Was die Seele essen will
sind. Es ist nicht überraschend, dass die Schlüsselgene bei der Sucht diejenigen sind, die die Stimmungsfunktionen unseres Gehirns programmieren. Wenn sie fehlerhaft sind, können sie in bestimmten Gehirnregionen Defizite programmieren, die zu gewissen schlechten Gemütsverfassungen führen. Abhängig davon, ob Sie einen Mangel an Serotonin, Noradrenalin, Endorphin und/oder GABA geerbt haben, fühlen Sie sich zu Drogen hingezogen, die die jeweilige(n) Mangelregion(en) beeinflussen. Wenn Sie diese grundlegenden biologischen Fehlfunktionen nicht beheben, können Sie nicht vollständig von Ihrer Sucht geheilt werden.
Auf der Suche nach Heilung durch Nährstoffe
Natürlich blieben die biologischen Ursachen der Sucht damals in den 70er Jahren, als die genetische Kartierung noch reine Science Fiction war, größtenteils ein Mysterium. Und doch hatte ich das nagende Gefühl, dass ein Faktor übersehen wurde. 1979 dachte ich, ich hätte ihn entdeckt, als ich [308] Dr. James Milams berühmtes Buch Under the Influence las, in dem er berichtete, dass mehr als 95 Prozent der Alkoholiker sehr niedrige Blutzuckerspiegel hatten (hypoglykämisch waren) und dass süßes und stärkehaltiges Essen den gleichen Einfluss auf sie hatte wie der Alkohol. Milam beschrieb, dass diese Kohlenhydrate ihnen einen angenehmen Rausch brachten, gefolgt von einem Stimmungsabsturz und dem Verlangen nach mehr. Er führte ein stationäres Programm durch und fand heraus, dass seine genesenden Patienten sehr von einer Diät ohne Süßigkeiten und den meisten Weißmehl-Stärken profitierten. Unsere ambulante Klinik begann 1980, die gleichen Ernährungsempfehlungen umzusetzen, und erzielte damit ähnlich interessante Ergebnisse. Einige unserer Patienten konnten endlich ihre Sucht bekämpfen, als sie begannen, ihre Ernährung umzustellen. Zu unserer großen Enttäuschung waren wir jedoch nicht bei jedem erfolgreich. Unerklärlicherweise konnte die Mehrheit unserer Patienten einfach nicht auf Süßigkeiten, Stärke und Koffein verzichten, ganz gleich, wie viel Mühe sie sich gaben. Ihre Depressionen und Stimmungsschwankungen hielten an – zusammen mit ihren neuen Lebensmittelabhängigkeiten – und trugen deutlich zu ihren letztendlichen Rückfällen in den Alkohol- oder Drogenmissbrauch bei.
Die Amino-Kavallerie rückt an
1986 stieß ich auf die Arbeiten des Sucht- und Genforschers Dr. Kenneth Blum, der Strategien zur Korrektur suchtgefährdeter Gehirnstrukturen entwickelt hatte, die bestimmte Proteine bzw. Aminosäuren in Form von Nahrungsergänzungsmitteln nutzten, was durch beeindruckende klinische Studien gestützt wurde.
Zur gleichen Zeit erfuhr ich von der Arbeit von Joan Mathews-Larson, der Autorin des großartigen Buchs 7 Weeks to Sobriety , die Blums Methoden und andere ernährungswissenschaftliche Strategien erfolgreich in ihrer ambulanten Alkoholentzugsklinik in Minneapolis einsetzte. Auf meine Anweisung hin entwarf mein Ernährungswissenschaftler, ein Doktor mit Erfahrung sowohl im klinischen Bereich als auch in der Forschung, für unsere Patienten ein Forschungsprogramm zur Therapie mit Aminosäuren.
Ich werde nie vergessen, wie wir das erste Mal die Aminosäuren einsetzten. Mein Patient, James, ein Postangestellter, war kurz davor, wegen seiner Crack-Sucht seinen Arbeitsplatz und seine Familie zu verlieren. Er hatte bereits ein stationäres Programm mitgemacht, doch wie über 90 Prozent der [309] Crack-Abhängigen hatte er unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Klinik einen Rückfall.
James nahm, zusammen mit seiner Frau und seinen Eltern, an unserem ambulanten Programm aus Einzel-, Gruppen- und Familientherapie teil. Er ging außerdem zu den Selbsthilfegruppen Cocaine Anonymous und Narcotics Anonymous und hatte dort auch einen Sponsor. Doch er konnte einfach nicht clean bleiben.
Meistens ernährte er sich gut und machte gerne Sport, aß jedoch, wie die meisten Süchtigen auf Entzug zu viele Süßigkeiten, wenn er nicht auf Droge war. Wir fragten ihn, ob er gerne etwas Neues gegen sein Verlangen nach Drogen (und Süßigkeiten) sowie gegen die Antriebslosigkeit und Depressionen, unter denen er litt, wenn er nicht auf Crack war, ausprobieren wollte. Er wollte unbedingt von den Drogen runter, und so sagte er mit Freude zu. Genau genommen war er besonders interessiert, weil er Sportler gewesen war und Aminosäuren zum Muskelaufbau genutzt hatte. Zusätzlich zu einem Multi-Vitamin/Mineralstoff-Präparat gaben wir James drei
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