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Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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umringt wurde.
    Vielleicht irrte sie sich. Immerhin war ein ganzes Jahr vergangen. Aber nein. Sie würde Zach Alger überall wiedererkennen. Sie, Zach und Sonnet – ihre beste Freundin und jetzt auch ihre Stiefschwester – hatten zusammen so viel durchgemacht. Einige der besten Fotos, die Daisy je geschossen hatte, waren von Zach. Keine Modelposen oder gestellte Fotos, sondern einfach Studien seines außergewöhnlichen, fesselnden Gesichts. Die Fotos hatte sie letzten Winter gemacht, Schwarz-Weiß-Aufnahmen eines erstaunlichen jungen Mannes, der eine Welt aus Schmerz verbarg. Doch zu dem Zeitpunkt damals hatte sie nichts von seinem Schmerz oder dessen Ursache gewusst, was ihren Aufnahmen vielleicht diesen besonderen, geheimnisvollen Touch verliehen hatte.
    Als sie näher kam, war sie sich absolut sicher. Jeder Mensch hatte eine ganz bestimmte Art zu gehen, sich zu bewegen, und wenn man einen Menschen einmal durch die Linse einer Kamera gesehen hatte, so wie sie Zach, erkannte man die besondere Körperhaltung auf Anhieb.
    „Zach“, sagte sie, als sie nur noch wenige Meter hinter ihm war. „Hey, Zach.“
    Er blieb sofort stehen, als hätte jemand an einer unsichtbaren Kette gezogen. Dann drehte er sich langsam zu ihr um. Es war der gleiche Zach, den sie kannte … und doch anders. Das gleiche bemerkenswerte Gesicht mit der markanten Knochenstruktur. Nordische Züge, unglaublich kornblumenblaue Augen unter blassen Brauen, Haare so hell, dass die Leute ihn ständig fragten, ob er sie bleiche oder ob er womöglich ein Albino sei. Und doch war irgendetwas an ihm anders. Er wirkte distanziert, skeptisch.
    „Ich bin’s“, sagte sie. „Daisy.“
    Er ließ ein kurzes Lächeln aufblitzen, eher ein Reflex als eine echt gemeinte Reaktion. „Ja, das sehe ich.“
    „Wie geht es dir?“ Sie fühlte sich vollkommen unbehaglich. Sie waren doch mal Freunde gewesen. Waren sich nah genug gewesen, um einander ihre Geheimnisse anzuvertrauen. Zusammen mit Sonnet Romano waren sie die drei Musketiere gewesen – einer für alle, alle für einen. Unzertrennlich.
    Bis der Skandal sie auseinandergerissen hatte.
    „Mir geht es gut“, sagte Zach. „Und dir?“
    „Auch. Großartig.“
    „Das ist schön.“
    Es folgte ein betretenes Schweigen. Das Knirschen von Schnee unter Stiefeln, Unterhaltungsfetzen, die zu ihnen herüberwehten.
    Daisy wusste nicht, wo sie anfangen sollte. „Es tut mir leid. Das ist so seltsam. Ich will aber nicht, dass es zwischen uns seltsam ist.“
    Ihr Eingeständnis schien ein wenig zu helfen. Er warf einen Blick auf die Turmuhr. „Bist du auf dem Weg zur Vorlesung oder …“
    „Nein, ich habe noch eine gute halbe Stunde.“
    Er zeigte auf das Gebäude der Studentenverbindung, ein eckiges Haus mit einem verzierten Eingang aus Beton. „Wollen wir zusammen einen Kaffee trinken?“
    „Ja, sehr gerne.“
    Gemeinsam stellten sie sich an der Kaffeeausgabe an. Zach nahm sich zu seinem Kaffee noch eine dicke, in Zellophanpapier eingewickelte Zimtrolle, legte sie dann aber wieder weg. „Doch nur den Kaffee“, sagte er. „Meine Arbeit in der Sky River Bakery hat mich zu einem Backwarensnob gemacht.“
    Die Erwähnung der Vergangenheit ließ das Eis zwischen ihnen noch ein Stückchen schmelzen.
    „Mich auch“, stimmte sie zu. Im letzten Winter hatten sie beide in der Sky River Bakery gearbeitet. Sich so oft zu sehen, hatte sie zu dicken Freunden werden lassen. Zach und Sonnet hatten Daisy davor gerettet, nach ihrem Umzug nach Avalon zu einer Außenseiterin zu werden.
    Sie setzten sich an einen der Resopaltische am Fenster. „Es ist schön, dass wir uns über den Weg gelaufen sind“, sagte Daisy. „Ich wusste nicht, ob ich dich jemals wiedersehen würde, nach allem, was passiert ist …“
    „Du musst nicht um den heißen Brei herumreden“, sagte er. „Du meinst, nachdem mein Vater dabei ertappt worden ist, sich aus den Kassen der Stadt Avalon bedient zu haben.“
    Zachs Vater Matthew Alger war unter Bürgermeisterin Nina Romano Vermögensverwalter der Stadt gewesen. Als immer mehr Geld von den Konten der Stadt verschwand, wurde erst Nina beschuldigt, doch schließlich konnten die Diebstähle zu Matthew nachverfolgt werden. Von da an löste sich alles auf. Es kam ans Licht, dass Alger spielsüchtig war und sein Geld im Internet verzockte. Um alles noch schlimmer zu machen, hatte Zach versucht, ihn zu decken, indem er immer wieder kleinere Summen Bargeld aus der Kasse der Sky River Bakery nahm, wo er

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