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Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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dir jegliches Vergnügen. So einfach ist das. Aber es ist völlig egal, ob du nun vor Gericht stehst und Terroristen verklagst oder im Sommer mit dem Fahrrad auf dem Hogeweg fährst.“
    „Stimmt. Ich bin immer noch von meinen Kindern getrennt.“
    „Ich sag dir mal, was du deinen Kindern gibst: eine Mutter, der die Welt so sehr am Herzen liegt, dass sie sie besser machen will. Glaubst du wirklich, es wäre ihnen lieber, wenn du den wöchentlichen Fahrdienst zum Fußball und in die Shoppingmall übernehmen würdest?“
    „Manchmal glaube ich das tatsächlich, ja.“ Sie wusste, dass es sinnlos war, aber sie fragte sich doch ab und zu, ob Daisys Leben eine andere Wendung genommen hätte, wenn sie als Mutter mehr für sie da gewesen wäre.
    „Meine Eltern waren jeden Tag für mich da, und sieh mich an. Ich bin ein zitterndes Nervenbündel.“
    „Eine ausgeglichene Persönlichkeit.“
    „Ein Außenseiter. Ein Ketzer.“ Er machte Scherze, aber sie spürte den unterschwelligen Schmerz, der so anders war als ihrer und doch so vertraut.
    „Hör auf“, sagte sie ernst. Sie und Tariq waren beide auf ihre Karriere konzentriert. Der Versuch, der Person zu entfliehen, die er wirklich war, hatte diesen Gerichtshof zu seinem Leben gemacht. „Das ist alles, was ich habe.“ Das hatte er ihr schon oft gesagt. „Glücklicherweise ist es auch alles, was ich will.“
    Das konnte Sophie nicht von sich behaupten, deshalb sagte sie nichts. Sie sah den Premier und die Königin auf sie zukommen und räusperte sich als Warnung für Tariq. Die Königin der Niederlande sah aus wie jedermanns Lieblingstante. Ihre Augen funkelten, und sie strahlte einen unbändigen Charme aus. In ihrer Gegenwart fühlte man sich, als wäre man in dem Moment der wichtigste Mensch auf der Welt.
    „Vielen Dank für Ihre Dienste“, bedankte sie sich leise bei jedem einzelnen Würdenträger.
    Ich bin eine Würdenträgerin, dachte Sophie. Wer hätte das gedacht.
    Als sie vorgestellt wurde, reagierte sie mit einer Pose, die sie seit Tagen geübt hatte. Sie machte einen Hofknicks und sprach die Königin mit
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an. Alles war sehr ernst und auch ein wenig steif. Niemand würde glauben, dass das Mädchen tief in ihrem Inneren laut jauchzte. Sie traf eine Königin, eine echte, lebende Königin.
    Königin Beatrix war Anwältin, genau wie Sophie. Vielleicht hätten sie sich unter anderen Umständen miteinander unterhalten, ihre Einkaufserlebnisse miteinander geteilt, getratscht wie Freundinnen.
    Sophie stellte sich die Unterhaltung vor.
Hast du den neuen Film mit George Clooney gesehen? Deine Ohrringe gefallen mir, aus welchem Museum stammen sie? Wie ist es eigentlich, wenn ein Flughafen nach einem benannt ist? Erzähl mal was von deiner Familie. Wie bekommst du das alles unter einen Hut?
    Ja, das waren die brennenden Fragen, die Sophie anderen arbeitenden Frauen stellen wollte. Hier wurde sie Zeuge der Wiedergeburt eines Landes, und alles, woran sie denken konnte, waren häusliche Probleme. Sie wollte einfach nur wissen, wie Beatrix es schaffte, ein Land zu regieren und trotzdem ihre Ehe aufrechtund ihre Familie zusammenzuhalten.
    Irgendetwas, sagte eine innere Stimme, muss man immer opfern.
    Die Königin war inzwischen Witwe, ihre Kinder erwachsen. In ihrer Fantasie fragte Sophie sie, ob sie irgendetwas bedauerte, ob sie wünschte, etwas in ihrem Leben anders gemacht zu haben. Hätte sie auch gern mehr Zeit mit ihren Kindern verbracht, wäre gern zu mehr Eltern-Lehrer-Konferenzen gegangen, hätte die Fernsehzeit stärker eingeschränkt und ihnen mehr Gutenachtgeschichten vorgelesen?
    Uniformierte Wachen präsentierten die Flaggen der UN und des niederländischen Königshofes, und schließlich wurde sehr feierlich die Fahne von Umoja gehisst. Der neu berufene Botschafter Mr Bensouda trat hinter das Mikrofon. Hinter ihm standen sechs Bedienstete; jeder von ihnen hielt eine Ehrenmedaille in Händen. Am Ende des Abends würde eine davon Sophie gehören.
    „Mesdames et Messieurs“
, begann der Botschafter. „
Bienvenue, les visiteurs distingues …“
Er begann, die Geschichte seines Landes zu erzählen.
    Die Medaillen wurden verliehen und Loblieder gesungen. Sophies schwarzes Kleid bot den perfekten Hintergrund für das Zeichen der Anerkennung eines dankbaren Volkes. Interessanter Gedanke für eine neue Kleiderlinie, dachte sie. Kleidung für Würdenträger mit versteckten Taschen für Auszeichnungen und mit Dekolletés, die so geschnitten waren,

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