Was der Nachtwind verspricht
da seine eigene Frau zuhörte.
»Wie könnt Ihr Latzkos Tochter mit diesem Trampel vergleichen?« fragte er und deutete auf Alexandra.
War er etwa entrüstet? Wassili hätte sich keine bessere Reaktion wünschen können. »Ihr habt natürlich recht. Was wäre denn angemessen? Fünfundzwanzig?«
»Fünfundvierzig«, erwiderte Pawel, dem offensicht-lieh klargeworden war, dass er einen Fehler gemacht hatte.
»Ich nehme an, dass wir mit diesem Preis niemanden beleidigen werden«, bemerkte Wassili trocken. Alexandra natürlich ausgenommen. »Einverstanden. Übrigens, wen heiratet Arina denn eigentlich?«
Pawel spuckte auf den Boden, bevor er mit entrüsteter Stimme sagte: »Ihr österreichischer Herzog wurde ihr mit der Zeit zu langweilig, da hat sie sich mit einem Grafen eingelassen. Er ist so verrückt, sie zu heiraten.«
Wassili wusste , dass es ein Fehler war, aber er muss te es Pawel einfach noch ein wenig unter die Nase reiben. »Latzko ist sicher sehr erfreut darüber, einen Grafen in der Familie zu haben.«
»Latzko will nur, dass sie endlich heiratet«, murmelte Pawel vor sich hin. »Es ist ihm egal, wen sie heiratet. Und nun zu Euch, Graf Petroff. Ich bin sicher, dass mein guter Freund Stefan einen anständigen Preis für Euch zahlen wird. Die Pferde werde ich natürlich für mich selbst behalten. Aber Ihr ...«
»Pferde wie diese kann man in den Bergen nicht gebrauchen, und das wisst Ihr auch, Pawel. Ich werde Euch dreihundert für alle Pferde geben.«
Pawel lachte. »Ihr glaubt wohl, ich wüsste nicht, dass so edle Pferde für Euren Cousin bestimmt sind? Wenn er sie haben will, dann muss er den Preis zahlen, den ich verlange, oder ich behalte sie für mich.«
Wassili hatte keine Ahnung, wie Pawel auf diese Idee gekommen war, aber er muss te ihn sofort davon abbringen, andernfalls würde er die Pferde nie zurückbekommen. »Die Pferde sind ein Geschenk meiner Verlobten. Stefan mag Schimmel überhaupt nicht. Er hält sie für blutleere, launische Tiere, die ihr Futter nicht wert sind. Da ich jetzt bereits eine Weile mit ihnen gereist bin, bin ich geneigt, ihm zuzustimmen, obwohl ich sie vielleicht immer noch für eine Zucht verwenden werde, wie ich das ursprünglich geplant hatte. Da sie mich jedoch nichts gekostet haben, ist es mir eigentlich egal, was mit ihnen passiert. Dreihundert Rubel für alle und keinen Rubel mehr.«
»Eintausend Rubel für jedes der Tiere und keinen Rubel weniger«, entgegnete Pawel streitlustig.
Wassili spürte, wie sich Alexandras nachtblaue Augen wie spitze Dolche in ihn bohrten. Er hatte gerade ihre >Babys< beleidigt. Es wunderte ihn, dass sie nicht mit dem Teller nach ihm warf. Er war aber noch nicht fertig.
»Absolut lächerlich«, sagte er verächtlich. »Wenn Ihr nicht ernst sein könnt, brauchen wir gar nicht weiterzureden.«
»Stefan wird meinen Preis bezahlen, Aristo«, erwiderte Pawel zuversichtlich. »Für Euch wird er fünftausend Rubel bezahlen müssen ... nein, doch besser zehntausend.«
»Ihr seid verrückt.«
Pawels Fäuste donnerten auf den Tisch. »Das schuldet er mir! Glaubt mir, wenn er nicht zahlt, bekommt er Euch stückweise zurück.«
Wassili hatte versucht, vernünftig zu sein. Er war müde. Ihm war kalt. Und jetzt war er wütend.
Er beugte sich nach vorn und stützte sich auf den Tisch. Dann sah er Pawel in die Augen und sagte sehr leise: »Pawel, Ihr solltet keine Drohungen aussprechen, die Ihr nicht wahrmachen könnt. So etwas schwächt Eure Stellung.«
»Und warum sollte ich meine Drohungen nicht wahrmachen können?«
»Weil wir beide wissen, dass Stefan mit seinen Soldaten hierherkommen und dieses Dorf ausradieren wird, wenn mir irgend etwas passiert. Ihr könnt wählen: Tod oder Geld. Was hattet Ihr denn im Sinn, als Ihr meine Pferde gestohlen habt?«
Pawel war knallrot im Gesicht geworden, entweder aus Wut oder aus Verlegenheit, denn jetzt muss te er nachgeben. Vielleicht war ihm seine Stellung als Anführer auf Zeit zu Kopf gestiegen, aber Latzko würde zurückkommen, und Latzko würde eine Erklärung verlangen.
Wassili be schloss , es ihm etwas einfacher zu machen. » Vergesst Stefan, Pawel. Ich werde zahlen, nicht Stefan, und mit mir müsst Ihr verhandeln, nicht mit Stefan. Am besten schlaft ihr erst einmal darüber. Vielleicht können wir unsere Verhandlungen morgen früh fortsetzen. In der Zwischenzeit brauche ich für mich und das Mädchen ein Zimmer, wo wir trocken werden können, und zwar allein.«
Einer der Männer fing an
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