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Was die Seele krank macht und was sie heilt

Was die Seele krank macht und was sie heilt

Titel: Was die Seele krank macht und was sie heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schäfer
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Behördenauskünfte allein zu verlassen.
    Leichtfertige Adoptionen haben Folgen. Wenn beispielsweise ein Kind den Eltern vorenthalten wird, wird häufig auf seiten der Adoptiveltern für das entstandene Unrecht ein Partner oder ein Kind geopfert. Das ist der Preis, den man zu zahlen hat. Es kommt auch vor, daß bei einer leichtfertigen Adoption die Adoptivmutter schwanger wird und das Kind abtreibt. Somit ist es notwendig, sich über die eigenen Adoptionsmotive klarzuwerden.
    Statt ein Kind sofort zu adoptieren, kann es sinnvoll sein, es in Pflege zu nehmen. Die Pflege hat nämlich etwas Vorläufiges. Die Angst des Paares, das Kind dann eher verlieren zu können, ist gering, denn wenn es gut gepflegt wird, haben sie es sicher.
    In Aufstellungen sieht man des öfteren, daß Adoptierte Schweres für ihre Eltern tragen, obwohl sie sie gar nicht kennen. Der sichere Platz für das Kind ist dann oft bei den Adoptiveltern. Hierbei ist auch zu berücksichtigen, daß auf die Seele eine Adoption ähnlich wie eine Abtreibung wirkt und nicht einfach rückgängig gemacht werden kann.

Sexueller Mißbrauch

    Die Einsichten Bert Hellingers zu diesem Thema widersprechen völlig dem traditionellen Schema von Gut und Böse. Hellingers Ansichten werden sogar zuweilen als »skandalös« bezeichnet, denn er besitzt die Unverfrorenheit, auf die Liebe zu verweisen, die hinter dem Mißbrauch zutage tritt, und auf die Aufgabe, die der Mißbrauch in einem System übernommen hat. Selbstverständlich geht es bei Inzest um Gewalt und Machtmißbrauch, doch die Erfahrung von Familienaufstellungen zeigt, daß auch eine verzweifelte Liebe der Beteiligten eine Rolle spielt.
    Inzest ereignet sich häufig, wenn das Geben und Nehmen in einer Paarbeziehung dauerhaft unausgeglichen ist. Eine oft anzutreffende Konstellation zeigt das folgende Beispiel: Eine geschiedene Frau bringt in eine zweite Ehe eine Tochter aus erster Ehe mit. Im Rhythmus des Alltags wird von dem neuen Mann einiges an Rücksicht und Mitwirkung gefordert. obwohl es sich nicht um sein Kind handelt. Daher gibt er der Frau mehr als umgekehrt sie ihm. Wenn die Frau dies auch noch lautstark verlangt, wird die Balance des Gebens und Nehmens noch mehr gestört. Allmählich entsteht im Familiensystem ein unwiderstehliches Bedürfnis nach Ausgleich. In dieser Situation gerät das Kind häufig in die Lage, für die Mutter den Ausgleich gegenüber dem Mann herbeizuführen.
    In einem zweiten Beispiel, das die Psychotherapeutin Ilse Maly berichtet hat, ist das mangelnde Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen der Ausgangspunkt gewesen. Eine Klientin wurde sechs Jahre lang gemeinsam mit ihrer Schwester vom Vater sexuell mißbraucht. Die Frau hatte schon mehrere Therapien und Selbsterfahrungsgruppen hinter sich, doch die erhoffte innere Befreiung trat nicht ein. Der Vater wurde nach wie vor gehaßt, während die Mutter idealisiert wurde.
    Bei der Aufstellung kam heraus, daß die Mutter ihren ersten Mann im Krieg verloren hatte. Den zweiten Mann heiratete sie nur, um selbst versorgt zu sein und doch noch eine Familie gründen zu können. Auf eine Sexualität mit dem zweiten Mann ließ sich die Mutter kaum ein, denn sie blieb mit dem ersten Mann tief verbunden. Als Ausgleich hat sie nun unbewußt ihre Töchter dem Vater angeboten. Aus Liebe zu beiden Eltern haben sich die Töchter darauf eingelassen. Bei der Aufstellung konnte die Klientin dem Vater sagen: »Es war sehr schwer für mich. Ich nehme dich jetzt als meinen Vater. Was immer ich getan habe, habe ich aus Liebe getan, und deswegen ist an mir auch kein Makel. Die Folgen des Mißbrauchs lasse ich aber bei dir.« 9 Bei Familienaufstellungen kann man erleben, daß auch dann, wenn der Mißbrauch angeblich jahrelang vor der Mutter geheimgehalten ablief, die Seele der Mutter davon wußte. Oft ist es hilfreich, wenn ein solches Kind in einer Aufstellung der Mutter den Satz sagt: »Liebe Mutter, für dich tue ich es gerne.« Dadurch kommt für das Kind die wahre Dynamik ans Licht. Kinder haben eine so starke Bindung an die Eltern, daß sie zu größten Opfern bereit sind, um bei den Eltern bleiben und sich zugehörig fühlen zu können.
    Zu Inzest kann es auch kommen, wenn in einer Ehe der Mann oder die Frau die Familie verlassen will, um zum Beispiel einem verstorbenen Geschwister nachzufolgen. Da aus dem Wunsch, wegzugehen, ein Schuldgefühl entsteht, wird das Kind unbewußt als eine Art Ablöse an den anderen übergeben. So kann beispielsweise die

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