Was der Winter verschwieg (German Edition)
nervig“ fand.
Sie stieß ihn mit dem Ellbogen an. „Was guckst du so? Und was ist so lustig?“
„Nichts.“ Er konnte es wirklich nicht erklären, aber er fühlte sich manchmal einfach besser, wenn er mit ihr zusammen war. Bei ihr hatte er das Gefühl, es war in Ordnung, ein wenig verrückt zu sein und nicht immer so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung. „Ich glaub, ich geh dann jetzt mal. Muss mich langsam mal fürs Spiel umziehen.“ Er rief nach Opal, aber entweder ignorierte sie ihn, oder sie war zu weit weg. Er versuchte es mit einem Pfiff.
„Das war ja nicht so doll.“ Mit geübter Geste steckte Chelsea zwei Finger zwischen die Lippen und stieß einen gellenden Pfiff aus. Einen Augenblick später kam Opal über eine kleine Hecke gesprungen und rannte durch den Schnee so schnell auf sie zu, dass sie sie beinahe umgelaufen hätte.
„Nicht schlecht“, lobte Max. „Wie hast du das gemacht?“
„Übung. Du musst einfach üben, bis die Luft in der richtigen Weise durch deine Finger streift. Ich benutze zum Beispiel die beiden Finger hier“, sie hielt Zeige- und Mittelfinger hoch. „Andere nehmen Daumen und Zeigefinger.“
Max zog einen Handschuh aus und versuchte es, doch mehr als ein hohles Heulen brachte er nicht zustande. Verständnislos schaute Opal ihn an. Chelsea lachte. „Gräm dich nicht, man muss viel üben, und am Anfang sabbert man sich dabei von oben bis unten voll. Mein Dad hat ungefähr eine Minute gebraucht, um es mir zu zeigen, aber ich musste es stundenlang üben, bevor der erste Ton rauskam.“
„Dein Dad hat dir das Pfeifen beigebracht?“
„Ja, er …“ Sie zog sich die Fäustlinge über. „Das ist schon ziemlich lange her.“ Schulterzuckend wandte sie sich ab.
Max nahm Opal wieder an die Leine und schloss zu Chelsea auf, doch er drängte sie nicht, mehr über ihren Vater zu erzählen. Über manche Sachen sprach man einfach nicht, so wie seine Mutter über Den Haag. Und ein echter Freund akzeptierte das. Max sah, dass die Spieler seines Teams schon auf dem Weg in die Halle waren.
„Hey, Bellamy, wer ist die Töle?“, fragte Altshuler.
Max tätschelte den Hund, der an seiner Seite lief. „Das ist Opal. Die kennst du doch.“
„Nein, ich meine die Töle, wer ist die fette Töle?“ Altshuler kicherte.
Die Demütigung ließ Chelsea puterrot anlaufen. Max wünschte, sie würde sich wehren, würde Altshuler sagen, er solle sich verpissen, aber sie hielt den Blick gesenkt. Eine Nanosekunde lang dachte Max, dass er vielleicht etwas sagen sollte, aber die Worte vertrockneten in seinem Mund.
„Wir sehen uns dann nach dem Spiel“, murmelte Chelsea. Dann nahm sie ihm die Hundeleine ab und eilte davon.
Max war wütend und warf Altshuler einen bösen Blick zu. „Das war ziemlich uncool“, blaffte er ihn an.
„Wow, du verteidigst sie? Sie ist ein Freak, Mann. Ein Köter. Niemand mag sie.“
Ich schon.
Doch das würde Max niemals laut sagen. Nicht zu Kurt Altshuler. Er gehörte zu den beliebtesten Kids an der Schule. Alle wollten mit ihm befreundet sein. Aber man musste in seiner Gegenwart immer aufpassen, was man sagte.
Das nervt mich total.
In seinem Kopf hallte Chelseas Stimme wider.
„Hey, Max.“ Seine Mom kam auf sie zu. Sie lächelte strahlend, und Max fand, dass sie in diesem Moment Daisy sehr ähnlich sah.
„Hey, Mom.“
Sie wandte sich an Altshuler. „Hallo, Kurt. Bereit für das große Spiel?“
„Äh, ja klar.“ Altshuler war das Musterbeispiel an gespielter Höflichkeit. Fehlte nur noch, dass er wie ein Pfadfinder salutierte.
„Noah sollte auch bald hier sein“, erklärte Max’ Mom. „Wir sitzen auf dem üblichen Platz an der Bankreklame.“
Wir.
Mom und Noah. „Okay“, gab Max nervös zurück.
„Viel Glück, Max. Und es tut mir leid, dass ich das vor deinem Freund machen muss, aber …“ Sie zog ihn in eine kurze Umarmung und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Genieß das Spiel. Du auch, Kurt.“
Mit offenem Mund starrte Altshuler ihr hinterher. „Mann, deine Mom ist so eine MDIGFW.“
„Eine
was
?“
„Eine Mutter, die ich gerne fi…“
„Halt’s Maul“, stieß Max aufgebracht hervor, „oder ich muss dir wehtun. Und ich schwöre zu Gott, das werde ich.“
„Oh, ich hab ja solche Angst.“ Altshuler unterstrich seine Worte dadurch, dass er Max einmal, zweimal, dreimal gegen die Schulter boxte. „Komm schon, Bellamy. Lass mal sehen, was du so draufhast.“
Max schubste ihn zurück. Er wusste, dass er gerade
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