Was der Winter verschwieg (German Edition)
gekommen, dass Noah es verdient hatte, dass sie zu ihm stand. Er war immer so wundervoll zu ihr, und sie hatte keine Lust mehr, ihre gemeinsame Beziehung verheimlichen zu müssen. Das war dumm, unreif und sinnlos.
Max starrte weiter wie gebannt auf das Flaschenschiff, aber Daisy ließ ihre Kamera sinken und drehte sich zu ihrer Mutter um. Sophie war nervös. Wie sollte sie ihren Kindern die Sache mit Noah erklären? Sie ermahnte sich, nicht albern zu sein; in ihrem Job hatte sie schon mit Königen, Schurken, bedeutenden Männern und Kriminellen zu tun gehabt. Doch jetzt, wo es um ihr Herz ging, wurde ihr die Kehle eng. „Wäre das für dich okay, Max?“
„Kommt drauf an. Wen willst du denn mitbringen?“
Nervös warf Sophie Daisy einen Blick zu, die interessiert zuhörte. „Noah.“
Max zuckte mit den Schultern. „Okay. Den kannst du ruhig mitbringen. Er hat mir schon gesagt, dass er Eishockey mag.“
„Idiot“, schalt Daisy ihn. „Es geht ihm nicht ums Eishockey, sondern um Mom.“
Jetzt endlich richtete Max sich auf und schaute seine Mutter an. „Ist er dein Freund oder so was?“
Oder so was. Besser hätte Sophie es auch nicht ausdrücken können. Sie wusste nur, dass Noah ihr wichtig war und Max und Daisy es verdient hatten, davon zu erfahren.
„Ich schätze, man könnte ihn meinen Freund nennen.“ Sophie stolperte über das Wort. Es fühlte sich falsch an, so als versuche sie, die Jeans ihrer Tochter anzuprobieren.
Keines ihrer Kinder sagte etwas. „Nun?“, hakte sie nach, als sie es nicht länger ertrug. „Was denkt ihr?“
„Wie bekommt man das Schiff in die Flasche?“, fragte Max unvermittelt.
„Die wirklich interessante Frage ist doch“, sagte Daisy, „warum tut man es überhaupt da rein?“
„Der Sinn eines Buddelschiffs ist, dass es keinen Sinn hat“, antwortete eine samtige Stimme mit britischem Akzent. Tariq betrat den Raum. Er sah noch besser und weltmännischer aus, als Sophie ihn in Erinnerung hatte.
Mit einem Freudenschrei lief sie auf ihn zu und schlang ihm die Arme um den Hals. „Da bist du ja. Ich hatte schon Angst, du würdest nicht kommen.“
„Ich würde doch niemals ein Versprechen brechen, das ich dir gegeben habe.“
„Ich kann nicht glauben, dass du wirklich hier bist. Max und Daisy, ihr erinnert euch doch noch an Tariq.“ Mit vor Stolz glühenden Wangen zeigte sie ihm Charlie, der immer noch schlief. Mit seiner weichen, blassen Haut, dem kleinen Kussmund und den rötlichen Haaren war er wirklich eines der süßesten Babys der Welt.
Tariq war entsprechend beeindruckt. „Sehr gut gemacht“, sagte er nachsichtig lächelnd. „Wirklich sehr gut, um nicht zu sagen: hervorragend.“ Dann richtete er sich auf und schaute Max und Daisy an. „Eure Mutter hat mir sehr gefehlt. Ich bin ein selbstsüchtiger Mistkerl und wünschte, wir würden immer noch zusammenarbeiten, aber wenn ich sie jetzt so mit euch beiden und dem Kleinen sehe, verstehe ich sie. Ach, ich habe dir übrigens was mitgebracht“, sagte er an Sophie gewandt. „Ich wollte es dir in Gegenwart deiner Kinder geben.“ Er öffnete seine Aktentasche und holte eine flache Schatulle mit Deckel heraus. „Die wurde eurer Mutter in der Dreikönigsnacht verliehen.“
Kalte Finger schienen nach Sophies Herz zu greifen. Sie hatte ihren Kinder nie erzählt, was in jener Nacht wirklich geschehen war. „Tariq …“
„Wow, Mom, wie cool.“ Max bewunderte die gravierte Medaille an dem bunt gestreiften Band.
Stolz lächelnd hängte Tariq ihr die Medaille um den Hals. Es war nur ein kleiner Einblick in ihr altes Leben, aber die Bewunderung in den Gesichtern ihrer Kinder zu sehen, ließ Sophie vor Stolz strahlen. Daisy bestand darauf, Fotos zu machen.
Sophie fing Tariqs Blick auf und schickte ihm ein wortloses Dankeschön. Sie wusste, dass sie diesen Augenblick für immer in ihrem Herzen tragen würde.
Charlie wachte auf, und während Daisy sich um ihn kümmerte und Max sich aufmachte, den verschneiten Park zu erkunden, bestellte Tariq etwas zu trinken. „Es ist einfach herrlich hier“, bemerkte er. „Und du wirkst glücklich, meine Blume. Was mich mit großer Freude erfüllt. Ich war mir nicht sicher, ob du es hier sein würdest.“
„Ich auch nicht“, gab sie zu. „Ich vermisse dich, Tariq. Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich mein altes Leben zurückhaben will, aber die Arbeit fehlt mir schon.“
„Komm mich mal besuchen“, schlug er vor. „Besser noch, komm mit nach Umoja. Ich
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