sich über ihr langsames Vorankommen ärgerte.
Ihre beiden Hengste benahmen sich weitaus besser. Auch sie sehnten sich nach einer schnelleren Gangart, aber als ihnen diese verweigert wurde, fügten sie sich widerspruchslos. Selbst als Wassili am frühen Nachmittag zu Alexandra geritten kam und ihr mitteilte, dass sie weder zum Essen noch für eine Rast anhalten würden, ignorierte Sultan den großen Rotschimmel, während Wassili seine ganze Kraft aufwenden muss te, um sein Pferd davon abzuhalten, nach ihrem Pferd zu schnappen.
Wassili hatte die Nachricht, dass sie keine Pause machen würden, recht süffisant übermittelt, und Alexandra hatte sie mit einiger Belustigung aufgenommen, die sie jedoch für sich behielt. Er hatte ihr gesagt, dass sie die Zeit brauchten, um die Poststation zu erreichen. Sie hätten sie am frühen Abend erreichen sollen. So wie es jetzt aussah, würden sie erst spät in der Nacht ankommen, auch wenn sie auf die Pause zum Essen verzichteten.
Alexandra kam schnell zu dem Schluss , dass sich Wassili damit für die Verzögerung, die durch die Karren verursacht wurde, rächen wollte, aber sie hatte mit so etwas gerechnet. Alle ihre Leute hatten etwas zum Essen eingepackt, das nicht zubereitet werden muss te. Wassilis Gefolge hatte jedoch nicht auf diese Weise vorgesorgt. Sie vertraute darauf, dass sein knurrender Magen ihn davon abhalten würde, diese Masche mehr als einen oder zwei Tage lang durchzuziehen.
Alexandra hatte die erste Runde haushoch gewonnen und freute sich darüber, was auch notwendig war, da sie etwas brauchte, um sich von dem Kummer abzulenken, den sie seit dem Abschied von ihrem Zuhause empfand. Die letzten Momente mit ihrem Vater waren viel zu kurz gewesen, aber die Erinnerung daran würde ihr für immer im Gedächtnis bleiben.
Ihr Vater hatte vor dem Haus auf der Treppe gestanden, als sie für einen Moment ihr Pferd angehalten hatte, aber nur, um ihm eine letzte Gelegenheit zu geben, sie am Weggehen zu hindern. Sie war nicht einmal zu ihm geritten, sondern auf der Straße geblieben, und als ihr klar wurde, dass er die ersehnten Worte nicht aussprechen würde, hatte sie »Auf Wiedersehen, Papa« gesagt. So leise, dass er es wahrscheinlich überhaupt nicht gehört hatte. Und das war alles gewesen - keine Umarmung, kein Kuss , keine Bitten, doch seinen Entschluss zu ändern.
Ihren Vater hatte sie mit ihrer unversöhnlichen Haltung sehr verletzt. Das hatte sie an seinem Gesicht gesehen, bevor sie weitergeritten war. Danach hatte sich etwas so Schweres auf ihre Brust gelegt, dass sie geglaubt hatte, ersticken zu müssen. Aber ihr gekränkter Stolz hatte ihr verboten, nachzugeben und sich richtig von ihm zu verabschieden.
Und ihr gekränkter Stolz brachte sie auch zu dem Entschluss , dass sie ihn nach dem heutigen Tag nie mehr wiedersehen wollte. Sie würde den Grafen dazu bewegen, diese verdammte Verlobung aufzulösen und damit der Ehre zu genügen, aber sie würde nicht wieder nach Hause zurückkehren. Sie würde nach England gehen. Das hätte sie schon vor drei Jahren tun sollen.
Alexandra war völlig erschöpft, als sie endlich die Poststation erreichten. Es war schon sehr spät, so wie Wassili dies prophezeit hatte, und obwohl sie mit dem Tagesverlauf zufrieden war, würde sie diese Plackerei morgen nicht wiederholen.
Die Karren sollten die Reise verzögern und nicht dafür sorgen, dass sie alle länger im Sattel bleiben muss ten, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Außerdem wollte sie nicht, dass ihre Tiere bei Dunkelheit unterwegs waren, da Schlaglöcher in der Straße leicht zu Verletzungen führen konnten. Wenn sie morgen nicht vor Einbruch der Dunkelheit die nächste Poststation oder ein Dorf erreichen konnten, würden sie neben der Straße ein Lager aufschlagen, ob ihrem Verlobten das nun gefiel oder nicht.
Sie wartete nicht auf Wassili, sondern betrat die Poststation ohne ihn. Sie war schon einmal hier gewesen, als sie eine Reise nach Westen unternommen hatte, um eine ihrer Stuten zu kaufen, daher kannte sie den Besitzer und übernahm es selbst, die Zimmer für die Nacht zu besorgen. Sie würde ihres mit Nina teilen. Die Männer sollten die restlichen vier Zimmer nach Belieben unter sich aufteilen.
Da Wassili die Rechnung bezahlen würde, hätte sie gerne noch einige Zimmer mehr gehabt, was aber nicht möglich war. Aber mit den zwölf
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