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Was die Seele essen will

Was die Seele essen will

Titel: Was die Seele essen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Ross
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als Erste in North Carolina Familien-, Jugendlichen- und Esssuchttherapieprogramme einführten.
    Damals dachten wir, dass Suchtverlangen und Stimmungsschwankungen ausschließlich durch emotionale Traumata verursacht oder von abhängigen Vätern oder Müttern weitergegeben wurden, die Vorbilder für diese Verhaltensweisen waren. Die logische Folgerung war, dass die neuen, humanistischen Psychotherapiemethoden die Antwort waren, und anfangs schienen sie auch wirklich zu wirken. Es stand außer Frage, dass unsere Beratungs- und Aufklärungsprogramme in Kombination mit Zwölf-Schritte-Sitzungen [306] halfen, selbst die am tiefsten sitzenden Kindheitstraumata zu heilen, und unsere Patienten zu ehrlicheren und offeneren Menschen machten. Und es bestand auch kein Zweifel, dass unsere Programme ihnen halfen, die Dinge mit ihren Frauen, Kindern und anderen Verwandten ins Reine zu bringen.
    Trotz all dieser psychologischen Siege half dieser Ansatz vielen Menschen jedoch nicht , ihr Verlangen nach Drogen und Alkohol zu überwinden. Und nicht nur unser Programm versagte; in ganz Amerika stiegen die Rückfall­raten. Mit der breiten Verfügbarkeit neuer suchterzeugender Drogen wie Kokain, Crack, stärkerem Marihuana, allen möglichen Pillen und Heroin stiegen die Rückfallraten auf 90 Prozent und mehr. Und seitdem sind sie so hoch geblieben, trotz all der kreativen Versuche und harten Arbeit der Therapieprofis und des Mutes und des Engagements ihrer süchtigen Patien­ten.
    Diese 90 Prozent sind die intern bekannte Zahl. Sie sind die Zahl, die alle Therapieprogrammleiter, die ich kenne, zugeben. Manche sagten mir, ihre Rückfallquoten wären sogar noch höher.
    Die Biologie des Rückfalls
    Wenn Sie mit einer Sucht zu kämpfen hatten und bereits zeitweise davon losgekommen sind, wissen Sie, wie gut das von außen aussehen kann. Sie arbeiten fleißiger, schaffen es zu mehr Wettkämpfen Ihrer Kinder und gehen liebevoller mit Ihrer Frau oder Ihrem Mann um. Doch Sie fühlen sich nicht gut. Ihr Innenleben bleibt unglücklich, egal wie glücklich die äußeren Um­­stände und die Menschen, die Sie lieben, mittlerweile sind. Letztendlich treibt Sie diese innere Unzufriedenheit wieder zu der Linderung durch Alkohol oder Drogen. Wenn Ihre Lebensumstände – Ihre Arbeit, Ihr Zu­­hause, die Familie und Beziehungen – ebenfalls unglücklich oder stressgeladen sind, kann der Rückfall schneller erfolgen, doch mindestens 90 Prozent aller Süchtigen erleiden ihn, unabhängig von
ihren Lebensumständen;
den Drogen, die sie genommen haben;
der Stärke ihres Willens, trocken und clean zu bleiben.
    Ist eine hoffnungslos abhängige, gestörte Persönlichkeit schuld am Rückfall? Nein! Eine Studie der Harvard Universität über 40 Jahre hinweg räumte 1983 mit diesem Mythos auf. 1 Bei Untersuchungen an 600 Männern im Laufe der Jahre stellte sich heraus, dass es so etwas wie eine suchtgefährdete [307] Persönlichkeit nicht gab. Jede Art von Persönlichkeit konnte eine Ab­­hängigkeit entwickeln. Doch es gab eine süchtige Persönlichkeit, die sich entwickelte, wenn Menschen »unter den Einfluss« einer Droge gerieten. Die gleiche Studie ergab, dass diese süchtige Persönlichkeit bei denen, die trocken bleiben konnten, schließlich verschwand.
    Wenn also der Grund dafür, dass Menschen zu Drogen oder Alkohol greifen, nicht eine suchtgefährdete Persönlichkeit ist, was ist es dann? Ist es das Aufwachsen in einer abhängigen oder anderweitig gestörten oder missbrauchenden Familie? Wieder nein. Ich erinnere mich, wie schockiert ich war, als ich zum ersten Mal die Studien las, die zeigten, dass Kinder von nicht alkoholkranken biologischen Eltern, die jedoch von alkoholkranken Familien adoptiert worden waren, selber tendenziell keine Alkoholiker wurden. Doch was noch interessanter war: Kinder mit alkoholkranken biologischen Eltern, die unmittelbar nach der Geburt von nicht alkoholabhängigen Familien adoptiert worden waren, wurden Alkoholiker, mit fast derselben Häufigkeit wie Kinder alkoholkranker Eltern, die auch von ihren biologischen Eltern aufgezogen worden waren. Das bedeutet, dass nicht so sehr das Umfeld, in dem man aufwächst, einen zur Sucht treibt, sondern vielmehr die Gene – Ihre geerbte Gehirn- und Körperchemie.
    Wissenschaftler können heute die Gene zuordnen, die uns für eine Ab­­hängigkeit anfällig machen, genauso wie sie die Gene ausfindig machen, die für unsere Veranlagung zu Herzerkrankungen und Krebs verantwortlich

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