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Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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erhoben, sah es aus wie eine Mischung aus Disney’s Magic Kingdom in Florida, Schloss Neuschwanstein und einer Postkarte aus alten Zeiten.
    Als sie die Fassade mit ihren behauenen Steinen und spitzen Türmchen betrachteten, beobachtete Sophie, wie sich das Staunen auf den Gesichtern ihrer Kinder ausbreitete. Daisy war bereits erwachsen und Max auch kein Kind mehr, doch dieser Blick erinnerte sie daran, dass die beiden immer ihre Kinder bleiben würden. Sie versuchte, die Gedanken ihrer Kinder zu lesen. Schuldgefühle und Bedauern überkamen sie. Sie wünschte, sie könnte die Zeit zurückdrehen, könnte für sie da sein und besser auf sie achtgeben. Aber Reue war ein schleichendes Gift, und es war besser, nach vorn zu schauen. Entschlossen richtete Sophie ihre Aufmerksamkeit auf Charlie, der eingemummelt in seiner Trage lag und tief und fest schlief. Es war so ein unglaubliches Geschenk, dass sie die Möglichkeit bekam, ihn aufwachsen zu sehen.
    „Das Wort Mohonk bedeutet ‚See im Himmel‘“, erklärte Sophie. „Currier and Ives, die bekannte New Yorker Druckerei, hat hier einige ihrer Lithografien hergestellt. Ich kann es kaum erwarten, euch alles zu zeigen.“
    In der riesigen Bibliothek mit den deckenhohen Bücherregalen, an denen verschiebbare Leitern angebracht waren, zeigte sie ihnen Porträts der Präsidenten und Würdenträger, die hier übernachtet hatten. „Das Resort ist von zwei Brüdern gegründet worden“, erzählte sie. „Albert und Alfred Smiley. Sie waren Quäker und hatten sich ganz der Gerechtigkeit und dem Frieden verschrieben. Vor ungefähr einhundert Jahren wurde hier die Idee zum Ständigen Schiedsgerichtshof geboren, vielleicht sogar hier in diesem Raum.“
    Daisy musterte sie skeptisch. „Und aus welchem Grund ist das für uns interessant?“
    „Weil der Schiedsgerichtshof jetzt in Den Haag beheimatet ist“, erwiderte Sophie. „Ich dachte, es würde euch interessieren, dass man mir einen Sitz als Richterin an ebendiesem Gericht angeboten hat.“ Sie schaute sich in der riesigen Bibliothek um und hatte den Eindruck, das Wissen fühlen zu können, das die alten Bücher ausstrahlten. „Ich habe abgelehnt und bin am nächsten Tag zu euch beiden und Charlie geflogen.“
    „Wünschst du dir, du hättest den Job angenommen?“ Max versteifte sich sichtlich in Erwartung ihrer Antwort.
    „Nein. Ehrlich gesagt bin ich sehr froh, jetzt hier zu sein.“ Sophie schwieg einen Augenblick. „Ich werde anfangen, mich nach einem eigenen Zuhause in Avalon umzuschauen.“
    So. Jetzt hatte sie es gesagt. Hatte erklärt, dass sie nicht länger nur eine Besucherin war, sondern eine echte Einwohnerin der Stadt. Eine Vollzeitmutter. Sie wollte dieses Leben, wollte ihre Kinder.
    „Was für ein Zuhause?“, fragte Max.
    Sie war nicht sicher, was er damit meinte. „Ich werde ein Haus kaufen.“
    „Wo?“
    „In Avalon.“
    „Am See?“
    „Ich weiß es nicht. Nächste Woche treffe ich mich mit einer Maklerin. Wieso, hast du irgendwelche Wünsche?“
    „Ja. Mir gefällt es, wo du jetzt bist.“
    „Stimmt, da ist es echt schön, Mom“, pflichtete Daisy ihm bei. Sie trat ans Fenster und richtete ihre Kamera auf die schneebedeckte Landschaft. „Das hier ist wirklich etwas ganz Besonderes.“
    „Was ist mit Opal? Wenn du arbeitest, ist sie immer bei Noah. Wo soll sie hin, wenn du umziehst?“, hakte Max nach.
    „Bald schon wird sie groß genug sein, um allein bleiben zu können.“ Wenn Sophie ehrlich war, würde sie es auch vermissen, nicht mehr in Noahs Nähe zu wohnen. Aber es ging hier nicht um sie, sondern um ihre Familie. „Wenn ich mir was in der Stadt suche, musst du nicht immer mit dem Schulbus zu mir hinausfahren“, sagte sie.
    „Das macht mir nichts aus.“
    Das war neu. Anfangs hatte Max gar nicht oft genug betonen können, wie sehr er den Bus hasste. Vielleicht hatte er inzwischen Freunde gefunden. „Alles wird gut, Max“, versicherte sie ihm. „Versprochen.“
    „Okay.“ Er ging, um sich ein Buddelschiff näher anzuschauen.
    Sophie atmete tief durch. Die Nachricht von ihrem Hauskauf war der einfache Teil gewesen. Etwas nervös bereitete sie sich darauf vor, das nächste Thema anzuschneiden. „Ich wollte dich etwas wegen deines morgigen Eishockeyspiels fragen.“
    „Was denn?“, erkundigte sich Max.
    „Ich will einen Freund mitbringen, der gerne mal zuschauen möchte.“ Sie hatte die vergangene Nacht und den ganzen heutigen Tag darüber nachgedacht und war zu dem Schluss

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