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Was der Nachtwind verspricht

Was der Nachtwind verspricht

Titel: Was der Nachtwind verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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konnten, und verließ sein Zimmer, um die Männer, die ihn begleiteten, zu wecken. Er hoffte, dass Alexandra die ganze Nacht mit Packen verbracht hatte, so wie sie es vorhergesagt hatte. Wenn man eine Dame dazu zwang, früher als geplant aufzustehen, hatte dies in der Regel zur Folge, dass die Dame schlechte Laune bekam. Er war selbst so schlecht gelaunt, dass er der Meinung war, ihr sollte es nicht anders gehen.
    Die Hoffnung, seiner Verlobten weitere Unannehmlichkeiten bereiten zu können, erwies sich jedoch als trügerisch. Als er feststellte, dass zu dieser frühen Stunde schon alle auf den Beinen waren, schickte er eine der Mägde los, um Alexandra zu wecken. Daraufhin sagte man ihm, dass >Alex< schon draußen sei, wahrscheinlich in ihrem Stall. Er war so überrascht, dass eine Dienerin die Dame des Hauses bei ihrem Vornamen nannte, dass er kaum mitbekam, als die Magd auch noch >in ihrem Stall< sagte.
    Seine Laune verschlechterte sich weiter, weil Alexandra bereits einen Vorsprung vor ihm hatte, und er schleppte den heftig protestierenden Lazar nach unten, um mit dem Baron zu frühstücken. Dort muss te er feststellen, dass seine Verlobte auch dieses Mal nicht mit ihnen essen würde. Wassili ließ sich daraufhin merkwürdigerweise sehr viel Zeit. Er trödelte eine Stunde lang vor sich hin, bis Lazar sich wiederholt räusperte und die Augen in Richtung der Tür verdrehte, was Wassili geflissentlich ignorierte.
    Als er schließlich doch das Esszimmer verließ, wurde er sofort von den Mägden umringt, die ihm schon gestern so lästig gewesen waren. Eine trug seinen Hut, die zweite seinen Rock und die dritte seine Handschuhe. Sein Diener Boris, den Wassili für sich und Lazar mitgenommen hatte, stand hinter den Frauen und zuckte nur mit den Schultern, als ob er sagen wollte, dass er ihren vereinten Bemühungen nichts hatte entgegensetzen können.
    Glücklicherweise war dies für Wassili eine so alltägliche Situation, dass es ihn nicht weiter störte. Er nahm seine Sachen aus den Händen der Mägde entgegen und ließ sich beim Anziehen helfen, wobei er die Hände ignorierte, die über seinen Körper glitten. Aber genau in diesem Moment kam Alexandra durch die Vordertür herein, da sie herausfinden wollte, wodurch die Kardinier aufgehalten wurden. Die drei Frauen, die Wassili umringten, berührten ihn in einer Weise, als ob frühere Vertraulichkeiten ihnen dieses Recht verliehen.
    Zu genau diesem Schluss kam auch Alexandra. Dies war auch der Grund, weshalb sie mit unverhohlenem Sarkasmus sagte: »Ich hätte schwören können, dass mir jemand gesagt hat, Ihr hättet es sehr eilig, nach Kardinien zurückzukehren, Petroff. Natürlich hätte ich wissen müssen, dass ein Mann mit Euren Neigungen seinen Hintern erst gegen Mittag aus dem Bett hieven würde.«
    Bevor er etwas entgegnen konnte, war sie schon wieder zur Tür hinaus. Die drei Mägde waren beim ersten Ton ihrer Stimme auseinandergelaufen. Lazar hatte eine Hand auf seinen Mund gepresst und gab undefinierbare Geräusche von sich. Der Baron jedoch stand verlegen in der Tür zum Esszimmer und hatte den gleichen peinlich berührten Ausdruck im Gesicht wie gestern Abend , als er sich für das Benehmen seiner Tochter entschuldigt hatte.
    »Sie ... äh ... sie ...«
    Wassili hatte Mitleid mit dem Mann. Mit einer solchen Tochter hatte er das einfach verdient. »Mein Herr, Ihr braucht mir nichts zu erklären. Wie Ihr schon sagtet, sie benötigt ... besondere Behandlung.«
    Jetzt freute er sich sogar darauf. Sie wollte ihn wohl lächerlich machen? Das kleine Biest würde sich in Tränen auflösen, bevor der Tag zu Ende war. Verachtung war schließlich eine Kunst und konnte in den richtigen Händen zu einer Waffe werden. Er hatte diese Kunst bis zur Vollendung perfektioniert und konnte sie beliebig für seine Zwecke einsetzen.
    Alexandra stieg in den Sattel ihres weißen Hengstes, als Wassili und seine Männer den Stallhof oder, besser gesagt, einen der Stallhöfe erreichten. Wassili hatte den gestern vorgeschlagenen Rundgang über das Gut abgelehnt und daher nicht gewusst , dass die Rubliows nicht nur einen, sondern fünf große Ställe unterhielten, die sich vom Haus bis zu dem nahegelegenen Dorf erstreckten.
    Er war immer noch nicht am Gut der Rubliows interessiert. Momentan interessierte ihn nur die Ursache seiner schlechten Laune. Sie trug wieder ein Hemd und eine ihrer unkonventionellen Reithosen - diesmal jedoch eine saubere -, heute mit einer blauen Schärpe und

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